Kaiserswerth Mit 66 Jahren fängt das Fechten an

Kaiserswerth · Erst mit über 60 Jahren begann Lore Kereszti mit der eher seltenen Sportart. Heute ist die Kaiserswertherin, die beim Fecht-Club Düsseldorf in Oberkassel aktiv ist, Rheinische Landesmeisterin.

 Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes 2008 suchte Lore Kereszti eine Freizeitbeschäftigung - und landete beim Fechten.

Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes 2008 suchte Lore Kereszti eine Freizeitbeschäftigung - und landete beim Fechten.

Foto: Andreas Endermann

Florett, Degen, Säbel: Was bei vielen Menschen höchstens ferne Erinnerungen an die letzte Olympia-Übertragung wachruft, war auch Lore Kereszti bis vor vier Jahren noch eher fremd. Heute ist sie Rheinische Landesmeisterin im Fechten. Sportlich war sie zwar immer gewesen, das Reiten jahrzehntelang ihre Leidenschaft. Doch als ihr Mann 2008 plötzlich verstarb, war es erst einmal dahin mit ihrer Lebensfreude. Während vorher durch seine Tätigkeit bei einer öffentlichen Rundfunkanstal stets viele Einladungen und Veranstaltungen auf der Tagesordnung des Paares gestanden hatten, war damit auf einen Schlag dann Schluss: "Das brach von einem Tag auf den anderen alles weg", sagt Lore Kereszti. Keine einfache Zeit. Doch irgendwann kam sie zu dem Schluss: "Das konnte doch nicht alles gewesen sein, den ganzen Tag zuhause sitzen und darauf warten, dass ich mich nachmittags mit der Nachbarin zum Spazierengehen treffen konnte. Das war nicht ich!"

Also nahm sie ein VHS-Programm zur Hand, blätterte durch die Seiten - und blieb beim Schnupperkurs Fechten hängen. "Töpfern, Gymnastik, das wäre alles nichts gewesen. Mir war klar, dass es etwas Sportliches sein musste", sagt die heute 66-Jährige und lacht. Doch so einfach war der Einstieg dann doch nicht. Eine Altersobergrenze, die gab es nicht, das hatte sie schon telefonisch erfragt. Aber mit all den "jungen Hüpfern" einen Fechtkurs machen? Doch schließlich gab sie sich einen Ruck, ging zum Kurs, hielt bis zum Ende durch und meldete sich als einzige aller Teilnehmer direkt im Anschluss beim Deutschen Fecht-Club Düsseldorf (DFCD) an. Und damit nicht genug: Kereszti kaufte sich die Ausrüstung, fing an, zweimal wöchentlich zu trainieren und machte den Fechtpass. "Aber alles nur zum Spaß! Ich hatte nie geplant, jemals an Turnieren oder richtigen Wettkämpfen teilzunehmen", sagt sie.

Doch ehe sie sich versah, fuhr der Verein zu einem Hobby-Turnier nach Pulheim - und Kereszti mit. "Mein Ziel war es immer, bei keinem Turnier letzte zu werden. Und das habe ich bis heute durchgezogen", sagt sie stolz. Auf das erste Turnier folgte das zweite, erste Erfolge stellten sich ein: Schon 2014 gewann Kereszti bei den Rheinischen Landesmeisterschaften in ihrer Altersklasse die Silbermedaille. Zeit, in internationale Gefilde vorzustoßen, dachten sich die Vereinskameraden und nahmen sie dann Pfingsten mit zum Montan-Turnier nach Duisburg - mit Teilnehmern aus aller Welt.

"Als ich sah, in welcher Gesellschaft ich mich da befand, wollte ich erst wieder gehen und mich auf die Tribüne setzen. Aber das Startgeld war schon bezahlt, so musste ich antreten", sagt Kereszti. Zwar verlor sie die ersten Kämpfe, landete aber immer viele Treffer und konnte am Ende sogar ein paar Gefechte für sich entscheiden. Dass sie sich damit einen Podestplatz sicherte, realisierte die Fecht-Newcomerin aber nicht. "Ich stand während der Siegerehrung draußen vor der Tür, um frische Luft zu schnappen, als mir gesagt wurde, dass ich eine Silbermedaille gewonnen hatte", erinnert sie sich und lacht.

Nur konsequent also, dass sie ihre Erfolgsserie wenig später bei den Rheinischen Landesmeisterschaften fortsetzte und sich dort die Goldmedaille sicherte. Damit nicht genug, denn für Lore Kereszti steht fest: "Im Jahr 2017 werde ich zu den Deutschen Meisterschaften fahren!"

(RP)
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