Hellerhof Die drei Damen vom Hellerhofer SV

Hellerhof · Der Sportverein feiert morgen sein 35-jähriges Bestehen unter der Regier eine weiblichen Vorstands.

 Der Vorstand des Hellerhofer SV (vl.): Vorsitzende Karoline Rysiewski, Kassiererin Silke Meener und Schriftführerin Lissi Kunow. Vierte im Bunde ist die stellvertretende Vorsitzende Petra Klinzing-Klauke.

Der Vorstand des Hellerhofer SV (vl.): Vorsitzende Karoline Rysiewski, Kassiererin Silke Meener und Schriftführerin Lissi Kunow. Vierte im Bunde ist die stellvertretende Vorsitzende Petra Klinzing-Klauke.

Foto: Anne Orthen

Sport und Verein, das ist traditionell meist eine Männerdomäne. Auch im Hellerhofer Sportverein war das - fast immer der Normalfall. Im April vergangenen Jahres entschieden jedoch die Mitglieder für Frauenpower. Einzige Ausnahme: Jugendwart Florian Wicke.

Als der altgediente Vorstand zurücktrat, fanden sich erst nach zusätzlicher Sitzung die Nachfolgerinnen. "Ich wollte nicht, dass der Sportverein in unserem Stadtteil untergeht", sagt Schriftführerin Lissi Kunow (53). "Und, dass es nicht immer die Männer tun", wirft Kassenwartin Silke Meeners (42) lachend ein. Veränderungen wollten sie schaffen und Bewährtes stärken, etwa die langjährige Kooperation mit den Kindertagesstätten und den Schwerpunkt als Familiensportverein. Stolz sind sie darauf, dass die Spieler der Hockey-Mannschaft, die vor 15 Jahren als Bambini starteten, jetzt zur ersten Herrenmannschaft herangewachsen sind.

"Wir bieten schon lange ein breites Spektrum an Sportarten. Wichtig ist für uns, dass sich alle Generationen und Abteilungen integrieren können", sagt Vorsitzende Karolina Rysiewski, die Petra Klinzing-Klauke (56) als Stellvertreterin zur Seite hat. Es gebe viele Kinder und junge Leute und viele Ältere der Generation 60plus. "Gegenseitige Wertschätzung ist eine Grundlage", betont Silke Menners.

"Wir wollen Transparenz schaffen, das Gemeinschaftsgefühl stärken und die Kommunikation verbessern", zählt die 34-jährige Vorsitzende gemeinsame Eckpfeiler der Frauenpower auf. Das sei bei so vielen Mitgliedern, die teils am Ort und teils in benachbarten Sporthallen trainierten, nicht einfach. "Jeder muss über den eigenen Tellerrand schauen, nur so können wir stark sein", meint Lissi Kunow.

Lachend erinnern sich die Frauen an den ersten männlichen Mutmacher-Spruch: "Ach Mädels, ihr werdet das schon machen", hieß es unmittelbar nach ihrer Wahl. Das ist eineinhalb Jahre her. Die Damen haben Zuspruch und Komplimente geerntet, Reibereien geschlichtet und Herausforderungen angenommen.

"Wir haben damals nicht wirklich gewusst, was auf uns zukommt", meint Lissi Kunow. "Manchmal wird einem alles zu viel, aber am nächsten Tag ist das wieder anders", gesteht Karolina Rysiewski. Gleichzeitig bekäme man viel zurück.

Ein Einschnitt war es, als die einzige langjährig erfahrene Vorstandsfrau Elisabeth Wicke zurücktrat. "Sie hat dem Verein viele Impulse gegeben, und wir sind froh, dass sie ihre Angebote weiterführt", sagt Vorsitzende Karolina Rysiewski. Als die einzige hauptamtliche Beschäftigte in der Verwaltung ihren Dienst quittierte wurde es sehr eng. "Wir mussten als Feuerwehr einspringen", erinnert sich Silke Meeners. Nach anfänglichem "Knirschen" hätten die Mitglieder des HSV jedoch viel Verständnis aufgebracht und jetzt sei Land in Sicht.

Doch zunächst ist erst einmal Feiern und Freude angesagt: am morgigen Samstag gibt es zum 35-jährigen Vereinsbestehen ein sportliches Programm. Dabei ist ein Highlight das Bogenschießen im Fackelschein.

"Und zur Eröffnung unserer Slackline-Anlage kommt Weltmeisterin Elli Schulte", sagt Sportlehrerin Lissi Kunow erfreut. Ob die sportbegeisterte Riege sich nach zweijähriger Amtszeit nächstes Jahr wieder zur Wahl stellt, das hat noch keine von ihnen entschieden. Ein gemeinsames Fazit gibt es: "Wir Frauen sind zusammengewachsen." Und die liebenswürdige Erkenntnis: "Männer können anders".

(RP)
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