Oberbilk Das Leben ist seine Inspiration

Oberbilk · Jan Michaelis' Leidenschaft sind Cartoons. Schon als Kind war er ganz verrückt nach den Zeichnungen. Seinen Lebensunterhalt verdient er zwar nicht damit, aber ein paar Zeitungen haben seine Karikaturen schon abgedruckt.

 Jan Michaelis zeichnet Cartoons, ohne technische Hilfsmittel. Ein Bild wird bald in einem Museum auf Föhr ausgestellt.

Jan Michaelis zeichnet Cartoons, ohne technische Hilfsmittel. Ein Bild wird bald in einem Museum auf Föhr ausgestellt.

Foto: andreas bretz

Acht, vielleicht neun Jahre muss Jan Michaelis damals gewesen sein, als er stapelweise Playboy-Hefte durchwühlte. Sein Vater kaufte die Magazine, "er ist Künstler und malte viele Körper", sagt der heute 48-Jährige. Die Körper der Frauen interessierten den jungen Michaelis nicht, was er damit anfangen soll, wusste er nicht. "Wir haben die Funnys gesucht", sagt Michaelis, und meint damit die Comics, die im Playboy abgedruckt waren. Damals ist sie entstanden, die Leidenschaft fürs Zeichnen, seine Liebe zu Cartoons. Heute verdient Jan Michaelis zwar nicht seinen Lebensunterhalt damit, aber der Oberbilker verbringt viel Zeit beim Zeichnen.

Ein "Jami"-Cartoon - so unterzeichnet Michaelis seine Werke - wird Ende Juni in einer Ausstellung auf der Insel Föhr zu sehen sein. An einem Wettbewerb hat der 48-Jährige teilgenommen, dazu aufgerufen hatte Jörg Stauvermann, Herausgeber der Satire-Zeitung "Alles, alles Gute". "Wale. Kapitäne. Und Kollegen" war das Thema, "Föhr ist ganz bekannt für seine Walfang-Geschichte", sagt Michaelis, der sofort an Moby Dick dachte, den weißen Wal und Kapitän Ahab. Vier Motive fertigte der Zeichner an, "das schwarz-weiße ist ausgewählt worden". Darauf zu sehen sind Kapitän und Wal, die beide auf Pferden sitzen und sich mit einer Windmühle im Rücken streng in die Augen starren. "Moby Dick Remake auf Föhr" hat Jan Michaelis den Cartoon genannt - an Don Quichottes Begegnung mit Windmühlen soll er erinnern, die die Romanfigur für Riesen hält und bekämpfen will.

Ganz klassisch arbeitet Jan Michaelis, ohne Computer, ohne technische Hilfsmittel. Mit einem hellblauen Stift zeichnet er seine Ideen vor, am Lichtkasten paust er die Skizzen durch. Eigentlich hat Jan Michaelis eine Ausbildung gemacht als Buchhändler, in einem Kunstbuchhandel arbeitete er einige Jahre. Bis er seine Frau kennenlernte, die ihn animierte, sich selbstständig zu machen. Nicht mit dem Zeichnen, sondern als Schreiber. "Halbtags bin ich Schriftsteller, halbtags arbeite ich bei der Post", sagt er. Krimi-Kurzgeschichten hat Michaelis geschrieben, einige Cover selbst illustriert. Auch, wenn das Zeichnen immer nur Hobby war, ein paar Zeitungen haben schon Karikaturen abgedruckt.

An die Kunstakademie wäre Jan Michaelis gerne gegangen, er stellte sogar ein Portfolio zusammen. "Aber die Konkurrenz war groß", sagt er. Einen Sommerkurs in Kassel besuchte er irgendwann, wo er von bekannten Zeichnern lernen konnte. "Rattelschneck" ist Dozenten gewesen, ein Karikaturist, der sehr reduziert zeichnet, fast schon schlampig, wie Michaelis findet, "aber der stark ist in seinem Witz".

Der Witz mache einen guten Cartoon aus, "auch, wenn meine Witze nicht immer alle verstehen", sagt Michaelis. Manchmal baut er Gleichnisse aus der Bibel ein, "die Bibel bietet sich total gut an für Witze", sagt Michaelis. Besonders gläubig ist er nicht, aus der Kirche ist er ausgetreten. Ein bisschen belesen müsse ein Cartoonist aber sein, Inspiration holt sich der 48-Jährige vor allem aus dem Leben. "Ich gehe durch die Stadt, ohne auf der Suche zu sein", sagt Michaelis. Entdecken muss er die Geschichten, die er dann unbedingt zeichnen will. Wie die Szene im Restaurant, als er sich mit einem befreundeten Künstler getroffen hat und zum Kellner sagte, er hätte gern die Pfeffermühle eingepackt. "Für unterwegs, als Pfefferspray", sagt Michaelis und grinst. Die verrückten Ideen, die er hat, "müssen eben irgendwohin", sagt Jan Michaelis. Am besten auf ein A4-Format, bunt oder schwarz-weiß, und mit viel Humor.

(RP)
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