Oberkassel Anwohner sorgen sich ums Ortsbild

Oberkassel · Zum Schutz des Saarwerden-Viertels hat sich eine Bürgerinitiative gegründet. Bis jetzt wurden knapp 400 Unterschriften gesammelt.

 Hans Schulte, Lutz und Doris Rosenau, Babsi Rheinbay und Albert Günther (v.l.) kämpfen für den Erhalt des linken Hauses.

Hans Schulte, Lutz und Doris Rosenau, Babsi Rheinbay und Albert Günther (v.l.) kämpfen für den Erhalt des linken Hauses.

Foto: heide-ines willner

Vehement haben sie schon ihre Gaslaternen verteidigt. Jetzt geht es den Bewohnern des Saarwerden-Viertels darüber hinaus um den Erhalt der Baustruktur im Allgemeinen und um den Abriss des Hauses Saarwerden Straße 20 im Besonderen. "Dieser Teil des Vier-Häuser-Ensembles soll komplett abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt werden", sagt Albert Günther und weist bei einem Ortstermin auf das verlassene Haus hin. Ein Privatmann habe es nach dem Tod der Besitzerin von deren Nachkommen erworben und planen einen Neubau.

"Das Haus ist zwar in einem sanierungsbedürftigem, aber insgesamt passablen Zustand", sagt Günther und seine Nachbarn stimmen ihm zu. "Und wenn schon ein Abbruch nicht zu vermeiden ist, dann sollte wenigstens die Fassade erhalten werden, damit der Charakter des Ensembles nicht verlorengehe. "Wir haben alle umgebaut", gibt Peter Rheinbay zu. "Aber ohne die Frontseite zu verändern." Und das plane eben der neue Eigentümer. Die Gaube zum Beispiel werde doppelt so groß.

Ihr Anliegen hat die Initiative jüngst beim Luegalleefest mit Unterstützung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVV) vorgestellt und um Fürsprecher geworben. "Alle zwei Minuten haben wir eine Unterschrift bekommen", so Günther. "Viele kennen unser Viertel." So seien schon Anfang September die ersten 150 Unterschriften beisammen gewesen. "Inzwischen sind es knapp 400, die wir an Oberbürgermeister Thomas Geisel geschickt haben." Doch dabei hat es die Initiative nicht belassen. Hilfesuchend wendete sie sich an die Bezirksvertretung 4. Axel Warden, stellvertretender Bezirksbürgermeister mit SPD-Parteibuch, hatte daraufhin die Verwaltung gefragt, wie dieses, im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts als Postsiedlung entstandene Wohngebiet, erhalten werden könnte. Obwohl die Untere Denkmalbehörde "die Gesamtanlage im Sinne des Denkmalschutzes für geschichtlich wertvoll hält", bekam die Initiative von Cornelia Zuschke, Dezernentin für Bauen und Verkehr, einen abschlägigen Bescheid. Schriftlich erklärte sie, dass sie sich mit dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege für den Erhalt, der "von mir hochgeschätzten Struktur des Saarwerden-Viertels eingesetzt habe".

Die städtebauliche Qualität sei zwar erkannt, aber ein Denkmalschutz sei nicht gegeben. Damit sei sie allerdings nicht zufrieden, aber die wissenschaftliche Beurteilung setze andere Standards als die Sehgewohnheiten und die heimatlich zu begründenden angestammten Strukturen", fügt die Dezernentin hinzu. "Das Gebäude ist über Jahre nicht gepflegt worden und die Bausubstanz ist marode. Ein Ersatzbau ist deshalb unabwendbar." Sie habe sich aber gemeinsam mit der Bauaufsicht dafür eingesetzt, dass sich der Neubau in Größe, Dachform und Fenstergliederungen zur Straße hin dem Altbau und den angrenzenden Gebäuden anpasse.

Die Anwohner sind anderer Meinung. Günther: "Der Neubau unterscheidet sich auch wegen der Absenkung des Fußboden-Niveaus und Verlegung des Haueingangs vom Altbau und dem übrigen Ensemble." Das "Gesicht des Viertels" werde so nicht gewahrt. Ihre Bedenken haben sie nun wiederum in einem Schreiben an die Dezernentin zusammengefasst und um Einsicht in die Stellungnahme des Amtes für Denkmalschutz wie auch in die bausachverständige Prüfung gebeten. Denn: Dass das Haus nun als abbruchbedürftig eingestuft werde, "ist für uns nicht nachvollziehbar".

(RP)
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