Ludenberg Wenn der Bauherr macht, was er will

Ludenberg · Für die Hahnenfurther Straße gibt es keine Gestaltungssatzung. Bisher hatten alle Häuser ein Satteldach, plötzlich bevorzugt ein Bauherr aber ein Flachdach. Das wurmt die Bezirkspolitiker. Und führt zu ungewöhnlichen Allianzen.

 An der Hahnenfurther Straße 11 errichtet ein privater Bauherr einen Neubau - mit einem Flach- statt einem Spitzdach.

An der Hahnenfurther Straße 11 errichtet ein privater Bauherr einen Neubau - mit einem Flach- statt einem Spitzdach.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Es ist die Fortsetzung einer schier endlosen Geschichte: Mehrfach kämpfte ein Privatmann in der Bezirksvertretung 7 um einen Bauantrag für seinen Neubau an der Hahnenfurther Straße in Ludenberg. Lange vergeblich, denn er wollte unbedingt das, was für die kleine Nebenstraße undenkbar erschien: Inmitten der Villen mit einem schmucken Spitzdach wollte er auf sein Heim ein schnödes Flachdach setzen. Als er im Sommer Augenzeugen aus der Politik zufolge dem Nervenzusammenbruch nahe gewesen sei, bekam der Mann endlich Recht. Denn eine Gestaltungssatzung, die so etwas wie die Dachform vorschreiben könnte, existiert für die Straße nicht.

Das war den Stadtteilpolitikern eine Lehre, die Versäumtes jetzt nachholen wollten: In der jüngsten Sitzung stellte der Linke Wolfram Müller-Gehl den Antrag, die Verwaltung solle doch die Voraussetzung für den nachträglichen Erlass einer Gestaltungssatzung für die Hahnenfurther Straße prüfen. Denn, so Müller-Gehl, noch weise die Straße ein harmonisches Erscheinungsbild auf. Setze sich aber der augenblickliche Trend fort, die alten Gebäude abzureißen und durch neue zu ersetzen, die sich nicht am Bestand orientieren, sei dieser positive Gesamteindruck kaum mehr zu halten. Das gelinge nur mit einer Gestaltungssatzung.

Da konnte Ingolf Rayermann von der CDU dem Linken nur zustimmen: Dem baurechtlichen Wildwuchs gelte es Einhalt zu gebieten und der architektonischen Beliebigkeit gerade bei einem geschichtsträchtig so bedeutsamen Ensemble den Riegel vorzuschieben. Nur darauf zu hoffen, dass der Flachdach-Fan eine Eintagsfliege darstelle, sei jedenfalls naiv. So ganz alleine wollten die Bezirkspolitiker das jetzt dann aber doch auch nicht entscheiden. Elke Fobbe (SPD) brachte daher eine Bürger-, besser Anwohnerbefragung der direkt Betroffenen ins Spiel, so viele seien es ja zum Glück nicht. Bedenken seitens der CDU konterte Julian Deterding (FDP) auf das Eigentumsrecht der jeweiligen Anwohner pochend mit der süffisanten Feststellung, dass man doch wohl kaum Angst vor der Bürgermeinung zu haben brauche. Was wiederum Hanno Bremer (CDU) auf den Plan brachte, der darauf hinwies, man solle lieber den Antrag des Linken Müller-Gehl genau lesen: "Da ist die Rede von einer Prüfung, ob die Voraussetzung einer Gestaltungssatzung überhaupt gegeben sind. Ist das nicht der Fall, kann man sich auch eine Bürgerbefragung sparen."

Das leuchtete irgendwie allen ein, und so wurde der Antrag zunächst auf die kommende Sitzung, die bereits am 24. November stattfindet, verschoben. Das letzte Wort hatte dann noch einmal der Initiator der neuerlichen Dach-Debatte, denn bei Müller-Gehl hatte sich im Hinterkopf schon der Gedanke verfestigt, dass eine solche Entscheidung womöglich Vorbildcharakter für andere, vergleichbare Fälle haben könnte.

(RP)
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