Heerdt Junger Syrer findet Hilfe im Heerdter Lotsenpunkt

Heerdt · Mimo steht unter Druck. Angespannt sitzt er im Büro des Lotsenpunkts, der seit 2014 in der Bunkerkirche für alle Hilfesuchende offen ist. Mimo ist 24 Jahre alt und aus dem syrischen Aleppo geflohen. Doch seine Frau und seine kleine Tochter sitzen in einem Flüchtlingslager in der Türkei fest. "Er möchte sie zu sich nach Deutschland holen", übersetzt der gebürtige Libanese Ghazi El-Saabi, der bereits seit 37 Jahren in Deutschland lebt. "Mimo ist gut untergebracht, aber es geht nicht weiter."

 Mimo (2.v.l.) und sein Übersetzer Ghazi El-Saabi im Büro der Bunkerkirche. Neben ihnen die Lotsen Heinz Hings (li.) und Elfriede Scholze.

Mimo (2.v.l.) und sein Übersetzer Ghazi El-Saabi im Büro der Bunkerkirche. Neben ihnen die Lotsen Heinz Hings (li.) und Elfriede Scholze.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Hilfe für seinen Schützling erhofft er sich von den Lotsen Elfriede Scholze, Heinz Hings und Hans von Richter. Schließlich hat er mit dem Trio selbst schon gute Erfahrungen in eigener Sache gemacht. Sein Lebenslauf gleicht dann auch eher einem Abenteuerroman. "Trotzdem hat er nie seine gute Laune verloren, ist immer fröhlich", sagt Elfriede Scholze, "und hilfsbereit", setzt sie hinzu. Mimo habe er im Bus kennengelernt. Aufmerksam auf ihn geworden sei er, als dieser kultiviert und respektvoll mit jemandem telefonierte. Ghazi El-Saabi: "Ich habe zu ihm gesagt, wenn du mir meine Taschen nach Hause trägst, dann helfe ich Dir bei Deinem Problem." Mimo sei darauf eingegangen und "nun sitzen wir hier", so Ghazi El-Saabi strahlend. "Wenn Flüchtlinge oder andere Hilfesuchende einmal Vertrauen gefasst haben, dann kommen sie immer wieder", bestätigt Elfriede Scholze. "Ausländer sind mit unserer Bürokratie überfordert, bekommen viele Schreiben, die sie in ihren Unterkünften stapeln, weil sie nicht wissen, was sie damit machen sollen. Sie kennen unsere Buchstaben nicht müssen sie erst lernen und auch, dass bei uns Familien überwiegend nur einen Namen haben und nicht wie bei ihnen jeder anders heißt." Es seien meist gebildete Leute mit Abitur, "die zu uns kommen."

Die drei Lotsen sind Rentner und bringen ihre beruflichen Erfahrungen in die ehrenamtliche Arbeit ein. Elfriede Scholze war Sozialarbeiterin, Hings Bankangestellter und von Richter Finanzbeamter. Sie geben den Hilfesuchenden Antworten auf ihre Fragen: Wo bekomme ich was? Wo muss ich mich anmelden? Wie bekomme ich eine Wohnung und wie kann ich meinen Lebensunterhalt sichern? "Es ist vorgekommen, dass einer jungen afrikanischen Mutter der Strom abgestellt wurde, weil sie keine Ahnung von einer Abtretungserklärung hatte." Der von der Kirchengemeinde und dem SKFM initiierte Lotsenpunkt hatte es schwer, Fuß zu fassen. "Wir sind eine Randlage", so Elfriede Scholze. Aber langsam hat sich herumgesprochen, dass wir helfen können.

(RP)
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