Hubbelrath Die Feuerwache als Dorfzentrum

Hubbelrath · Die Freiwillige Feuerwehr Hubbelrath wird 90 Jahre alt. Früher kämpften Bauern mit Eimern gegen den Scheunenbrand, heute steht das modernste Löschfahrzeug Deutschlands parat. Für Jugendliche ist die Feuerwehr auch Freizeitzentrum.

 Mit Hebekissen wollen die Jugendlichen der Freiwilligen Feuerwehr das Auto zu Testzwecken anheben. Der Leiter der Jugendfeuerwehr Fabian Stoutjesdijk (4.v.l.) gibt letzte Anweisungen.

Mit Hebekissen wollen die Jugendlichen der Freiwilligen Feuerwehr das Auto zu Testzwecken anheben. Der Leiter der Jugendfeuerwehr Fabian Stoutjesdijk (4.v.l.) gibt letzte Anweisungen.

Foto: hans-jürgen bauer

Patrick hat Angst um sein Auto. Zehn Jungs und zwei Mädchen stehen um den Wagen herum und warten auf Anweisung. Die Aufgabenverteilung steht an: Wer macht den Sanitätsdienst, wer sperrt die Straße, wer sortiert welches Material und - Patricks größte Sorge - wer hebt das Auto an? Anna-Lena hat das Kommando übernommen. Laut soll sie ihre Kameraden einteilen, deutlich sprechen. Beim zweiten Versuch gelingt ihr das so, wie der Leiter der Hubbelrather Jugendfeuerwehr Fabian Stoutjesdijk sich das vorstellt. Patrick hat sein Auto etwas widerwillig für die Übung des Feuerwehrnachwuchses hergegeben. Er steht skeptisch daneben und beobachtet alles.

Patrick ist zusammen mit 28 anderen Hubbelrather Bürgern in der Freiwilligen Feuerwehr. Am Sonntag feiern sie das große Jubiläum zum 90-jährigen Bestehen mit allerlei Aktivitäten. Zum Beispiel mit der Übung der Jugendfeuerwehr, die an Patricks Auto schon einmal getestet wurde. Vor 90 Jahren war die Welt noch eine ziemlich andere, auch für die Feuerwehr in Hubbelrath. Damals existierte die Gemeinde Hubbelrath, unabhängig vom großen Düsseldorf. Hauptsächlich Bauern wohnten im Dorf, die sich aus Angst um ihre Scheunen schon aus Selbstschutz freiwillig zur Feuerwehr gemeldet haben. Mit Eimern und Handpumpen kämpften sie für ihre Existenz.

Das ist natürlich lange vorbei. In Hubbelrath steht eins der modernsten Tanklöschfahrzeuge dieser Republik, speziell für Wald- und Flächenbrände ausgerüstet. 3000 Liter Wasser sind drin, an Eimer muss hier niemand mehr denken. Fünf Fahrzeuge warten im Gerätehaus auf die verschiedenen Einsätze, die die Ehrenamtler in Hubbelrath erwartet. 50 bis 60 sind das im Jahr, durchschnittlich rücken sie also etwa einmal in der Woche aus.

Christoph Wicharz ist Löschgruppenführer, Andreas Zingsheim sein Stellvertreter. Beide sind rheinische Frohnaturen, nennen sich selbst "Eingeborene" aus Hubbelrath. Wicharz ist seit 38 Jahren dabei, Zingsheim seit 30. Sie personalisieren die Freiwillige Feuerwehr in Hubbelrath. "Feuerwehr ist ein Hobby, das einen nie mehr loslässt", sagt Wicharz. "Ein Virus, den man nicht bekämpfen kann", ergänzt Zingsheim. Und so kommt es auch, dass die Löschgruppe Hubbelrath sich derzeit keine Gedanken machen muss, weil ihr Personal fehlte. Im Gegenteil: Ein Interessent steht bereits auf der Warteliste, weil mehr als 30 Feuerwehrleute unter den Strukturen kaum zu führen seien, wie Christoph Wicharz erklärt. "Es gibt Leute, die in Düsseldorf ihren Wohnsitz anmelden und sich als erstes eine Löschgruppe suchen", sagt er.

Insgesamt ist es natürlich nicht mehr so, dass alle 300 Dorfbewohner aus Selbstschutz in die Feuerwehr gehen. Aber auch wenn die Motivation ein Ehrenamt zu übernehmen insgesamt eher sinken mag, haben sie in Hubbelrath solche Probleme nicht. Das zeigt sich auch an der Jugendfeuerwehr, die gleichzeitig am Sonntag ab elf Uhr an der Wache der Dorfstraße ihren zehnten Geburtstag feiert. 15 Hubbelrather Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren treffen sich alle zwei Wochen montags auf der Wache. Sie üben Einsätze, lernen den Umgang mit technischen Gerätschaften - und machen Spiele.

In Hubbelrath gibt es für Jugendliche dieses Alters nicht viele Angebote. "Die orientieren sich alle nach Gerresheim", erläutert Christoph Wicharz. Dort gingen die meisten ohnehin auch zur Schule. Im Dorf selber übernimmt die Feuerwehr daher nicht nur Brandeinsätze, holt Pferde aus dem Schlamm oder rettet Kälber von der Straße, sondern ist auch eine Art Dorf- und Freizeitzentrum. Die Feuerwehr ist in Hubbelrath nah am Leben.

(RP)
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