Niederkassel Gemeinde trennt sich von St.-Anna-Kirche

Niederkassel · Die 1968 erbaute Niederkasseler Kirche ist wegen ihres schlechten Zustands nicht mehr zu retten. Kirchenvorstand, Pfarrgemeinderat und Erzbistum wollen das Kirchenareal neu entwickeln. Eine Kirche soll es dort weiterhin geben.

 Küsterin Renate Görtz vor der St. Annakirche. Das nach Plänen des Architekten Nikolaus Rosiny erbaute Gebäude ist so marode, dass eine Sanierung etwa 1,4 Millionen Euro kosten würde.

Küsterin Renate Görtz vor der St. Annakirche. Das nach Plänen des Architekten Nikolaus Rosiny erbaute Gebäude ist so marode, dass eine Sanierung etwa 1,4 Millionen Euro kosten würde.

Foto: David Young

Gerüchte, dass es die St. Annakirche bald nicht mehr geben, das Kirchengrundstück neu aufgeteilt wird, kursieren schon eine Weile. Jetzt brachten die Grünen der Bezirksvertretung (BV) während der jüngsten öffentlichen BV-Sitzung den Stein ins Rollen. Sie beantragten einen qualifizierten Bebauungsplan für den Standort der St.-Anna-Kirche und regten einen Architektenwettbewerb an. "Die Kirche ist ein bedeutendes Bauwerk ihrer Zeit und sollte auch bei einer Neuaufteilung des Grundstücks erhalten bleiben", appellierte Markus Loh (Grüne) und war sich darin mit Georg Blanchard (Linke) einig. Die Mehrheit der Bezirksvertreter zog aber nicht mit, der Antrag wurde abgelehnt.

CDU-Bezirksvertreter Werner Hansen erläuterte, warum die Kirche ein Sanierungsfall und nicht mehr zu retten ist: "Von Anfang an gab es Probleme mit der Bausubstanz. So war schon zehn Jahre nach ihrer Weihe von einem Abriss die Rede." Ebenso marode seien die Kindertagesstätte, der Pfarrsaal und auch die beiden Pfarrhäuser, in die ursprünglich Flüchtlinge einziehen sollten. Wegen Schimmelbefalls sei das aber nicht möglich. Außerdem bereite die Entwässerung des Kirchenvorplatzes Probleme, der einen halben Meter unter Straßenniveau liege. Darüber hinaus seien alle Dächer des Zentrums undicht und müssten kernsaniert werden "Es wird Veränderungen geben, sie sind aber positiv", versichert Hansen. Das bestätigte die Kirchengemeinde "St. Antonius und St. Benediktus". "Der neugewählte Kirchenvorstand, Pfarrgemeinderat und das Pastoral-Team haben begonnen, mit dem Erzbistum Köln über eine Umgestaltung des Kirchenareals zu beraten und Lösungsansätze zu entwickeln", so Pfarrer Michael Dederichs. Klar gestellt wurde, dass das Kirchenglände im Eigentum der linksrheinischen katholischen Kirchengemeinde bleiben und es auch weiterhin ein der hl. Mutter Anna geweihtes Gotteshaus geben werde. Die Kindertagesstätte St. Anna soll ebenfalls abgebrochen und mit einer dreigruppigen Einrichtung neu gebaut werden. "Sobald wir eine umsetzbare Planungsidee vorstellen können, laden wir zu einer Pfarrversammlung ein", versprechen die Vorsitzenden des Kirchenvorstandes Jochen Lüdicke und Bernd Litges sowie Annemarie Puric-Zimmermann, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates.

Die Geschichte der Niederkasseler katholischen Kirchengemeinde reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Damals war die St. Benediktuskirche in Heerdt kirchliches Zentrum. Der Weg für die Ober- und Niederkasseler war besonders im Winter beschwerlich, so dass der Ruf nach einer eigenen Kirche laut wurde. Nachdem der Kirchbauverein für Ober- und Niederkassel ein Grundstück erworben hatte, konnte im Zentrum von Niederkassel eine schlichte Notkirche errichtet werden, die 1891 dem heiligen Antonius von Padua geweiht wurde. Doch mit dem raschen Anwachsen der Bevölkerung genügte die Kirche den Ansprüchen bald nicht mehr. Deshalb entschied man sich für den Bau einer wesentlich größeren Kirche in Oberkassel an der Luegallee, die 1911 geweiht und den Namen St. Antonius übernahm. Die Niederkasseler behielten die Notkirche und widmeten sie der hl. Anna. Sie wurde alsbald für die wachsende Bevölkerung zu klein, zudem gefiel sie den Dorfbewohnern nicht. In den Jahren 1967 bis 1968 wurde die neue St.- Anna-Kirche mit Pfarrzentrum nach Plänen des Kölner Architekten Nikolaus Rosiny an der Niederkasseler Straße gebaut.

Die alte Kirche wurde 1971 abgerissen. Heute befindet sich an dieser Stelle der Montessori-Kindergarten. Ein Messingschild an der Hauswand erinnert noch an die alte Notkirche. Außerdem die beiden großen Platanen, die einst das Kirchenportal flankierten.

(RP)
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