Oberbilk Wettstreit zwischen Pfarrern und "Slammern"

Oberbilk · Unter dem Titel "Komm' du mal in mein Alter" lieferten sich Düsseldorfer Pfarrer und Poetry Slammer einen Wettstreit. Ziel dieses Slams war, sich dem Phänomen des Alterns poetisch zu nähern.

 Harald Steffes von der Stadtakademie trat als slammender Pfarrer in der Christuskirche auf.

Harald Steffes von der Stadtakademie trat als slammender Pfarrer in der Christuskirche auf.

Foto: Anne Orthen

/ Kaiserswerth Ein Publikum innerhalb von sechs Minuten von sich und seiner Arbeit zu überzeugen - keine leichte Aufgabe. Aber die Sechs-Minuten-Regel bildete die Basis für den Preacher-Slam, der am Sonntagabend erstmals in der Christuskirche an der Kruppstraße über die Kanzel ging.

"Wir von der Jugendkirche probieren stets Ungewöhnliches aus, um die Jugendlichen in Kontakt mit der Kirche zu bringen", sagte Nils Davidovic. Er ist Leiter der evangelischen Jugendkirche Düsseldorf und Veranstalter des Slams. Davidovic trat auch als Moderator vor die etwa 150 Zuschauer. Als Co-Moderator kam Bernard Hoffmeister, Poetry-Slammer aus Düsseldorf, dazu. Das Konzept des Abends: Drei erfahrene Poetry-Slammer und drei Düsseldorfer Geistliche treten abwechselnd mit selbst geschriebenen Texten ans Mikrofon.

Was die acht Slammer dabei vortrugen, war ihnen überlassen - nur ein übergreifendes Motto hatten die Veranstalter vorgeschrieben: "Komm' du mal in mein Alter", ein "cooles, intergeneratives Motto mit vielen spannenden Anknüpfungspunkten", sagte Davidovic. "Wir sind hier zwar in der Kirche, aber es darf gelacht, geschrien und gejubelt werden", sagte Hoffmeister und holte als ersten Slammer Klaus Urban an das Mikro. Es folgten die Poetry-Slammer Luca Swieter aus Aachen und Max Humpert aus Köln sowie Sascha Flüchter, Schulpfarrer vom Theodor-Fliedner-Gymnasium Kaiserswerth, Natalie Broich von Christus- und Johanneskirche Düsseldorf sowie Simone Enthöfer Landesjugendpfarrerin der evangelischen Kirche Rheinland und Harald Steffes von der Stadtakademie Düsseldorf.

Slammer wie Pfarrer trugen amüsante Texte vor, die von absurden Familienfesten, persönliche Einsichten und skurrilen Beobachtungen im Alltag handelten. Das Publikum war Teil der Show: Erst wählten die Moderatoren einige Zuschauer aus, die mit großen Tafeln die Vortragenden mit Punkten von Eins bis Zehn bewerteten. Das klappte gut, bis am Ende je ein bester pro Berufsgruppe gewählt war, der Kaiserswerther Pfarrer Sascha Flüchter und die Slammerin Luca Swieter. Den finalen Sieger kürten alle Zuschauer gemeinsam per Applaus - und der war heftig, denn der Preacher-Slam kam gut an. "Ich habe gar nicht gedacht, dass es in einer Kirche so lustig zugeht", flüsterte ein Teenie seiner Mutter zu.

Unter den Zuschauern war Lars Schütte, Pfarrer der Christuskirche. "So ein Auftritt als Slam-Pfarrer bringt viel Humor in die Theologie", sagte er. "Und es ist eine gute Übung, um bei Predigten nicht allzu pastoral zu wirken." Auch Hoffmeister und Davidovic betonten, es gehe nicht nur ums Gewinnen. "Viel wichtiger sind Poetry und Spaß." Trotzdem sei erwähnt: Die Siegprämie - eine Flasche Whisky - ging am Ende an die Slammerin.

(RP)
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