Kaiserswerth Kulturgut soll nach Kaiserswerth zurück

Kaiserswerth · Die Restaurierung des Plattbodenschiffs ist in zwei Jahren abgeschlossen. Noch gibt es aber keinen geeigneten Ausstellungsraum.

 Archäologe Hans-Peter Schettler (l.) und Claus-Henning Rolfs, Chef des Stadtentwässerungsbetriebs, freuten sich im Jahr 2009 über den Fund.

Archäologe Hans-Peter Schettler (l.) und Claus-Henning Rolfs, Chef des Stadtentwässerungsbetriebs, freuten sich im Jahr 2009 über den Fund.

Foto: Andreas Bretz

Als 2009 bei Deichsanierungen am Herbert-Eulenberg-Weg in Kaiserswerth ein Plattbodenschiff aus dem 17. Jahrhundert geborgen wurde, sprachen Experten von einem Sensationsfund. Diese Einschätzung gilt weiterhin, wie Stefan Golißa, Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk 5, bei einer Tagung rund um den Bootsfund erfuhr. "Die Fachleute bezeichnen das Boot als ein Kulturgut, das es in dieser Art und Weise noch nicht gegeben hat. Wir wollen deshalb, dass das Schiff nach Düsseldorf, am liebsten nach Kaiserswerth, zurückkehrt", sagt Golißa. Die Weitergabe des Schiffs als Leihgabe an eine Institution außerhalb Düsseldorfs, wie etwa das Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven, wird strikt abgelehnt.

Die Bezirksvertretung möchte, dass die Verwaltung nach einem geeigneten Ausstellungsort sucht. "Falls möglich sollte idealerweise ein Standort nahe des Fundortes gesucht werden. Ein möglicher Neu- oder Umbau eines Gebäudes muss folgerichtig kurzfristig begonnen werden", heißt es in dem entsprechenden Antrag der CDU. Denn das Boot, dass zurzeit noch in der archäologischen Werkstatt des Landes Schleswig-Holstein in Schloss Gottorf für rund 600.000 Euro konserviert wird, ist in zwei Jahren fertig und braucht dann einen geeigneten Raum und Rahmen.

Diesen zu finden ist schwierig, da das Schiff mit einer Länge von 17,40 Metern und einer Breite von drei Metern sehr groß ist. Die Experten raten zudem zu einer konstanten Raumtemperatur von 20 bis 24 Grad, einer Luftfeuchtigkeit von 55 Prozent und den Verzicht auf Tageslicht, da sich das Holz so am längsten hält. "Eine Einlagerung als Alternative ist auch schwierig und mit hohen Kosten verbunden, da dafür ebenfalls die Empfehlungen eingehalten werden müssen. Es herrscht also dringender Handlungsbedarf", sagt Golißa.

Das Kaiserswerther Plattbodenschiff ist das Einzige seiner Art, das bisher gefunden wurde. Es hat den französischen Besatzungskräften als Versorgungsboot gedient und kam so aus dem Straßburger Raum ins Rheinland. Es wurde wahrscheinlich versenkt, als die Franzosen Kaiserswerth verließen.

Um es konservieren zu können, wurde das Boot in einzelne Planken zerlegt. Diese werden insgesamt sieben Jahre lang mit dem Konservierungsstoff PEG (Polyethylenglycol) getränkt und später gefriergetrocknet. Anschließend kann das Boot wieder zusammengesetzt werden. Dabei müssen sich die Experten an Abbildungen und Beschreibungen in Fachbüchern orientieren, da bislang noch kein ähnliches Boot gefunden wurde. Die Rekonstruktion wird bis zu zwei Jahre dauern. "Hierbei ergibt sich die einmalige Möglichkeit, diesen Aufbau auch den Besuchern einer möglichen Ausstellungsstätte zur Schau zu stellen. Dieser Umstand würde gerade in den ersten beiden Jahren eine Vielzahl von Besuchern ansprechen", sagt die CDU.

Fachleute sehen aber eine Ausstellung nur als sinnvoll an, wenn das Boot in einem Kontext erläutert wird. "Durch das bisher gesammelte beziehungsweise erstellte Bild- und Videomaterial ergibt sich die Möglichkeit, das Schiff und seine Geschichte darzustellen", heißt es in dem Antrag an die Verwaltung. Diese soll in einer der nächsten Sitzungen der Bezirksvertretung 5 den aktuellen Stand beziehungsweise die weitere Vorgehensweise bezüglich des Plattbodenschiffs vorstellen.

(brab)
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