Hellerhof Paddeln wie die Indianer

Hellerhof · Justin Düber hat in jahrelanger Arbeit ein traditionelles Boot der nordamerikanischen Ureinwohner nachgebaut - und ist damit einer der Wenigen in Deutschland, die sich an solch ein Projekt wagten.

Eine Tüte, gefüllt mit der schwarzen, zähen Masse, muss er immer dabei haben, wenn er sein Kanu zu Wasser lässt. Er braucht die schwarze Paste, um abgeplatzte Nähte jederzeit wieder abdichten zu können - schließlich soll das Boot nicht untergehen. Die richtige Mischung zu finden, war gar nicht so einfach. Das Verhältnis zwischen Harz, Asche, Bienenwachs und Butter muss stimmen, damit die Masse nicht zu hart und nicht zu weich wird, die Rindenteile stabil miteinander verbindet. Nur eine der vielen Herausforderungen, die Justin Düber in den vergangenen Monaten gemeistert hat.

Seit der Benrather ein Buch von Dirk Rohrbach gelesen hatte, der mit einem selbstgebauten Kanu über den Yukon durch Kanada und Alaska gepaddelt ist, ließ ihn die Faszination für das Boot nicht mehr los. Außerdem war er selbst bereits auf dem Fluss unterwegs - allerdings mit einem modernen Kanu.

Das größte Problem: Die Kanus der Indianer werden aus Birkenrinde gebaut. Die europäische Rinde wäre dafür viel zu dünn und brüchig. Das Material muss aus als kälteren Regionen kommen, wo die Bäume langsamer wachsen und die Rinde flexibler und dicker wird.

"Ich habe lange im Internet recherchiert und bin schließlich auf eine Kanu-Werft in Potsdam gestoßen, die ein solches Boot bauen wollte. Eines der Ersten in Europa überhaupt", sagt Düber. Spontan entschied er sich, nach Potsdam zu reisen und eine Woche mit anzupacken. Die Mitarbeiter der Werft hatten die Rinde aus Sibirien besorgt. Düber hatte Glück: Zwei große Stücke blieben übrig. Er bekam sie geschenkt - als Grundlage für sein eigenes Boot. Etwa zwei Jahre ist das nun her. Seitdem hat der Psychologe viel Zeit im Keller und im Garten seiner Eltern in Hellerhof verbracht, denn dort hat er regelmäßig an dem Kanu gebastelt. Erst Modelle gebaut, später in Handarbeit Zedern aus dem Garather Forst gespalten - für die Rippen des Bootes. Die Fichtenwurzeln zum Verbinden der einzelnen Teile hat er im Sauerland selbst gezogen. Kumpel, Freundin, Vater, Opa halfen bei vielen Arbeitsschritten mit.

Auch wenn er manchmal verzweifelte, weil sich das Zedernholz mal wieder nicht biegen ließ und brach: "Aufgeben kam nie infrage. Ich hatte ja die Rinde." Außerdem sei er von dem Material fasziniert gewesen - und von der Idee, sein Boot zu Wasser zu lassen. Sein Vater rudert und auch er ist Mitglied im Kanu-Club Hilden. Im Oktober war es soweit: Auf einem Leverkusener See hatte das Kanu seine Jungfernfahrt. Bald will er es auf der Ruhr erstmals auf einem Fluss ausprobieren.

"Langfristig ist mein Traum, damit eine Kanu-Tour in Schweden oder Nordamerika zu machen." Schließlich wäre dort sein Indianerboot quasi zu Hause. Nur eine Abweichung vom Original erlaubt Düber sich: Statt Bärenfett kommt Butter in die Abdichtungspaste.

(arm)
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