Holthausen Aus Metzgerei wird Partyservice

Holthausen · Nach fast 60 Jahren in Familienhand trug sich die Metzgerei wegen des geänderten Ess- und Einkaufverhaltens nicht mehr. Martin und Michaela Herrforth sattelten nun um auf Catering.

"Der Laden um die Ecke" - das ist Nostalgie und Vertrautheit: Man kennt sich, plaudert miteinander und nimmt Anteil an nachbarschaftlichen und persönlichen Ereignissen. Die Metzgerei Herrforth ist ein solcher "Laden um die Ecke": in Holthausen, in der Meyerhofstraße - und das seit fast 60 Jahren. Am 19. Juli schloss die Fleischerei ihre Ladentür - "aber nicht ganz", wie Metzgermeister Martin Herrforth betont. Dieses "nicht ganz" - sei wichtig, unterstreicht Ehefrau Michaela.

"Der Name Herrforth darf nicht untergehen", beschwor der Senior Wilhelm mit seinen inzwischen 90 Jahren vor kurzem seinen Sohn Martin. Dieser versprach es und eröffnet mit seiner Frau Michaela ab Mitte August in der traditionellen Holthausener Metzgerei unter demselben Namen einen Partyservice. In den 80er Jahren lief die Metzgerei bombig, erinnert sich Martin Herrforth. Der Vater investierte damals in Umbau und Modernisierung, doch er habe ihn niemals zur Nachfolge gedrängt.

"Ich wollte Sport und Biologie studieren", erzählt der Metzgermeister weiter, "doch dann kam alles anders." Es war seine eigene Entscheidung, das Geschäft zu übernehmen und den Meister zu absolvieren. Ehefrau Michaela ausgebildete Floristin mit Ambitionen auf ein Blumengeschäft, schwenkte ebenfalls um und machte sich fachlich schlau. "Alt und Jung mit Erfahrung und Schwung", lautete das Motto der Werbung, mit dem Familie Herrforth seinerzeit den Wechsel der Generationen ankündigte. Schon bald zeigte sich, dass der reine Fleisch- und Wurstverkauf nicht ausreichte. "1993 haben wir zubereitet, was das Zeug hält", erinnert sich Michaela Herrforth lebhaft: "Erst heiße Braten, dann Salate." Damals hieß es: "Mit den Beilagen fangen wir erst gar nicht an", erzählt sie lachend weiter. Doch dieser Vorsatz galt nicht lange. Der jetzige Schritt zum Catering war also nicht weit, und er ist reiflich überlegt.

"Wenn der erste Kunde vormittags nur 200 Gramm Mett kauft, ist das unproduktiv", beschreibt Michaela Herrforth lakonisch die aktuelle Situation. "Die Kunden kaufen woanders, und das Verhalten hat sich geändert", führt sie den Zeitgeist aus. Die Supermärkte, der vegetarische Trend, die Fleisch-Skandale, der Euro - Gründe für den Rückgang des Geschäfts kann das Ehepaar Herrforth zuhauf aufzählen. Ihre Spezialität zu Weihnachten, die Schlesische Weißbratwurst, sorgte alljährlich für einen Boom - das wiegt die restlichen Monate jedoch nicht auf. "Alle sagen' das ist aber schade", zitiert Michaela Herrforth die Resonanz ihrer Stammkunden. Aber: Herrforths schließen nicht ganz, sie erfinden sich neu, am alten Standort in Holthausen - weil es notwendig ist.

(RP)
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