Kaiserswerth Gendarm "Bart" hatte Kaiserswerth im Griff

Kaiserswerth · Ein pensionierter Kripo-Beamter hat die mehr als 200-jährige Polizeigeschichte im Norden erforscht und ein Buch daraus gemacht.

Geschichte schreiben, das braucht seine Zeit. Das hat Hardy Krüger, Kaiserswerther Bürger und pensionierter Kriminalbeamter gelernt. Schließlich hatte er die Idee, die Historie der Polizei in seinem Wohnort aufzuarbeiten, schon vor 15 Jahren. Und damals hat er noch geglaubt, er sei schnell damit fertig.

Denn 1938 hatte ein Polizist schon einmal recherchiert, was die Archive der Polizei so hergaben. Und der Bericht samt lobendem Vermerk eines Vorgesetzten ("gut angelegt") existierte noch. Krüger also dachte wohl, er müsse nur noch die Jahre danach erforschen. Und dem Vermerk vom November 1938 folgen, in dem der Leiter des Abschnittskommandos I "empfehle, die Geschichte des Reviers sauber auf weißes Papier zu schreiben".

Es war aber dann doch deutlich mehr Arbeit, denn bei genauerer Lektüre des Berichts stellte Krüger fest, dass der damalige Beamte nicht sehr gründlich gearbeitet hat. Bei ihm begann die Geschichte 1850 und endete 1937 mit einer Aufzählung der örtlichen Parteigrößen und einer Beschreibung der Gedenksteine für Hitler-Jungen, "die für die Bewegung gefallen sind".

Krüger hat sich nun in akribischer Arbeit durch die Archive geblättert, mit vielen Kaiserswerthern gesprochen, kurz: er hat ermittelt, wie er es in seinem Berufsleben auch getan hat. Und legt jetzt ein Buch vor, herausgegeben vom Verein "Geschichte am Jürgensplatz"(siehe Box rechts), in dem er die mehr als 200 Jahre dauernde Geschichte der Kaiserswerther Polizei beschreibt.

Der Leser erfährt von Theodor Strick, der von 1810 bis zu seinem Tod 1830 als "Polizeidiener" fungierte, dafür 105 Thaler im Jahr bekamt, und zu dessen Aufgaben auch die Bewachung der Kirche gehörte. Eingestellt wurden die Polizeidiener vom Bürgermeister, Voraussetzung für den Job waren neben Militär-Papieren ein guter persönlicher Eindruck und ein ebensolcher Leumund. Mit schwerer Kriminalität hatten sie wenig zu tun, mussten Scheunen kontrollieren, um "wildes Nächtigen" zu verhindern, Landstreicher, Ruhestörer und Bettler verjagen.

Mit den Landstreichern hatten auch viele Jahre später noch Stricks Nachfolger zu tun. Krüger fand heraus, dass der Polizeidiener Heinrich Zensen (im Dienst ab 1886) einen Dobermann als Diensthund führte und Landstreicher entweder für einen Tag "im Bau" einsperrte - oder seinen privaten Garten umgraben ließ. Die Wahl traf nicht der Vagabund, sondern der Gendarm, und zwar je nach Jahreszeit. Wiederum Jahre später machte Balthasar Bläser von sich reden, indem er eines nachts einen laut singenden Gerichtsrat verhaftete und einmal zwölf randalierende Studenten ins Krankenhaus geprügelt haben soll.

Von den letzten Nachtwächtern und Feldhütern schlägt Krüger auf knapp 300 Seiten den Bogen über Kriegs- und Besatzungszeit, Terror und Kalten Krieg bis zum heutigen Bezirksdienst. Ein echtes Stück Heimatgeschichte, das jetzt im Verlag edition oberkassel erschienen ist.

(RP)
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