Niederkassel Am Pappelwäldchen wuchern die Disteln

Niederkassel · Im Frühjahr begann die Aufforstung der Grünfläche nach dem Sturm Ela. Inzwischen ist sie komplett verwildert.

 Rolf-Ingo Guderian zeigt, wie hoch die Disteln schon gewachsen sind. Im Hintergrund, kaum wahrnehmbar, ein junger Baum.

Rolf-Ingo Guderian zeigt, wie hoch die Disteln schon gewachsen sind. Im Hintergrund, kaum wahrnehmbar, ein junger Baum.

Foto: (2) Privat

Die Freude darüber, dass es das Pappelwäldchen nach Orkan Ela wieder gibt, ist bei einigen Anwohnern und Spaziergängern getrübt. Denn die jungen Bäume sind teils so von Disteln überwuchert, dass nur noch die Kronen herausragen. "Ein Skandal", so Rolf-Ingo Guderian aus Lörick, der selbst Gärtner ist und sich über den Wildwuchs ärgert. "Ich bin entsetzt, wie die Stadt Düsseldorf mit den Spendengeldern der Bürger umgeht und sich nicht um die Pflege der jungen Bäume kümmert." Auch er habe für neue Bäume gespendet. Mit seiner Meinung steht er nicht allein, denn etliche Spaziergänger wundern sich über das vernachlässigte Pappelwäldchen.

Eine Nachfrage beim Gartenamt ergab, dass es sich um eine städtische Fläche handele, deren Pflege zu den Aufgaben der örtlichen Gärtner gehöre. Derzeit könne aber dort nicht gearbeitet werden, weil zunächst die noch im Boden befindlichen Wurzelstöcke der umgestürzten Pappeln entfernt werden müssten. Einfach sei das nicht, denn schweres Gerät müsste eingesetzt und eine Fremdfirma beauftragt werden, so eine Mitarbeiterin des Gartenamtes. "Darüber hinaus ist dafür zu sorgen, dass die jungen Bäume keinen Schaden nehmen." In diesem Jahr sei nicht mehr damit zu rechnen. "Wir hoffen, im kommenden Frühjahr damit beginnen zu können, wobei die Brutzeit der Vögel eine Rolle spielt.."

Rolf-Ingo Guderian hat aber noch eine weitere Kritik an der Grünfläche. "Warum wurden die Schwarzpappeln nicht ersetzt und statt dessen sechs Weißpappeln gepflanzt?" Die Schwarzpappel sei früher der Kulturbaum des Niederrheins gewesen. "Erst in den 1960-er Jahren kamen Weißpappeln und Silberpappeln aus Kostengründen in Mode." Das Wurzelwerk dieser Bäume sei unbezähmbar, ein Baum treibe im Umkreis bis zu 50 Metern Ableger beziehungsweise Wildwuchs aus. "Pappel ist eben nicht Pappel", sagt der Löricker. Das Gartenamt antwortete, dass die Silberpappel langlebiger und für den Standort in der freien Landschaft sehr gut geeignet sei.

Insgesamt wurden 20 junge Bäume nachgepflanzt, davon nur sechs Pappeln. Guderian: "Es sind sechs Ebereschen, fünf Eichen und drei Buchen dazugekommen." Deshalb sei aus dem Wäldchen jetzt ein Pappel-Eschen-Buchen-Wäldchen geworden, sagt der Löricker, der zwar für neue Bäume in Düsseldorf gespendet hat und dabei das Pappelwäldchen im Blick hatte, aber: "Die Wiederbepflanzung des Pappelwäldchens ist inzwischen durch eine weitere Spende komplett sichergestellt", wie ihm Gartenamtsmitarbeiterin Silke Thyssen mitgeteilt hat: Eine Spende der Familie Edi und Christa Christians, die einst eine neue Kneipengeneration als Wirtsehepaar im Sassafras begründete. "Unsere 1969 geborene Tochter Antje starb 2014 kurz nach dem Orkan Ela an einer schweren Krankheit", sagt Mutter Christa. "Sie liebte das Wäldchen am Rhein sehr und bat alle, bei ihrer Beerdigung auf Kränze und Blumen zu verzichten." Dabei sei so viel Geld zusammengekommen, dass die Anlage komplett wieder aufgeforstet werden konnte. "Für uns, ihren Mann und ihre zwei Kinder ist nach ihrem Tod aus dem Pappelwäldchen ,Antjes Fliegenpilzwäldchen' geworden", sagt Christa Christians. Ein Erinnerungsort für die Familie, der helfen soll, das Unfassbare zu akzeptieren.

(RP)
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