Holthausen Räbbelche feiern närrisches Jubiläum

Holthausen · Die Karnevalsgesellschaft feiert fünf mal elf Jahre. Sie hatte bislang zwei Präsidenten: Gründer Willi Hammelstein und Rainer Fuhrmann.

Der aktuelle Präsident der Räbbelche, Rainer Fuhrmann, und sein Vorgänger und Vereinsgründer Willi Hammelstein, der Ehrenpräsident ist.

Der aktuelle Präsident der Räbbelche, Rainer Fuhrmann, und sein Vorgänger und Vereinsgründer Willi Hammelstein, der Ehrenpräsident ist.

Foto: Anne Orthen

Eigentlich wurde der Grundstock für die Holthausener Karnevalsgesellschaft Räbbelche nicht erst vor fünf mal elf Jahren gelegt, sondern bereits 1947. Im Januar jenen Jahres lernte Willi Hammelstein - der 1962 mit zwei Freunden die Räbbelche gründete - bei einer Tanzveranstaltung seine spätere Ehefrau Angela Opgenoorth kennen. Sie war die Tochter eines echten Mühlengrafenpaares aus Urdenbach und - wie ihre beiden Geschwister - vom Karnevalsvirus hochgradig infiziert. Wer weiß also, ob es die Räbbelche heute geben würde, wenn sich so kurz nach dem Krieg nicht die Wege der beiden gekreuzt hätten und Willi Hammelstein nicht ebenfalls infiziert worden wäre? Aber wahrscheinlich sollte es genau so kommen.

Die bislang einzigen beiden Räbbelche-Präsidenten Fuhrmann und Hammelstein bei der Amtsübergabe im Mai 1987.

Die bislang einzigen beiden Räbbelche-Präsidenten Fuhrmann und Hammelstein bei der Amtsübergabe im Mai 1987.

Foto: Dieter Norbisrath

Wenn Willi Hammelstein über seine vor drei Jahren verstorbene Frau und die Vergangenheit redet, dann überkommt den Senior, der seit vier Jahren in Itter im Paulushaus lebt, die Traurigkeit: "Wir hätten bald Gnadenhochzeit gehabt", sagt der 93-Jährige und fügt wenig später hinzu, dass er vorhabe, die 100 zu knacken. Alleine schon dafür, dass dann sein Konterfei in der von ihm als Glaskasten bezeichneten Vitrine im Foyer hängen wird. "Dort sind die Fotos aller über 100-Jährigen, die hier leben", sagt Hammelstein und lacht schelmisch.

Und sein Gegenüber kann sich in dieser Sekunde vorstellen, wie das damals gewesen sein muss, wenn Präsident Willi Hammelstein die Sitzungen der Räbbelche leitete. "Mir konnten die Säle nicht groß genug sein", erzählt er: Auch 1200 Zuschauer machten ihn nicht bang. Bei der Hoppeditz-Erwachfeier seiner Räbbelche im Restaurant "Alte Stadtgrenze" heute Abend ist der Ehrenpräsident natürlich dabei - wenn es die Gesundheit zulässt. Wie die vergangenen 30 Jahre zuvor wird sein Nachfolger als Präsident, Rainer Fuhrmann, als Hoppeditz Amüsantes aus dem Stadtteil und der Karnevalsgesellschaft erzählen.

Inzwischen haben sich die Räbbelche ein bisschen kleiner gesetzt. Um wie früher einmal große Hallen zu füllen, braucht man Geld, um ein besonderes Programm auf die Beine zu stellen und dann ein ausverkauftes Haus, damit der Verein nicht hinterher ein Loch in der Kasse hat. Optimal sei die Zeit gewesen, in der die Räbbelche im Klarenbachhaus hatten feiern können, erzählt Fuhrmann. Doch als 2010 der Saal nicht mehr zur Verfügung stand, war die Karnevalsgesellschaft heimatlos. Ausgewichen wurde in den gerade eröffneten Henkel-Saal in der Innenstadt (Fuhrmann: "Dorthin folgten uns einige Holthausener nicht, weil man nicht mehr zu Fuß nach der Veranstaltung nach Hause gehen konnte"), ein Zelt im Südpark (Fuhrmann: "Dort tropfte mir das Kondenswasser aufs Gesicht") und in den katholischen Pfarrsaal von St. Josef (Fuhrmann: "Der fasst zu wenig Zuschauer. Die Sitzungen dort in den beiden vergangenen Jahren waren für uns Zuschussgeschäfte.").

