Lörick Flüchtlingskinder lernen Tennis

Lörick · Als Milat den Tennislehrer entdeckt, fällt er ihm voller Freude um den Hals. Der Siebenjährige aus dem Kosovo gehört zu einer Gruppe von Flüchtlingskindern, die bei der TG Lörick einmal pro Woche für eine Stunde über den Tennisplatz toben. Schon seit Beginn der Tennissaison betreuen Klaus Kinold (69) und Gerd Almer (64) die Jungen und Mädchen. Eigentlich geht es weniger um Tennis, als ums Spielen. "Wer bist Du denn? Dich kenne ich nicht. Bist Du neu hier?", fragt Kinold die achtjährige Succse mit einem verschmitzten Lächeln. "Nein, Du kennst mich doch", ruft das Mädchen aus Nigeria und spielt dabei mit Genuss ihre übertriebene Empörung - und schon haben die beiden Männer das Eis gebrochen.

 Klaus Kinold mit seiner Truppe von Flüchtlingskindern auf dem Tennisplatz in Lörick.

Klaus Kinold mit seiner Truppe von Flüchtlingskindern auf dem Tennisplatz in Lörick.

Foto: Falk Janning

Sie beweisen eine Menge Geduld, Verständnis und Einfühlungsvermögen beim Umgang mit den Sieben- bis 13-Jährigen. Es wird jedenfalls viel gelacht, gespielt und gerannt. Zu Beginn gibt es einen Laufwettbewerb: Welche der beiden Mannschaften bringt die Tennisbälle am schnellsten auf die andere Seite des Tennisplatzes?

Im Anschluss steht ein Fangenspiel auf dem Plan, das sich Kinold und Almer ausgedacht hatten: Dabei müssen Paare, die sich an den Händen fassen, ihre Mitspieler fangen. Das Spiel endet damit, dass Milat und seine Schwester Anjes beide mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Rücken landen, weil sie sich nicht auf ihre Laufrichtung einigen konnten. Nun kugeln sie sich vor Lachen auf dem Boden.

Während der Sommerferien machten Kinold und Almer eine Pause. Sie sorgte bei zwei Kindern für bittere Tränen, die glaubten, das Tennisangebot sei generell beendet. "Für die meisten Kinder ist der Mittwochnachmittag mit dem Tennistraining das Highlight der Woche", sagen Ute Geldsetzer und Britta Weinmann. Die beiden ehrenamtlichen Helferinnen machen sich jeden Mittwoch zu Fuß auf den Weg, um die Jungen und Mädchen von ihren Unterkünften abzuholen und zu der Anlage an der Oberlöricker Straße zu bringen.

"Ebenso wichtig wie das Spielen sind die anschließenden Mahlzeiten im Klubhaus, die Mitglieder der TG Lörick spenden", sagt Britta Weinmann. Die Kinder bekommen dort unter anderem Pommes frites und Nudeln. "Aber Pizza Magherita lieben sie über alles." Britta Weinmann hat eine Warteliste mit Kindern, die gerne teilnehmen möchten. Zu Beginn wollte Klaus Kinold nicht mehr als sieben Kinder auf dem Platz haben. Mittlerweile sind es manchmal doppelt so viele

Klaus Kinold macht die Arbeit mit den Jungen und Mädchen "unglaublich viel Spaß. Dabei ist es mir völlig egal, welcher Nationalität sie angehören. Kinder sind großartig, egal, aus welcher Ecke der Welt sie kommen", sagt er. Die Verständigung klappt gut, denn die Jungen und Mädchen lernen schnell, einige besuchen die Heinrich-Heine-Grundschule und die Don-Bosco-Montessori-Schule.

Mit dem Ende der Freiluftsaison müssen die Kinder aus Afghanistan, Tadschikistan, Nigeria und dem Kosovo auf ihr geliebtes Tennis erst einmal verzichten. "In der Halle haben wir keinen Platz für das Angebot", sagt Kinold. "Im nächsten Jahr wird es aber fortgesetzt", verspricht er.

(RP)
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