Oberbilk Jugendtreff V24 schweißt zusammen

Oberbilk · Nach der Velberter Straße 24 ist die Jugendfreizeiteinrichtung V24 benannt. Kinder und Jugendliche vieler Kulturen haben dort in den vergangenen 20 Jahren ihre Freizeit verbracht - und waren bei der Geburtstagsfeier ganz gerührt.

 Schüler der OGS Höhenstraße zeigten bei der Jubiläumsfeier des Jugendtreffs V24 eine Aufführung. Auch viele ehemalige Betreuer kamen zum Fest.

Schüler der OGS Höhenstraße zeigten bei der Jubiläumsfeier des Jugendtreffs V24 eine Aufführung. Auch viele ehemalige Betreuer kamen zum Fest.

Foto: Andreas Endermann

"Man braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erziehen", mit diesem afrikanischen Sprichwort leitete Oliva Zelosko die Feier zum 20-jährigen Bestehen der Jugendfreizeiteinrichtung V24 auf der Velberter Straße ein. Sie schloss mit ihren persönlichen Eindrücken aus 20 Jahren V24: "Nicht selten habe ich abends das Gefühl, das ganze Dorf war heute da."

Für diese Einbindung "des ganzen Dorfes" unternimmt die städtische Einrichtung in Oberbilk viel: Das V24 steht nominell Kindern und Jugendlichen von sechs bis 18 Jahren offen, doch nicht "nur" die Kinder werden angesprochen: Es gibt auch Angebote für die gesamte Familie wie Familienfreizeiten, Elternangebote und die alljährlich stattfindenden Gala-Abende am Weltfrauentag (8. März). "Da Tanzen die Frauen dann auf den Billardtischen", sagt Zelosko und lächelt.

Die Einrichtungsleiterin Zelosko erinnert sich an die Anfänge des V24: "Da haben sich beim Einräumen des Gebäudes die Sechsjährigen schon die Nasen an der Scheibe platt gedrückt, damals, als wir aufgemacht haben." Sie lächelt und fügt hinzu: "Jetzt kommen ihre Kinder zu uns". Miriam Wienand, 28, und Daniel Dunkel, 30, sind Teilnehmer der ersten Minute: "Die Kinder, die sich die Nase am Fenster platt gedrückt haben - das sind wir!", bestätigen sie die Aussage von Zelosko.

Miriam ist mittlerweile Mutter, mit einem Jahr ist ihr Kind jedoch zu jung für das V24. Stefanie Reimer, 28, ist auch ein Kind der ersten Stunde - und schickt ihren achtjährigen Sohn zum Jugendtreff. "Hier gibt es ein tolles Freizeitangebot", so beschreibt sie ihre Motivation, in der zweiten Generation das V24 aufzusuchen, und fügt nachdenklich hinzu: "Und man macht keinen Blödsinn". Das V24 ist offensichtlich ein Teil der Biografie, der Lebensgeschichte von nicht wenigen Einwohnern von Oberbilk - und allem Anschein nach ein Teil, der vielen positiv in Erinnerung geblieben ist. Die Eltern werden angehalten, sich in den Alltag der Einrichtung einzubringen, indem sie zum Beispiel bei dem kostenlosen Geigenunterricht für die Kinder auch mitarbeiten müssten, so Zelosko.

Kostenloser Geigenunterricht - das ist schon etwas Besonderes. Doch das V24 bietet noch viele andere Dinge an. Anzuführen wäre die "aufsuchende Arbeit", früher hieß das Streetworking, Therapeuten, die präventiv mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten, ein dreieinhalb Jahre dauerndes Projekt gemeinsam mit einem Jugendverband der Roma, und einigem mehr.

Da mag es nicht verwundern, dass die Einrichtung pro Tag 200 Kinder und Jugendliche erreicht, die aus vielen verschiedenen Kulturen stammen. Stephan Glaremin, seit 10 Jahren Abteilungsleiter der Jugendförderung der Stadt, fasst seine Eindrücke des V24 zusammen: "Es ist eine wichtige Einrichtung an der richtigen Stelle, an dem richtigen Ort, mit dem richtigen Personal - es ist ein wichtiger Ort für Kinder, Jugendliche und ihre Familien in Oberbilk".

Im V24 lernten sich 43 Nationalitäten kennen, erklärt Zelosko, so könnten nicht alle angedachten Projekte erfolgreich beendet werden, zum Beispiel die Tauschbörse. Dort bietet ein Mensch eine Dienstleistung an und erhält zum Tausch eine andere Dienstleistung, erklärt Zelosko. Jedoch sei dieser Tauschgedanke offenbar auch kulturell geprägt: "Unsere Teilnehmer haben zum großen Teil gar nicht verstanden, warum sie für ihre selbstverständliche Hilfe etwas im Tausch annehmen sollten, man hilft sich doch, um zu helfen!"

Nicht ganz selbstverständlich ist wohl auch, dass sich sehr viele Ehemalige zu der Feier angemeldet haben und es kaum erwarten konnten, dass sie ihre ehemaligen Betreuer treffen, jetzt, da sie erwachsen und in einigen Fällen bereits Mutter oder Vater geworden sind. So war die Feier auch sehr emotional, einige Gäste waren derart gerührt, dass sie anfingen zu weinen.

(RP)
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