Holthausen Schönheit und Schockierendes

Holthausen · Günter Krajewski präsentiert seine unterschiedlichen Werke aus 30 Jahren künstlerischen Schaffens in einer Einzelausstellung im Reisholzer Hafen.

 Der Günter Krajewski präsentiert ein Werk, das keinen Namen hat - also "Ohne Titel". Es handelt sich um die Installation eines Ventilators mit glänzender Folie.

Der Günter Krajewski präsentiert ein Werk, das keinen Namen hat - also "Ohne Titel". Es handelt sich um die Installation eines Ventilators mit glänzender Folie.

Foto: Anne Orthen

"Protokoll des Scheiterns" nennt Günter Krajewski seine Ausstellung. Zu sehen sind Arbeiten aus 30 Jahren künstlerischen Entdeckertums. Gestern Abend wurde die Schau in der Ausstellungshalle des Vereins Kunst im Hafen im Reisholzer Hafen eröffnet.

Zu sehen sind Werke aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Bildhauerei und Installation. Das dabei zitierte Scheitern fungiert bestenfalls als thematische Klammer mit ironischem Unterton.

"Natürlich, was den Erfolg auf dem Kunstmarkt anbetrifft, da bin ich sicherlich gescheitert, doch mein persönliches Leben ist durch meine künstlerische Arbeit enorm bereichert worden", sagt der 65-Jährige. "Da gibt es nicht den geringsten Anlass, von Scheitern zu sprechen." Krajewski beschloss nach zwei Ablehnungen durch die Düsseldorfer Kunstakademie, künstlerisch einen autodidaktischen Weg zu gehen.

"Das hatte den Vorteil, dass ich nie der Gefahr einer direkten Beeinflussung durch Professoren ausgesetzt war", sagt Krajewski, der 1986 mit Ölmalerei begann. Dann gibt er aber doch zu, dass er sich damals sehr stark von der Malerei Gerhard Richters inspiriert fühlte. Joan Miró hatte gleichfalls großen Einfluss auf ihn. In der Kunsthalle bekam Krajewski für einen Tag die Erlaubnis, das Bild "Hund, den Mond anbellend" zu kopieren.

Neben der Malerei bearbeitete er Polaroid-Filmmaterial. Den Elften September, den Terrorangriff auf die New Yorker Twin Towers - erlebte er im Künstlerdorf En Hod in Israel. Unter dem schockierten Eindruck schuf er eine Miniatur, die die harmonische Schönheit der israelischen Landschaft mit dem Schrecken des Terrors in Form brennender Hochhäuser kontrastiert.

Einige Polaroid-Bilder erhalten einen Rahmen aus Pappe und Gips, was ihnen die Anmutung von Steintafeln mit ewiger Gültigkeit gibt. Zum Thema "Stadt-Mensch-Müll" hat er eine Installation geschaffen, die ummauerte Grundstücke in der sizilianischen Stadt Catania zwischen der Via Archimede und dem Corso Martin delle Libertà zeigt. Die Gelände dienten einerseits als wilde Müllkippen, anderseits als Rückzugsort für Obdachlose.

"Es ist schon eine große Herausforderung, eine derart große Halle mit einer Einzelausstellung zu füllen", sagt Krajewski. Doch Material sei ausreichend vorhanden, auch wenn er dafür in die hintersten Ecke seines Lager kriechen musste. Er betrachtet inzwischen weniger mit Wehmut, als vielmehr mit neu erwachtem Interesse seine alten Arbeiten. Manches hat sich in der Tat überholt - wie eine Installation aus Toilettentüren aus dem ehemaligen Szene-Treff "Schlonz" an der Ratinger Straße. Anderes ist aktuell geblieben, wie das Readymade "Gym Dolls", bei der Barbie-ähnliche Püppchen auf Kommando ihre Beinmuskulatur trainieren.

Die Ausstellung ist bis 16. Juli, jeweils samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr, zu sehen. Zur Finissage wird Debra C. Burton um 16 Uhr eine Gesangs-Performance präsentieren.

(RP)
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