Kalkum Schilder erläutern historische Gebäude und Orte

Kalkum · Die Geschichte vieler Häuser in Kalkum reicht bis ins Mittelalter. Hinweistafeln geben über ihre Historie Auskunft.

Der Kalkumer Kulturkreis hat sein erfolgreiches Projekt fortgesetzt und an einem weiteren alten Gebäude im Ort eine Hinweistafel angebracht. Die Erklärschilder werden gerne von Besuchern aber auch von Bewohnern des Ortes genutzt, um sich über die Entwicklung des alten Stadtteils zu informieren. Dessen Geschichte wird seit einigen Jahren akribisch von der Heimatforscherin Rita Becker aufgearbeitet, die oft Monate an dem Text für ein einziges Hinweisschild feilt und dafür Berge von Akten in unterschiedlichen Archiven wälzt.

Diesmal hat sie sich für das 20. Schild des Kulturkreises mit der Gaststätte Freemann an der Kalkumer Schlossallee beschäftigt. Seine Entstehung verdankt das 1827 erbaute Gebäude der ungezügelten Lust des Grafen Edmund von Hatzfeld. Dieser war dafür bekannt, Verhältnisse mit Frauen aller Schichten zu unterhalten. Wurden diese schwanger, verschaffte der Graf ihnen ein Auskommen. Er verheiratete die künftigen Mütter mit seinen Dienstboten, zahlte ihnen Gelder oder gewährte Vergünstigungen. So erhielt die damals schwangere Müllerstochter Christina Blomenkamp 1821 einen Pachtvertrag für das Grundstück an der Schlossallee, wo sie mit ihrem Mann eine Gastwirtschaft errichtete, zu der später eine Zollstation hinzukam.

Auch damals spielte die Gaststätte schon eine wichtige Rolle im dörflichen Leben. Ein großer Biergarten wurde später an der Stelle, wo sich heute die große Kreuzung befindet, angelegt, Vereine wurden hier gegründet und große Feiern abgehalten. Der bis heute erhaltene Name leitet sich von der Gastwirtsfamilie Freemann ab, die von 1895 bis in die 1960er Jahre die Wirtschaft unter dem Namen "Westfälischer Hof" führte. Heute betreibt Ciro Colella das Landhaus Freemann, das einzige Restaurant in Kalkum, und bietet dort eine moderne internationale Küche an. Das Gebäude selbst gehört inzwischen der Familie Doppstadt, die neben einem Getränkegroßhandel auch das beliebte Ausfluglokal Auermühle in Ratingen betreibt.

Das Projekt des Kulturkreises ist aber noch nicht abgeschlossen. "Einige Schilder an wichtigen Gebäuden wie die St. Lambertus Kirche, die alte Mühle und der Hof der Familie Brücker in Zeppenheim sind in der Planung", sagt Rita Becker. Sie freut es immer, wenn sie Besucher beobachtet, die sich intensiv mit den Schildern beschäftigen.

(brab)
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