Lichtenbroich/Rath Protest gegen neue Unterkunft im Norden

Lichtenbroich/Rath · Ein neues Heim für rund 500 Personen soll in einem Wohngebiet entstehen. Die Bürger befürchten eine Überbelastung und haben ihren Unmut vor der Bezirksvertretung demonstriert.

 Mit Transparenten protestierten gestern Anwohner gegen die geplante neue Flüchtlingsunterkunft.

Mit Transparenten protestierten gestern Anwohner gegen die geplante neue Flüchtlingsunterkunft.

Foto: Andreas Endermann

Rund 20 Anwohner rund um die Straßen In der Nießdonk und Am Stock haben gestern vor der Sitzung der Bezirksvertretung 6 mit Plakaten und Transparenten gegen eine neue Flüchtlingsunterkunft protestiert. Am Ende der Straße In der Nießdonk ist eine Modulanlage für bis zu 496 Personen geplant. Bis zu sieben zweigeschossige Wohngebäude sollen auf dem 12.000 Quadratmeter großen Gelände entstehen. Das ist den Anwohnern zu groß geplant und so war auf den Transparenten etwa "Keine Ghettoisierung in Lichtenbroich" zu lesen. "Unser Protest richtet sich nicht gegen die Menschen, sondern gegen die große Menge", sagte einer der Demonstranten.

Die Bürger befürchten unter anderem einen Verlust ihrer Privatsphäre und einen Werteverlust der Häuser. Sie erhalten Unterstützung von Lokalpolitikern. So hat gestern die CDU gemeinsam mit der FDP den Antrag gestellt, dass die Verwaltung prüfen soll, ob eine Reduzierung der geplanten Unterkunft auf maximal 250 Menschen möglich sei. Zudem soll nach den Vorstellungen der Politiker die Anlage nur eingeschossig errichtet werden, damit sie sich besser in das Umfeld, das aus eineinhalb geschossigen Wohnhäusern besteht, einfügt. "Die Anwohner haben in der Informationsveranstaltung signalisiert, dass sie diese verminderte Anzahl neuer Nachbarn herzlich willkommen heißen würden", heißt es in dem Antrag. Dieser wurde einstimmig verabschiedet.

Zugestimmt wurde ebenfalls einem Antrag der SPD, mit dem die Infrastruktur in Lichtenbroich in Hinblick auf den starken Bevölkerungsanstieg verbessert werden soll. So sollen in dem Stadtteil mit rund 5550 Bewohnern in den nächsten Monaten 1000 Flüchtlinge untergebracht werden. Die Verwaltung soll nun prüfen, ob die Taktung der Buslinie 729 vom Flughafenbahnhof über Lichtenbroich zur Nordbrücke verdichtet werden kann. "Da die Rheinbahn traditionell sehr, sehr lange braucht, um sich auf neue Situationen einzustellen, wäre es wichtig, dieses Thema schnell anzugehen", heißt es im Antrag. Zumal die Flüchtlinge in der Regel auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen seien.

Wie die Versorgung von Flüchtlingskindern und Jugendlichen aussehen soll, blieb gestern offen. So lag noch keine Antwort der Verwaltung zu einer Anfrage der SPD vor, mit der die Politiker erfahren wollen, wie die neuen Kinder in Schulen, Kitas und Jugendfreizeiteinrichtungen untergebracht werden sollen. Diese seien jetzt schon überlastet, heißt es in der Vorlage. Solche Bedenken hatten auch die Bürger schon vielfach geäußert, die eine Überbelastung des Stadtteils und seiner Einrichtungen befürchten.

Immerhin wird die Nahversorgung in Lichtenbroich verbessert, denn die Lokalpolitiker stimmten einem Bauantrag zur Erweiterung des Supermarktes im Einkaufszentrum zu. Der Lebensmittelvollsortimenter ist der Magnetbetrieb des Zentrums. Seine Verkaufsfläche wird von 744 Quadratmetern auf 1027 Quadratmetern erweitert, in dem die Räume der ehemaligen Pizzeria und der Post, die zurzeit leer stehen, in den Markt integriert werden. Dieser erhält zudem einen Wintergarten, in dem eine Bäckerei mit kleinem Kaffeebereich untergebracht wird.

(brab)
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