Niederkassel Tonnenbauern feiern ausgelassen

Niederkassel · Bereits zum 131. Mal gab es in Niederkassel das Tonnenrennen. Auch aus der Bundeshauptstadt waren ein teilnehmendes Prinzenpaar angereist. Der Wettbewerb zu Karneval ist wohl einmalig.

 Prinz Carsten II (l.) hatte Mühe, beim Tonnenrennen mit Tonnenbauer Christopher Schritt zu halten.

Prinz Carsten II (l.) hatte Mühe, beim Tonnenrennen mit Tonnenbauer Christopher Schritt zu halten.

Foto: hans-jürgen bauer

Jecke lassen sich ihre gute Laune nicht so schnell verderben. Und ihre Freude am karnevalistischen Frohsinn schon erst recht nicht. Das bewiesen die vielen Zuschauer eindrucksvoll, die zum Veedelszug und zur 131. Auflage des Tonnenrennens nach Niederkassel gekommen waren. Sie ertrugen die unerfreulichen Kapriolen des Wetters fast ungerührt. Vom Hagel über Regenschauer bis zum kurzzeitigen Auftauchen der Sonne war alles dabei, was der Wettergott am Karnevalssonntag im Angebot hatte. Man suchte Schutz in Hauseingängen oder stellte sich in geöffneten Garagen unter und wärmte sich mit Heißgetränken.

Mancher war schon zufrieden, wenn zum Kostüm ein weiter Umhang und ein ausladender Hut gehörten, die Schutz boten. Wie bei dem 83-jährigen Jürgen, der nach drei Schlaganfällen seit fünf Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen ist, sich aber trotzdem das alljährliche linksrheinische Karnevalsspektakel nicht entgehen lässt. "Ich lebe seit 50 Jahren in Oberkassel und versuche, jedes Jahr hierher zu kommen", versicherte er ein bisschen stolz. Eine Stunde hatte er in einem grell-gelben Poncho und mit einem überdimensionalen mexikanischem Sombrero auf dem Kopf von der Diakonie Oberkassel gebraucht und freute sich, obwohl durchnässt, auf den Veedelszug. "Den Zug gucken, ein paar Bierchen trinken und dann wieder nach Hause rollen", meinte er gut gelaunt.

Angeführt von der Prinzengarde der Stadt Düsseldorf kam der Zug dann auch auf die Minute pünktlich und bot den dichtgedrängt stehenden Zuschauern am Straßenrand das gewohnt farbenfrohe Bild. Gleich am Anfang glänzte trotz des verhangenen Himmels die Prinzengarde der Stadt Düsseldorf in ihren stattlichen rot-weißen Uniformen. Angeführt wurde dieser Blickfang von Josef Hinkel, von Zug-Moderator und Berufskollege Thomas Puppe überschwänglich als "schönster Bäcker Deutschlands" begrüßt. Unter den mehr als 20 Gruppen des Zuges waren auch die Abordnungen der Jecke Pänz, der KG Zwerge und des Heerdter Karnevalsvereins. Die deutsch-japanische Kapelle sorgte für die passende Musik. Kinder der Niederkasseler Grundschule und der japanischen Internationalen Schule, Mitglieder des Kindergartens St. Anna und der Kindertagesstätte Christus König wurden nicht müde, den Besuchern Kamelle zuzuwerfen. Sie wurden immer wieder durch den traditionellen Karnevalsruf der Tonnenbauern "Trän drop" gegrüßt. Abschluss des Zuges und Höhepunkt zugleich wie alle Jahre war dann das imposante Bild, das der heimische Karnevalsverein Tonnengarde bot. Unermüdlich und immer lächelnd winkten Tonnenbauer Christopher und Tonnenbäuerin Anne ins Publikum.

Die beiden waren es dann auch, die beim anschließenden Tonnenrennen nach den Kinder-Tonnenbauern Fausta und Orfeo ihre Fähigkeit beweisen mussten, auf Klompen Karre und Tonne schieben zu können. "Der war auf Schlittschuhen als Profi bei der DEG auch nicht schneller", musste sich Karnevalsprinz Carsten II von Moderator und Gardepräsident Karl Hans Danzeglocke den Spott anhören, als er Schwierigkeiten hatte, bei seinem Lauf mit Tonnenbauer Christopher mitzuhalten.

Besonderes Geschick bewies ein Prinzenpaar gleich bei seinem ersten Start im Tonnenrennen. Wolfgang IV und Simone I., das Prinzenpaar der Stadt Berlin, war aus der Bundeshauptstadt zum Karneval an den Rhein geeilt. "Wir sind mit dem Düsseldorfer Narren-Kollegium befreundet, die uns von dem Tonnenrennen hier erzählt haben," erklärten die beiden in prachtvolle rot-weiße Gewänder gekleideten Berliner aus dem Bezirk Neukölln.

"Wir wollten zeigen, dass Berlin nicht nur noch aus streitenden Politikern besteht", fügte Prinz Wolfgang, Repräsentant aller 22 Berliner Karnevalsvereine, augenzwinkernd hinzu. "Wir fahren auch mit auf dem Wagen des närrischen Kollegiums im Rosenmontagszug, müssen aber schon wieder am Dienstag im Hause der CSU in Berlin sein", verriet er noch.

(RP)
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