Kaiserswerth Auf den Spuren von Theodor Fliedner

Kaiserswerth · Bei Führungen können Interessierte die Geschichte der Kaiserswerther Diakonie kennenlernen.

 Norbert Friedrich weiht die Teilnehmer der Führung in die Geheimnisse der Kaiserswerther Diakonie ein.

Norbert Friedrich weiht die Teilnehmer der Führung in die Geheimnisse der Kaiserswerther Diakonie ein.

Foto: Bernd Schaller

Das Gelände der Kaiserswerther Diakonie ist mit 50 Hektar Fläche sehr groß und wirkt auf den Besucher wie eine eigene kleine Stadt. Wer sich auf dem Areal bewegt, begibt sich auf einen Rundgang durch die Historie und Gegenwart des diakonischen Unternehmens, zu dem heute 2300 Beschäftigte zählen. Denn die meisten der historischen Bauten sind über die Jahrzehnte erhalten geblieben, viele werden aber inzwischen ganz anders genutzt als ursprünglich geplant. "Im Mutterhaus befanden sich beispielsweise die Wohn- und Ausbildungsräume der Diakonissen. Als die Räume nicht mehr gebraucht wurden, wurde darin ein modernes Tagungshotel eingerichtet", sagt Nobert Friedrich, Vorsitzender der Fliedner Kulturstiftung.

Da viele Bürger großes Interesse an der Geschichte und den Einrichtungen der Kaiserswerther Diakonie zeigen, werden regelmäßig Führungen von der Kulturstiftung durch die Anlage angeboten. Dabei werden den Besuchern auch ungewöhnliche Orte präsentiert - wie ein unterirdischer Bunker, der 1944 errichtet wurde, als die Einrichtung zu einem Lazarett umfunktioniert wurde.

Ein Besuch der 1903 errichteten Mutterhauskirche gehört ebenso zum Programm wie ein Abstecher in das Kaiserswerther Pflegemuseum, welches das erste seiner Art in Deutschland ist. Dort wird unter anderem gezeigt, wie durch Theodor Fliedner die professionelle Krankenpflege entwickelt wurde. Der evangelische Theologe, der 1822 nach Kaiserswerth kam, eröffnete dort mit seiner ersten Frau Friederike1836 das Mutterhaus - die erste Diakonissenanstalt der Welt. Evangelische Frauen erhielten dort eine qualifizierte Ausbildung zu Krankenpflegerinnen, Gemeindeschwestern, Erzieherinnen und Lehrerinnen. "1903 gehörten der Kaiserswerther Diakonie rund 1200 Diakonissen an, im Jahr 1936 waren es sogar 1900. Seitdem ist die Zahl rückläufig. Heute leben in Kaiserswerth weniger als 100 dieser engagierten Frauen", sagt Friedrich.

Für die Diakonissen gibt es einen separaten Friedhof, der auch ein Ziel des Rundgangs ist. Dort können die Teilnehmer auch das Gemeinschaftsgrab von Theodor Fliedner und dessen zweiten Frau Caroline besuchen. Friederike Fliedner wurde in einer eigenen Grabstätte zusammen mit sieben ihrer zehn Kinder beigesetzt, die alle nicht das Erwachsenenalter erreichten. Auf dem Friedhof befindet sich auch die Grabstätte der Geschwister Johanne und Erna Aufricht. Die Schwestern waren jüdischer Herkunft, aber zum evangelischen Glauben konvertiert. Die Gestapo ließ beide 1942 deportieren. Johanne überlebte im Ghetto Theresienstadt. Erna wurde im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.

Die nächsten Führungen sind am 25. Juli und 31. Oktober. Beginn ist um 14 Uhr. Treffpunkt ist am Café Schuster, Klemensplatz 5. Die Teilnahme kostet 5 Euro pro Person. Infos unter Telefon 4092212.

(RP)
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