Mit der Wahl von Oberbürgermeister Thomas Geisel 2014 hatte Fuhrmann eigentlich gedacht, dass das Problem sich schnell löst: "Geisel hatte mir kurz davor in die Hand versprochen, dass wir in Holthausen bald eine Mehrzweckhalle bekommen." Inzwischen ist der OB seit drei Jahren im Amt und die Halle ist immerhin in der Planungsphase, weil die zuständige Bezirksvertretung 50.000 Euro Planungskosten bereitgestellt hat.

Um sie bauen zu können, hofft die Stadt auf Städtebaufördermittel, doch dafür soll zunächst ein Stadtteilkonzept erstellt werden. Die Umsetzung könnte also noch etwas dauern. Und so wird Fuhrmann erst einmal weiter bei jeder sich bietenden Gelegenheit an das Versprechen von damals erinnern. In der Jubiläumssession ist die Not - wenigstens für die große (und schon ausverkaufte) Jubiläumssitzung am 2. Februar nicht so groß: "Wir haben von der koreanischen Gemeinde, die das Klarenbachhaus gekauft hat, die Erlaubnis bekommen, diese dort abhalten zu können." Ganz besonders freut sich Fuhrmann auf den Auftritt der Kölner Traditionstanzgarde "Goldene Lyskircher Hellige Knäächte un Mägde". Denn Fuhrmann ist durchs Tanzen zum Karneval gestoßen. Sein älterer Bruder, der in den 1980er Jahren selber aktiv bei den Räbbelche war, fragte ihn, ob er sich nicht vorstellen könne, in der Tanzgarde als Tanzmajor mitzumachen. Seine karnevalistischen Anfänge hat der 55-Jährige bis heute nicht vergessen. Immer noch haben die Räbbelche eine eigene Tanzgarde, der Stolz der 45 Mitglieder starken Karnevalsgesellschaft. Und da ein kluger Präsident schon an seinen Nachfolger denkt, macht Fuhrmann nun genau das, was einst Hammelstein mit ihm gemacht hat: Er baut sich seinen Nachfolger auf. Obwohl es in diesem Fall mit Christin Katzgrau eine Nachfolgerin ist. Die 23-Jährige, die aus der eigenen Tanzgarde kommt, ist aktuell Kassiererin und Vizepräsidentin. Katzgrau soll allmählich an die Aufgaben des Sitzungspräsidenten herangeführt werden. Das heißt aber nicht, dass Fuhrmann jetzt schon genau weiß, wann er das Amt, das er im Mai 1987 übernommen hat, abgeben wird. Unterstützung erfährt der Präsident auf seinem Weg von seinem Vorgänger: "Es geht doch dabei immer in erster Linie darum, dass der Verein eine Zukunft hat. Und nicht um persönliche Eitelkeiten", sagt Hammelstein. Das bedeutet, man muss auch loslassen können. Wie das geht, hatte der heutige 93-Jährige 1987 nach 25 Jahren an der Spitze vorgemacht.

Wenn denn bloß die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten auch so einfach sein könnte... Denn der eigentlich für kommende Woche Samstag geplante Jubiläumsempfang wird auf den 13. Januar verschoben. Grund: Der dafür vorgesehene Saal einer Gaststätte in Holthausen wurde nicht fristgerecht fertig. Nächste Woche, so hofft Fuhrmann, weiß er, wo die Veranstaltung stattfinden kann. Ganz genau wissen die Räbbelche hingegen, wo sie an Altweiber sind: Da feiern sie wie seit eh und je mit den Holthausenern ab 11 Uhr und bei freiem Eintritt Straßenkarneval im Holthausen-Center.

(rö)
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