Düsseldorf Konfirmanden erleben den Kreuzweg

Oberbilk · Zum ökumenischen Passionsgottesdienst in der Christuskirche kamen fast 100 Konfirmanden. In einem großen Kreis sitzend sollten die Jugendlichen den Kreuzweg, also die letzten Stunden Jesu, auf eine persönliche Weise erfahren.

 Die knapp 100 Konfirmanden aus verschiedenen Düsseldorfer Gemeinden verfolgten beim Passionsgottesdienst den Kreuzweg Jesu in der Christuskirche. Dort fehlen für sieben Wochen die Kirchenbänke.

Die knapp 100 Konfirmanden aus verschiedenen Düsseldorfer Gemeinden verfolgten beim Passionsgottesdienst den Kreuzweg Jesu in der Christuskirche. Dort fehlen für sieben Wochen die Kirchenbänke.

Foto: Bernd Schaller

Leiden ist etwas, das Kindern und Jugendlichen nicht fern ist, findet Pfarrerin Sabine Reinhold etwas. Beim Passionsgottesdienst in der Christuskirche erlebten knapp 100 Düsseldorfer Konfirmanden und Mitglieder der katholischen Jugendverbände auf interaktive Weise die Geschichte vom Kreuzweg Jesu. Lieder, Gebete und Bilder, die auf vier verschiedene Leinwände projiziert wurden, sollten den 13- und 14-Jährigen zeigen, dass sie mit ihren Problemen und Ängsten nicht allein sind - und es vielleicht sogar Parallelen zwischen ihrem eigenen Leben und der biblischen Geschichte gibt.

"Die Jugendlichen wissen, wie es sich anfühlt, niedergedrückt zu sein", sagte Reinhold. "Sie sehen hier aber auch, wie wichtig es ist, sich gegenseitig zu helfen." Die Konfirmanden kamen unter anderem aus den Gemeinden der Friedens-, Johannes- und Matthäikirche und halfen beim Ausarbeiten des Programms. Beim Gottesdienst stellten sie zusammen mit Pfarrern und ehrenamtlichen Jugendleitern ihrer Gemeinde in sieben Stationen verschiedene Aspekte des Kreuzweges wie die Auslieferung Jesu, den Spott und die Last beim Tragen des Kreuzes dar.

Zwischen den klavierbegleiteten Liedern und Gebeten hatten einige Konfirmanden auch kurze Monologe vorbereitet. Mit dem Satz "Das kann man Jahre später noch auf Youtube sehen", deutete ein Jugendlicher an, dass es auch heute öffentlichen Spott wie den gebe, den viele Menschen laut biblischer Geschichte Jesus auf seinem letzten Weg entgegengebrachten. Station Sechs stellte unter dem Titel "Niedergedrückt" Wut, Hilflosigkeit und Mobbing dar, Gefühle und Situationen, die viele Kinder und Jugendlichen einmal erlebten. Auch der ausführenden Seite des Mobbings nahm sich eine Station an, die den Titel "Täter" trug. Hier ging es in einem kurzen Vortrag um Gruppenzwang und öffentliche Bloßstellung.

Pfarrerin Frauke Müller-Sterl bereitete zusammen mit ihren Konfirmanden der evangelischen Jugend Bilk und Oliver Boeddrig, Leiter der Kinder- und Jugendarbeit, die Stationen "Im Schatten des Kreuzes" und "Abschied gestalten" vor. Müller-Sterl sieht in der christlichen Leidensgeschichte Vorbilder für die Jugendlichen. "Die Frauen, die Jesus auf seinem Weg begleiten, machen klar, dass man sich beistehen muss", sagte sie. Leiden sei eng mit der Realität der Menschen verbunden, weshalb das Thema auch für junge Konfirmanden eine große Bedeutung habe.

Für Markus Schröder vom jugendpastoralen Zentrum "die botschaft" ist der Kreuzweg deswegen interessant, weil seine Schilderung in der Bibel auch die Frage nach der Barmherzigkeit Gottes stelle: "Wie kann er das zulassen?" Überhaupt sei die schwierige Thematik um "Kreuz, Leiden und Tod nah an den Menschen", denn viele der jungen Gottesdienstbesucher hätten in ihrem Leben bereits "viel Schlimmes" erfahren, wie Schröder als Jugendseelsorger weiß. So wie manche Jugendliche sei auch Jesus "an seine Grenzen gekommen", habe "zweifeln und hoffen" müssen.

Den Abschluss des Gottesdienstes bildete der Aufruf an die Konfirmanden, ihre "Wünsche und Dankbarkeit" durch kleine Notizzettel, Blumen oder Kerzen an den Altar zu bringen. Auch ihre "Wut" und Verzweiflung konnten die Konfirmanden kommunizieren, indem sie ein kleines Stück Stacheldraht nach vorn brachten.

(bur)
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