Düsseldorf Zoff um Oberbilker Wochenmarkt

Oberbilk · Seit der Eröffnung des umgebauten Marktplatzes beklagen Markt- und Imbisshändler erschwerende Auflagen der Stadt. James Gomes darf seinen Imbisswagen nicht mehr über Nacht stehen lassen, hat auch keinen Zugang mehr zu Wasser.

 Seit zehn Jahren steht James Gomes mit seinem Imbiss für indische Küche am Oberbilker Markt. Ohne Zugang zu Wasser und Strom und einen Abstellplatz für die Nacht sei sein Geschäft in Gefahr.

Seit zehn Jahren steht James Gomes mit seinem Imbiss für indische Küche am Oberbilker Markt. Ohne Zugang zu Wasser und Strom und einen Abstellplatz für die Nacht sei sein Geschäft in Gefahr.

Foto: Bernd Schaller

Als James Gomes vor 40 Jahren aus Neu-Delhi nach Deutschland kam, wollte er als Koch das Interesse der Deutschen für seine Landesküche wecken. Nach Stationen am Breidenbacher Hof, im Radisson-Blu-Hotel und bei Prinzinger tut er das seit zehn Jahren mit einem indischen Imbiss am Oberbilker Markt, wo er inzwischen auch typisch-deutsche Spezialitäten wie Curry-Wurst verkauft.

"Meine Rente würde für den Lebensunterhalt nicht reichen, und ich will kein Sozialhilfeempfänger werden. Mit meiner Frau will ich deswegen so lange wie möglich das Geschäft am Laufen halten", sagt der 68-Jährige. Doch seit der Eröffnung des umgebauten Marktplatzes erschweren neue Auflagen der Stadt ihm das: "Ich darf meinen Wagen über Nacht nicht mehr stehenlassen, kann mir aber einen Standplatz zum Beispiel am Großmarkt nicht leisten. Und es gibt keinen Trinkwasseranschluss mehr, daher muss ich mit meiner Frau jeden Tag 60 Liter Wasser in Kanistern mit der Bahn aus Oberkassel hierherfahren."

Anfang Juni hatte Oberbürgermeister Thomas Geisel den für 2,5 Millionen Euro umgebauten Platz den Bürgern übergeben. "Ich wollte ihm schon damals von den Problemen auf dem Marktplatz erzählen, die ich, aber auch der Besitzer des Döner-Imbisses hier hat, doch ich kam nicht an ihn heran", sagt Gomes vom "Chindia"-Imbiss. Auf juristischem Wege versucht der Imbiss-Inhaber inzwischen eine Lösung herbeizuführen: "Auf anderen Marktplätzen in der Stadt dürfen Händler über Nacht stehenbleiben, warum wir nicht mehr?" Mehrere hundert Kunden, darunter Richter und Rechtsanwälte vom nahe gelegenen Amts- und Landgericht, würden sich mit einer Petition für ihn stark machen. Die soll bald der Stadt übergeben werden.

Obst- und Gemüsehändlerin Angela Miggitsch beklagt, dass sie samstags fast alleine auf dem Markt steht: "Neben mir gibt es nur noch einen Blumenstand. Das kann man doch keinen Wochenmarkt nennen!" Die Stadt solle mehr Händler für den Markt gewinnen: "Viele Kunden wünschen sich wieder jemanden, der Geflügel verkauft. Denn Andreas Ingenbleek kommt nicht mehr hierher, seit er seinen Wagen nicht mehr über Nacht stehen lassen darf, doch die Stadt hat stattdessen einen weiteren Gemüsehändler hierher geholt, was für mein Geschäft natürlich nicht so gut ist." "Die Stadt macht den Markt kaputt, bedroht die Existenz von Imbiss-Verkäufern wie Gomes", sagt Beate Matth, Verkäuferin bei der Prümtaler Mühlenbäckerei.

"Der Oberbilker Markt ist kein reiner Marktplatz, er soll allen Bürgern zur Verfügung stehen, etwa für Veranstaltungen genutzt werden, deswegen sollen die Marktstände nicht dauerhaft stehen", sagt Stadtsprecher Michael Buch auf RP-Anfrage. Es gebe keine Verpflichtung der Stadt, den Händlern oder Imbissverkäufern einen Wasseranschluss bereit zu stellen. Strom steht laut dem Amt für Verbraucherschutz "allen Händlern zur Verfügung und wird auch von allen genutzt". In der Wochenmarktsatzung sei geregelt, dass zwei Stunden vor der Marktzeit aufgebaut werden darf, spätestens zwei Stunden danach abgebaut werden muss. Ausnahmen gebe es nur auf vier Wochenmärkten: In Benrath, Eller, Unterbilk und Pempelfort (Rochuskirche) müssten die Händler nur samstags und vor gesetzlichen Feiertagen abbauen, weil diese Plätze "ausschließlich für die Wochenmarktnutzung zur Verfügung stehen sollen und eben nicht für andere Veranstaltungen".

James Gomes weiß nicht, wie lange er seinen Betrieb unter den neuen Bedingungen aufrecht erhalten kann. "Es muss doch so etwas wie einen Bestandsschutz für Menschen wie mich geben. Ich kann nicht jeden Abend den Wagen wegfahren und das Wasser in Kanistern hierherbringen. Das sehen auch viele Menschen in Oberbilk so."

(semi)
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