Lärmschutz in Düsseldorf Jemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten

Friedrichstadt/Oberbilk · Wenn der Rhein-Ruhr-Express (RRX) kommt, sollen Lärmschutzwände die Anwohner in Oberbilk und Friedrichsstadt vor der zusätzlichen Geräuschkulisse bewahren. In der Gustav-Poensgen-Straße regt sich Widerstand, die Anwohner wollen die Lärmschutzwand nicht. Es sei doch schon viel leiser geworden, sagen sie.

 Günther Eberl möchte keine acht Meter hohe Wand vor seiner Haustür haben. Er findet die Straße ruhiger als früher.

Günther Eberl möchte keine acht Meter hohe Wand vor seiner Haustür haben. Er findet die Straße ruhiger als früher.

Foto: Andreas Bretz

Günther Eberl meint, dass ihn das ja gar nicht mehr betreffen wird, diese riesige Wand. Eberl ist 70 Jahre alt, wenn der RRX irgendwann an seinem Haus vorbeifährt, "dann bin ich doch schon tot". Vielleicht hat er bis dahin auch eine andere Wohnung gefunden, denn Eberl ist "auf der Suche", wie er sagt.

Nicht, dass es ihm in der Gustav-Poensgen-Straße nicht gefallen würde, aber irgendwann werde ihm das hier wohl zuviel werden, mitten in der Stadt, "und seitdem die Schule auch am Nachmittag geöffnet hat, ist ja nicht einmal hinten Ruhe". Eberl wohnt im zweiten Stock eines Gründerzeithauses, gemeinsam mit seiner Frau. Die ganze Hausgemeinschaft ist gegen die Pläne der Bahn zum Lärmschutz, nicht zuletzt, weil der Lärm ja früher auch schlimmer gewesen sei. "Im Vergleich ist es ja geradezu himmlisch ruhig jetzt", sagt Eberl.

Damals, da wurden in der Nacht noch die Autos auf die Güterzüge verladen, da sei wirklich noch etwas losgewesen, und niemand habe sich darum geschert, ob man aufrecht im Bett stehe, wenn die Bremsen der Waggons quietschten. Eberl wohnt seit 1969 in dem Haus. Er lacht viel, die Nähe zu den vielbefahrenen Bahngleisen hat ihm augenscheinlich nicht geschadet.

Wenn der Rhein Ruhr Express kommt, wird er von seinem Fenster aus auf eine acht Meter hohe Schallschutzwand blicken. Inwieweit die alten Platanen in Mitleidenschaft gezogen werden, ist noch nicht klar, doch zu wenig Schatten - wie einige in der Straße befürchten - wird wohl das kleinste Problem sein. Stattdessen werden die meisten Bewohner der Straße in Friedrichstadt kaum noch den Himmel sehen können.

 An der Gustav-Poensgen-Straße soll die Mauer um eine vier Meter hohe Schallschutzwand (grün) erhöht werden. Anwohner werden dann auf eine acht Meter hohe Wand schauen. Ob, und wenn ja, wie sie aufgehübscht werden kann, ist noch unklar.

An der Gustav-Poensgen-Straße soll die Mauer um eine vier Meter hohe Schallschutzwand (grün) erhöht werden. Anwohner werden dann auf eine acht Meter hohe Wand schauen. Ob, und wenn ja, wie sie aufgehübscht werden kann, ist noch unklar.

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Viele der Menschen in der Straße haben noch nicht von den Maßnahmen gehört, die die Deutsche Bahn im Rahmen ihrer Umbauten für den RRX plant. Mit dem RRX sind erhebliche Änderungen an der Strecke notwendig, so soll in Düsseldorf ein Ausbau auf durchgehend sechs Gleise stattfinden. Eisenbahnüberführungen müssen dementsprechend angepasst oder auch neu gebaut werden. Der Lärmschutz spielt dabei eine große Rolle, und der ist kaum verhandelbar, denn Grundlage des Ganzen ist das Bundesimissionsschutzgesetz. Die Bahn und der Bund müssen für Lärmschutz sorgen, selbst wenn die betroffenen Anwohner nicht hinter einer acht Meter hohen Mauer leben, auf Parkplätze verzichten und Bäume erhalten wollen.

Auch in Eller und Lierenfeld soll eine vier Meter hohe Wand vor dem Lärm schützen, der bereits jetzt über den empfohlenen Grenzwerten liegt. Da bestehende Strecken aber von den Auflagen ausgenommen sind, ist die Bahn erst mit dem Gleisneubau verpflichtet, unter den Werten zu bleiben. Die acht Meter hohe Wand an der Gustav-Poensgen-Straße kommt dadurch zustande, dass die Gleise hier bereits vier Meter hoch liegen.

Für Marina Beier, die erst vor kurzem in den Stadtteil gezogen ist, kommt es sehr auf die Gestaltung der Wand an. "Man könnte ja auch Rankpflanzen an der Wand wachsen lassen", dann biete sich vielleicht sogar eine Chance, dass die Straße beliebter wird. Sie hat den nächtlichen Lärm durch die Autozüge nicht mitbekommen, damals wohnte sie noch nicht hier. Sie kann sich allerdings vorstellen, auch noch 2020 in der Straße zu wohnen. Frühestens dann sollen die Arbeiten beginnen.

(RP)
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