Heerdt Räume der Bunkerkirche für die Kunst

Heerdt · Das Gotteshaus am Handweiser gehört nun der koptischen Kirche. Die katholische Kirchengemeinde kann es mitnutzen. Auch die "Initiative Friedensort Bunkerkirche" bleibt und kümmert sich weiterhin um die Ausstellungen.

 Ulrike Bornewasser und Bruno Kammann in einem Raum der Dauerausstellung. Er dokumentiert den Unterricht zur Kriegszeit im Bunker.

Ulrike Bornewasser und Bruno Kammann in einem Raum der Dauerausstellung. Er dokumentiert den Unterricht zur Kriegszeit im Bunker.

Foto: Anne Orthen

Pfarrer Carl Klinkhammer (1903-1997) verwandelte nach dem Zweiten Weltkrieg den Hochbunker am Handweiser in ein Gotteshaus für die Gemeinde St. Sakrament. Im vergangenen Jahr übernahm die koptische Kirche den Sakralbau, der auch weiterhin von der Katholischen Kirchengemeinde St. Antonius und St. Benediktus mitgenutzt werden kann. Was aber geschieht mit den etablierten sozialen Einrichtungen, wie der "Initiative Friedensort Bunkerkirche"? Seit 2007 ist sie in der Bunkerkirche beheimatet und sorgt als Nachfolgerin des "Kunstorts" von Ulla Sommers für Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und Vorträge.

"Die koptische Kirche hat uns bei einem sehr angenehmen Gespräch eine Garantie bis 2020 gegeben", sagt Ulrike Bornewasser, Sprecherin der Initiative, bei einem Ortstermin. Die Übernahme der Bunkerkirche durch die Kopten sei ein Glücksfall, weil sie so als Gotteshaus erhalten bleibe. "Vier Jahre können wir die unteren Räume des Bunkers für unsere Aktionen und Projekte uneingeschränkt nutzen." Das sei vertraglich geregelt. Sie gehe aber davon aus, dass auch nach Ablauf der Frist mit den Kopten ein Miteinander möglich sein werde. Zumal ein Verein unter dem Namen "Koptische Bunkerkirche Düsseldorf-Heerdt" gegründet worden sei, der helfen soll, ein Begegnungszentrum aufzubauen. Das sei dann ja auch im Sinne des Bunkerpfarrers Klinkhammer. "Alles in Heerdt ist im Fluss", stellt sie fest.

Die Kopten werden die Bunkerkirche nun umgestalten und wollen sie mit dem Neubau eines Gemeindesaales an der Heerdter Landstraße einmal mehr zu einem Treffpunkt für den gesamten Stadtbezirk und darüber hinaus machen. Der Initiative wurde auch schon zugesichert, dass nach dem Tag X die fünf Räume oder Zellen im Keller mit den Dauerausstellungen erhalten bleiben können. "Das wurde uns versprochen", sagt Ulrike Bornewasser. Dort befinde sich zum Beispiel der "Dokumentationsraum", der die Geschichte des Bunkers veranschauliche. "Vom Kriegsobjekt zur ökumenischen Friedens-Bunkerkirche", ergänzt Bruno Kammann, ebenfalls Mitglied der Initiative. Der nächste Raum der Dauerausstellungen ist den "Glaubenszeugen der NS-Zeit" gewidmet. Dort werden die von den Nazis verfolgten und ermordeten Männer, die mit Düsseldorf etwas zu tun hatten - wie Leo Statz, Carl Sonnenschein, Benedikt Schmittmann oder Pfarrer Hötzel - gewürdigt. In einem weiteren Raum sind die liturgischen Gewänder und andere Requisiten aus dem Nachlass von Pfarrer Klinkhammer untergebracht. Und dann sind da noch zwei Zellen, die das Leben der Menschen zu Kriegszeiten zeigen - die eine ist mit Hochbetten ausgestattet, die andere gleicht mit Schulbank und Tafel einem damaligen Klassenzimmer. Allerlei Utensilien, Hefte und Bücher sollten den Kindern, die im Krieg mit ihren Familien im Bunker Zuflucht gesucht hatten, Wissen vermitteln.

Die Initiative Friedensort Bunkerkirche gestaltet ihre Ausstellungen meist analog zur Geschichte des Sakralbaus, der als Kriegsdokument auch Mahnmal für den Frieden sein soll. Künstler setzen sich mit den aktuellen Krisen der Welt ebenso auseinander wie mit der deutschen, vom Nazi-Terror überschatteten Vergangenheit. Derzeit sind es Arbeiten von zwei Künstlern, die im Mittelpunkt stehen und die das Elend der von den Nazis verfolgten Sinti- und Roma-Familien auf eindrucksvolle Weise vermitteln: Otto Pankok (1893-1966), dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 50. Mal jährt, und die Tschechin Mila Dolezelová (1922-1993).

Mila Dolezelovás Werke ergänzen die Schwarz-Weiß-Arbeiten von Otto Pankok durch farbige, teils riesengroße Gemälde. Immer wieder sind es die Augen der Kinder, die das Elend der verfolgten Familien zum Ausdruck bringen und den Betrachter schaudern lassen. Vor allem, wenn sie die Geschichten hinter jedem Kindergesicht erfahren, die Ulrike Bornewasser mit viel Kenntnis bei den Rundgängen durch die Ausstellung erzählen kann - noch bis zum 30. Oktober.

(RP)
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