Ludenberg Der Wildpark hat jetzt einen eigenen Chef

Ludenberg · Björn Porsche hat schon seine Ausbildung in dem Tierpark gemacht, nun besetzt er seit dem Frühjahr die neu geschaffene Stelle als Leiter.

 Wildpark-Leiter Björn Porsche hat mit Wildschwein Emil Freundschaft geschlossen.

Wildpark-Leiter Björn Porsche hat mit Wildschwein Emil Freundschaft geschlossen.

Foto: Bernd Schaller

Der Wildpark ist das Revier von Björn Porsche - im übertragenen Sinne, denn der 35-Jährige ist zwar in der Tat Forstwirt, sogar Forstwirtmeister, seine Aufgabe in dem 40 Hektar großen Park im Grafenberger Wald (der genau genommen in Ludenberg liegt), ist aber allein die Hege und Pflege von Gelände und Tierbestand, von der Wildbiologie bis zur Schadensbekämpfung. Das macht er seit fast 20 Jahren ("Ich habe hier schon meine Ausbildung absolviert") so gut, dass Forstdirektor Paul Schmitz unbedingt Porsche wollte, als es darum ging, die ab dem 1. Mai neu geschaffene Stelle des Wildpark-Leiters zu besetzen. "Er ist zuvor vor allem in der Ausbildung angehender Forstwirte derart aufgegangen, dass es schwer war, ihn zu überreden", sagt Schmitz, der sich jedoch keinen Besseren für den Job vorstellen konnte. "Er war meine Wunschbesetzung." Denn Porsche kennt hier jeden Grashalm und jeden Frischling mit Namen. "Die Zeiten, in denen der Wildpark nur ein Anhängsel des Forstreviers war, sind lange vorbei. Wir haben rund eine halbe Million Besuche im Jahr", so der Forstdirektor.

Besuche wohlbemerkt, nicht Besucher, denn viele Fans würden nahezu jeden Tag kommen, um Wildschweine, Muffel-, Damm- oder Rotwild bei einem Spaziergang zu beobachten, bestätigt Porsche, der allenfalls entfernt und nicht mehr nachprüfbar mit dem legendären Autokonstrukteur zu tun hat. Porsche hat mit Beginn seiner neuen Funktion einfach weitergemacht mit dem, was er vorher schon Gutes und Konstruktives für den Wildpark leistete.

Mit seinem Team von bis zu zwölf Mitarbeitern (darunter auch ein ausgebildeter Tierpfleger) hat der ausgewiesene Naturfreund zum Beispiel unlängst eine Aussichtsplattform aus Recycling-Kunststoff geschaffen, von der aus sich endlich die aktuell 30 Wildschweine inklusive der Frischlinge in aller Ruhe betrachten lassen. Ein neues, speziell angefertigtes Gatter für das Dammwild verhindert, dass die aggressiven Hirsche auf Brautschau während der Brunftzeit über ihre weiblichen Artgenossen herfallen, vorher musste stets das gesamte Gehege während dieser Phase gesperrt werden. Clever war auch die Idee, für das Muffelwild einen Fels in dem Gehege zu deponieren. "Vorher mussten wir den Tieren immer per Hand die Klauen schneiden, durch deren Drang, zu klettern, konnten wir das minimieren. In dem Fels sind Futterstellen als Anreiz eingelassen, und die Mufflons haben jetzt erkannt, dass oft auch mal eine Apfel über den Zaun fliegt. Also haben auch die Besucher etwas davon", erklärt Porsche. Weitere Ideen hat er bereits in der Hinterhand.

Dass Porsche ein gutes Händchen für junge Menschen hat, beweist er auch bei seiner zweiten Leidenschaft: Das Regimentsbläsercorps Reuschenberg hat der Neusser mit seinen 60 Mitgliedern als Leiter und Dirigent zu diversen Landesmeistertiteln sowie Medaillen bei Deutschen Meisterschaften geführt und sich dabei nicht zuletzt um den Nachwuchs verdient gemacht. Da fällt es dem Vater einer dreijährigen Tochter und eines einjährigen Sohnes bisweilen schwer, seine Talente adäquat zu verteilen.

(RP)
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