Holthausen Zeichnungen auf den Punkt

Holthausen · Thomas Couné stellt in der Galerie Söhne & Töchter an der Reisholzer Werftstraße aus.

 Künstler Thomas Couné lässt sich auch von seinem Hund zu Kunstwerken inspirierte.

Künstler Thomas Couné lässt sich auch von seinem Hund zu Kunstwerken inspirierte.

Foto: Anne Orthen

"Alles ist blöd!" lautet der nach Kleinkind-Trotz klingende Titel der Ausstellung von Thomas Couné, zu deren Vernissage zahlreiche Gäste in die Galerie Söhne & Töchter in den Reisholzer Hafen gekommen waren. Und damit auch ja niemand den Titel vorschnell als kalkulierte Provokation abtut, bekräftigt der Künstler seine Aussage noch mit einem hinzugefügten "Ausnahmslos". Für den studierten Grafiker ist es die erste größere Ausstellung. "Aber ich hoffe, dass es dadurch jetzt künstlerisch weitergeht, und dass ich mehr Kontakt zu anderen Künstlern bekomme", so Couné optimistisch.

Wer die rund 60 Arbeiten, überwiegend Zeichnungen in Mischtechnik mit Tusche und Aquarellfarbe, ihre unterschiedlichen Themenstellungen und nicht zuletzt die zahlreichen sexuell offensiven Darstellungen auf sich wirken lässt, möchte dem Ausstellungstitel ein "wenn man das Leben und seine Absurditäten allzu ernst nimmt" hinzufügen. Counés Humor spricht eine bitter-scharfe Sprache. Nicht umsonst ziert das Bild eines Königs, der nackt vor seiner brennenden Burg steht, die Einladungskarte. Die Krone, wirkt angesichts der eher mickrigen Nacktheit der Majestät nur noch lächerlich.

Das Prinzip der alle Menschen gleichmachenden Nacktheit, das Entlarvende von "Des Kaisers neue Kleider", zieht sich wie ein roter Faden durch die Bilder von "Blöden Leuten". Deren Nacktheit sowie dargestellte Sexualität, beleuchtet Couné keinesfalls aus der Perspektive eines sexistischen Misanthropen. Dem handwerklich überaus versierten Künstler geht es eher um einen Spiegel, der eine fehlgeleitete Sexualität als Indiz für ein sinnleeres Leben reflektiert. Er nähert sich seinen Objekten mit einem tiefergehenden Interesse, das durch eine spezifische Hass-Liebe genährt wird. Couné befindet sich da in künstlerischer Nachbarschaft zu Egon Schiele, Johannes Grützke, Tomi Ungerer oder auch Manfred Deix. Der Humor spielt schon vor Betreten des "künstlerischen Dark-rooms" eine Rolle. Jeder Besucher, der Probleme mit Sex-Darstellungen hat, kann anonym bleiben, indem er sich eine Papiertüte mit vorbereiteten Gucklöchern überstülpt.

Der offen demonstrierte subversiv-böse Humor zeigt sich bei Hundehalter Couné auch bei Hundebildern. Eher harmlos ist der kuschelige "Windhund", der in seinem Windschatten diverse Gegenstände und Katze durcheinanderwirbelt. Heftiger ist da schon "Wo ist Herrchen?", bei dem aus dem Hundemaul ein Arm samt Hand, die noch die Leine festhält, herausschaut. Mit welcher künstlerischen Besessenheit Couné mitunter zu Werke geht, zeigen seine großformatigen Städtebilder, deren futuristische Ansichten an Detailverliebtheit kaum zu überbieten sind. Dennoch wirken sie hochkomprimiert und lösen ein Gefühl der Beklemmung aus, gegen das der Humor letztlich dann doch nicht hilft.

(sb-)
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