Kaiserswerth Eine Oper in der Kirche

Kaiserswerth · Zum Jubiläum von Luthers Thesenanschlag haben Nicola Glück, Alexander Stessin und Susanne Hiekel eine Oper auf die Beine gestellt.

 In der Kaiserswerther Mutterhauskirche wurde die Reformationsoper "in exitibus" jetzt uraufgeführt.

In der Kaiserswerther Mutterhauskirche wurde die Reformationsoper "in exitibus" jetzt uraufgeführt.

Foto: anne orthen

Gittermasten mit Scheinwerfern, Mikrofonen und Kameras im Kirchenschiff, Nebelschwaden ziehen über den Altar. Podeste erweitern die Altarinsel zur Opernbühne. Unter der Orgelempore nehmen Tontechniker und Beleuchter an Mischpulten letzte Einstellungen vor: Nur noch ein paar Handkniffe, und die Mutterhauskirche in Kaiserswerth ist ein richtiges Opernhaus.

Diesen Eindruck nehmen die Besucher wahr, während sie ihre Plätze suchen und das seitlich platzierte Orchester die Instrumente stimmt. Nach dem letzten Glockenschlag vom Turm der Kirche bricht der Sturm los. "O mein Gott, warum?", rufen die über fünfzig Chorsänger, die panisch zur Bühne stürmen und kauernd vor dem Altar Schutz suchen. Die grau-weiß gewandete Masse hat Angst nach einer gerade erlebten Katastrophe, sucht Trost bei Gott. Das Publikum ist gebannt, betrachtet die hin- und herwuselnden Menschen und hört die ungewohnten Klänge der neuen Kirchenoper "in exitibus".

Nicola Glück hat zum Jubiläum von Luthers Thesenanschlag "Statements von klugen Zeitgenossen" in ihr Libretto aufgenommen, um die Idee des Reformators für die Menschen im 21. Jahrhundert zu verdeutlichen.

Alexander Stessin, Opernchordirektor aus Leipzig, hat das Libretto vertont und bringt zu Chorklängen von Sprechgesang bis Mehrstimmigkeit kräftige Orgeleinsätze, knallendes Schlagzeug, aber auch zarte Holzbläser zum Einsatz. Schließlich: Riesiger Applaus des ausverkauften Hauses. Und was meinen Beteiligte dazu?

"Das ist eine harte Nummer", sagt Martin Schäfer, der Konzertmeister der Camerata Instrumentale, und berichtet von Intensivproben. "Das Werk ist schon genial auf die hiesigen Verhältnisse zugeschnitten, sowohl die räumlichen als auch die musikalischen Möglichkeiten der Gemeinde." Tenor Thomas Piffka hat nach den ersten Proben gemerkt: "Das Stück macht etwas mit mir. Ich habe es nicht weggedrängt, sondern zugelassen. Das hat mir die Last des 'du musst' von den Schultern genommen." Immer noch stehen Besucher in der Kirche und diskutieren. "Mitreißend, packend", fällt ihr Urteil über das Werk aus.

Der Komponist ist von Fotografen belagert. Alexander Stessin nimmt Glückwünsche bescheiden entgegen. "Ende 2014 hatten Nicola Glück und ich den Gedanken, für das Reformationsjubiläum etwas zu machen, und zwar hier mit Susanne Hiekel. Alle auf der Bühne haben so viel geleistet, ich bin hoch zufrieden."

Dirigentin Susanne Hiekel, das Energiebündel, ist ebenso glücklich wie ihre Kollegen - mit Werk und Aufführung. "Im Juli haben wir mit den Proben begonnen, denn 'Neue Musik' liegt mir sehr am Herzen. Der Chor hat dabei ganz toll mitgearbeitet."

(RP)
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