Oberbilk Integration durch Kunst

Oberbilk · Die "Werkstatt Interkultour" bringt jugendliche Flüchtlinge zusammen.

 Harmonisch und vergnüglich wie hier ging es beim Flüchtlingstreff in der Siegburger Straße zu, wo Jugendliche ihre Kunstprojekte vorstellten.

Harmonisch und vergnüglich wie hier ging es beim Flüchtlingstreff in der Siegburger Straße zu, wo Jugendliche ihre Kunstprojekte vorstellten.

Foto: ANNE ORTHEN

"Wolken siegen über Grenzen. Sie ziehen hinüber, ohne dass jemand sie aufhalten kann."

Die Texte für das Theaterstück haben sich die Jugendlichen selbst ausgedacht. Sie drücken bildhaft die Sehnsüchte aus, die ein Leben als Flüchtling mit sich bringt. Im Hause der Aktion & Kultur mit Kindern (Akki e.V.) in der Siegburger Straße konnten die Heranwachsenden letzten Freitag ihre Kreativität ausleben.

Sami (15) stammt aus Syrien und kam vor elf Monaten unbegleitet nach Deutschland. Der Jugendliche mit schwarzer Kappe und lila Turnschuhen hat sich für die Hip-Hop-Gruppe gemeldet und singt über den Krieg zuhause: "Gute Menschen existieren nicht mehr. Sie sind tot." Sami versteht das ganze Morden nicht, wo Mohammed doch Brüderlichkeit gepredigt hat. Ähnlich ergeht es der verwaisten Stella (15) aus dem Kongo. Die Bass-Spielerin erzählt, dass der dortige Krieg zwischen Regierung und aufständischen Söldnertrupps viele Tote fordere und einfach kein Ende nehmen mag. Insgesamt 60 Jugendliche aus zehn Ländern verarbeiteten über zwei Wochen hinweg in Film, Hip Hop, Musik & Tanz oder Theater die teils traumatischen Erlebnisse aus ihrer Heimat und die neu gewonnenen Eindrücke in Deutschland. Die freiwillige Anmeldung zum Projekt erfolgte über ihre Schulen und Heime.

Unterstützt und begleitet wurden sie dabei vom Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation (zakk). Diverse Fördervereine stellten den kreativen Heranwachsenden für ihre Projekte erfahrene Künstler, Sprachtrainer und Pädagogen zur Seite.

An Deutschland gefällt Sami vor allem die Sprache, die er mittlerweile auch gut beherrscht, an das Essen musste er sich aber erst einmal gewöhnen. "Es gibt hier zu allem Kartoffeln", erzählt er und lacht.

Respektvolles und friedliches Zusammenleben zu fördern sind zentrale Ziele der Kommunalstelle für Integration und Bildung (KIB), dem Veranstalter. Das funktioniert hier zwischen den 14- bis 17-jährigen Irakern, Iranern und Senegalesen tadellos, zur Begrüßung umarmen und küssen sie sich herzlich. Viel Arabisch ist zu hören, verständigt wird sich aber auch auf Deutsch, Englisch, Französisch oder mit Händen und Füßen.

"Wo will ich hin?" fragt der maskierte, anonyme Protagonist im Filmprojekt. Und in der Tat: Ob die Jugendlichen mit Erreichen der Volljährigkeit hierbleiben dürfen, hänge vom Herkunftsland und einigen anderen Faktoren ab, erklärt Robert Hillmanns vom Zakk. Eine Wolke müsste man eben sein.

(gift)
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