Kaiserswerth Start für archäologische Untersuchungen

Kaiserswerth · Im Umfeld des Kaiserswerther Marktes werden Bodendenkmäler vermutet. Bevor dort die Bauarbeiten beginnen, sollen diese dokumentiert werden. Vermutet werden unter der Erde Überreste des historischen Rathauses.

 Sascha Frömmel (l.) und Ingo Hennlein untersuchen mit einem Georadargerät das Erdreich am Kaiserswerther Markt.

Sascha Frömmel (l.) und Ingo Hennlein untersuchen mit einem Georadargerät das Erdreich am Kaiserswerther Markt.

Foto: David Young.

Die Firma Geofact aus Bonn hat am Kaiserswerther Markt mit den geologischen Untersuchungen des Platzes begonnen. Mit einem Georadargerät, das ähnlich wie ein Rasenmäher aussieht, wurde dort der gesamte Marktbereich abgefahren. Das Gerät misst dabei die Unterschiede der Leitfähigkeit des Bodenmaterials, stellt somit Verdichtungen oder lockere Bereiche fest und erkennt Metall. Dabei werden mehrere Bodenschichten gleichzeitig erfasst. Auf einem Bildschirm können die Geophysiker erste Ergebnisse verfolgen. Die Bilder, die der Georadar liefert, ähneln dabei Ultraschallbildern. Dunkle Stellen markieren eine Bodenverdichtung. Bilden diese gerade Linien, kann das ein Hinweis auf alte Mauern oder auf Leitungen sein.

"Mit unseren Geräten können wir bei lockeren Boden bis in sieben Meter Tiefe messen. Am Kaiserswerther Markt gehen wir aber nur rund zwei Meter tief", sagt Heinrich Krummel von Geofact. Außerdem weiß er auch, wo Funde wahrscheinlich sind, und wird an diesen Stellen deshalb Messungen in zwei Richtungen vornehmen. Geforscht wird zum historischen Rathaus, zum Rheintor und zum 900 Jahre alten Marktplatz selbst.

Wo das Rathaus bis 1702 stand, konnte Archäologin Ute Becker ungefähr ermitteln. Sie hat dazu alte Karten mit der heutigen Situation abgeglichen und geht nun davon aus, dass sich das Gebäude an der heutigen Mittelinsel gegenüber der Gaststätte Zum Einhorn befand. "Die Größe und Bauweise und wie viel davon noch vorhanden ist, ist uns aber völlig unbekannt", sagt Becker.

Klarere Aussagen gibt es zu dem Rheintor. "Die Lage des 1836 abgebrochenen Rheintors ist gut überliefert und wahrscheinlich sind die Fundamente noch erhalten", sagt Becker. Sie wird in den nächsten Wochen die geologischen Untersuchungen auswerten. Diese werden im Herbst, wenn die Außengastronomie abgebaut wurde, noch durch Bohrungen ergänzt. Dabei soll die genaue Tiefe der Mauern und Details zum Leben der Kaiserswerther erforscht werden. So hofft Becker, in den einzelnen Bodenschichten kleine Indizien auf das Alltagsleben der Kaiserswerther wie Scherben, Lederreste oder Fußspuren zu entdecken.

Die archäologischen Untersuchungen wurden aber eigentlich veranlasst, um einen reibungslosen Ablauf der Bauarbeiten planen zu können. "Je genauer im Vorfeld bekannt ist, wo sich alte Mauern befinden, umso vorausschauender kann geplant und böse Überraschungen und damit verbundene Verzögerungen vermieden werden."

Ziel ist es dabei nicht, alle alten Funde freizulegen, da dabei der ursprüngliche Zustand zerstört wird. Nur an den Stellen, wo sich ein Eingriff nicht vermeiden lässt, weil dort etwa der neue Kanal verlegt werden muss, wird es Grabungen mit einer ausführlichen Dokumentation geben.

Sowohl der Heimat- und Bürgerverein in Kaiserswerth wie auch einige Bürger haben bereits den Wunsch geäußert, dass die Reste des ehemaligen Rathauses später sichtbar gemacht werden sollen. "Ob und wie das geschieht, ist aber nicht das Ziel unseres jetzigen Auftrages, sondern wird in einem weiteren Schritt entschieden", sagt Becker. Möglich wäre es beispielsweise den Grundriss des alten Rathauses in der geplanten Pflasterung sichtbar zu machen.

(brab)
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