Mörsenbroich Der dreibeinige Nils

Mörsenbroich · Aus Rumänien gelangte der gehandicapte Mischling auf Umwegen ins Tierheim Rath. In Mörsenbroich fand der Rüde ein neues Zuhause, musste sich zunächst aber einer schweren Schulter-OP unterziehen. Jetzt ist Nils glücklich.

 Nils liebt es, herumzutollen - auch wenn ihm ein Hinterbein fehlt. Frauchen Martina Rothbauer nimmt sich wie auch ihr Mann Dieter Weh alle Zeit, um den Mischling an ein normales Hundeleben heranzuführen.

Nils liebt es, herumzutollen - auch wenn ihm ein Hinterbein fehlt. Frauchen Martina Rothbauer nimmt sich wie auch ihr Mann Dieter Weh alle Zeit, um den Mischling an ein normales Hundeleben heranzuführen.

Foto: Marc Ingel

Das bisherige Leben von Nils war alles andere als schön. Der Straßenhund verlor in seiner alten Heimat in Rumänien ein Bein, die Hintergründe liegen im Dunkeln. "Vielleicht wurde er angefahren. Wir haben aber auch gehört, dass ausgesetzten Hunden in Rumänien schon mal das Hinterbein abgeschlagen wird, damit sie nicht zurückkommen", spekuliert Dieter Weh, inzwischen das Herrchen von Nils. Bis der vermutlich dreijährige Mischling aber in seine und der Obhut seiner Frau Martina Rothbauer kam, lagen noch einige Umwege und auch Schmerzen vor ihm. Immerhin: Über eine Tierschutzorganisation fand Nils den Weg nach Deutschland und im Tierheim in Rath eine vorübergehende Unterkunft.

Wie das dann so genau mit der rechten Schulter passierte, ist auch nicht abschließend geklärt. "Jedenfalls hat Nils sich sämtliche Bänder und Sehnen gerissen und die Schulter zusätzlich ausgekugelt", fasst Martina Rothbauer die Diagnose grob zusammen. "Zu diesem Zeitpunkt ging er quasi auf zweieinhalb Beinen." Es folgte die schwere Operation in der Tierklinik Neandertal - die Schulter wurde mit Drähten und Schrauben versteift - und die achtwöchige Nachsorge. "Das war eine harte Zeit, auch für uns. Aber Nils hat immer einen unbändigen Überlebenswillen gezeigt, was uns imponiert hat", sagt sein Frauchen, das auf "Bagatellen" wie die Ohrenentzündung gar nicht näher eingehen will.

Jetzt, vielleicht zum ersten Mal nach jahrelangem Leid, zeigt Nils wahre Lebensfreude. Drei Mal am Tag darf er zurzeit an der Leine eine Viertelstunde laufen, das nutzt er zur Genüge aus, schnüffelt neugierig herum, wackelt freudig mit dem Schwanz, wenn sich ihm andere Hunde nähern, springt (ja, springt) fröhlich herum, ohne dass man ihm sein Handicap anmerkt. Wird es zu viel, holt Herrchen den kleinen Beiwagen, in den sich Nils anstandslos hineinsetzt. "Er ist noch ein bisschen frech, aber die Erziehung hatte bisher nicht unbedingt Priorität", sagt Dieter Weh, der Nils jeden Tag mit ins Büro nehmen kann. Das trifft sich gut, denn eigentlich wollten die beiden Tierliebhaber aus Mörsenbroich (noch) keinen Hund, so lange sie den ganzen Tag arbeiten. "Katzen, Kaninchen, Geckos, Mäuse - ja. Aber ein Hund?", muss Martin Rothbauer jedoch eingestehen, dass es schnell um sie geschehen war, als Nils ("So hieß er vorher schon") vor ihr stand.

Dass der Rüde erstens ein offensichtliches Handicap und zweitens eine zusätzliche schwere Verletzung hatte, passt dabei durchaus in das "Beuteschema" des Paares. "Irgendwie hatten wir schon immer alte oder kranke Tiere, die sonst keiner wollte", sagt Dieter Weh. Wer würde sonst schon einen 14 Jahre alten abgemagerten Kater mit Herzfehler bei sich zu Hause aufnehmen? Dessen Platz hat inzwischen Ernie eingenommen, der zwar hin und wieder epileptische Anfälle hat, sich dafür aber bestens mit Nils versteht.

Der benötigt jetzt natürlich noch Zeit, um sich an sein neues Leben zu gewöhnen. "Er hat es geistig auf jeden Fall verarbeitet, dass ihm zumindest wieder drei gesunde Beine zur Verfügung stehen. Er muss jetzt erst einmal Muskeln aufbauen, darf nicht zunehmen und bekommt daher genau abgewogenes Spezialfutter", erzählt Martina Rothbauer, für die eines ganz klar ist: "Nils macht es uns leicht. Er ist unglaublich dankbar. Und so bekommt man auch enorm viel zurück."

(RP)
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