Heerdt Iris Buchfeld im Ort ihrer Seligkeit

Heerdt · Die gebürtige Bilkerin mit Wohnsitz Heerdt hat vor fast 30 Jahren einen der insgesamt 60 Gärten vom Heerdter Ökotop-Verein gemietet. In vielen Jahren hat sie daraus ein verwunschenes Biotop gemacht.

 Iris Buchfeld genießt ihr unterirdisches Gartenhaus im Ökotop, das sie selbst gebaut hat.

Iris Buchfeld genießt ihr unterirdisches Gartenhaus im Ökotop, das sie selbst gebaut hat.

Foto: andreas bretz

Ein Spaziergang durch die üppige Vegetation des Ökotops ist ein Erlebnis. Erst recht, wenn man beim Blick über den Zaun einen fast mystischen, von einem bewachsenen Erdhügel gekrönten Garten entdeckt. Er gehört Iris Buchfeld, die ihn vor 28 Jahren vom Ökotop-Verein gemietet hat. Gern öffnet sie ihre Gartenpforte, die aus einer verblichenen Baumwurzel besteht, und führt über verschlungene Pfade durch ihr Refugium.

Zunächst lüftet sie das Hügel-Geheimnis und löst sogleich sprachloses Staunen aus. Denn nicht etwa eine Rumpelkammer offenbart sich, sondern ein liebevoll gestalteter unterirdischer Raum. "Mein Gartenhaus", sagt Iris Buchfeld schlicht. "Ich habe es nach fachmännischem Rat aus Treibholz selbst gebaut und mit allerlei Fundsachen eingerichtet." Vier Jahre habe sie daran gearbeitet. Der Raum ist so gemütlich, dass er geradezu zum Verweilen einlädt. "Ich habe hier auch schon geschlafen", gesteht die 78-Jährige. In der einsamen Wildnis? "Ja, als ich noch in Bilk wohnte und mir die tägliche Fahrerei zu viel wurde."

Angst habe sie nicht gehabt, weil sie etliche Fallen aufgestellt habe, die im Ernstfall Einbrechern einen Strich durch die Rechnung gemacht hätten. Jetzt müsse sie aber dort nicht mehr nächtigen. "Ich wohne nun in Heerdt und habe nur kurze Wege bis zu ,meiner Seligkeit'", wie sie ihren Garten nennt. Dann fällt der Blick auf ein schrankähnliches Gebilde. "Ein ausrangierter Beichtstuhl aus einem Kloster", erklärt sie. "Ich hatte ihn erworben, weil ich ihn als Kleiderschrank nutzen wollte. Wegen seiner Größe gelang es nicht, ihn in meine Wohnung zu hieven." Auch eine alte Kirchenlampe schmückt den Garten.

Das ist aber längst nicht alles, was verblüfft. Denn die rührige Gärtnerin hat auch noch Bienenstöcke, macht ihren Honig selbst, füllt ihn in Gläser, die sie zuvor in einem alten Wäschekocher an Ort und Stelle sterilisiert. Sie erntet Beeren und Obst von eigens veredelten Bäumen. "Ich habe schon mal fünf Zentner Äpfel geerntet." Auch den Samen der Pflanzen sammelt sie, trocknet ihn und "schmeißt ihn überall herum." So blüht es im Sommer überall. "Ich suche nichts, alles kommt zu mir." Ist sie eine Planzenflüsterin? Die Frage beantwortet sie stumm mit vielsagendem Blick.

Der Lebensweg der leidenschaftlichen Gärtnerin ist nicht minder abenteuerlich. Er begann in einem Haus in Bilk mit großem Garten. "Ich war gern dort, weil ich schon immer Sehnsucht nach Erde hatte." Trotzdem erlernte sie einen Büroberuf, den sie aber bald an den Nagel hing. "Ich mietete einen VW-Bus und zog mit meinem Sohn, den ich selbst unterrichtete, in die Welt." Griechenland und die Türkei wurden vorübergehend Heimat der alleinerziehenden Mutter. "Ich hielt uns mit Jobs über Wasser." 1983 kehrte sie nach Düsseldorf zurück und gründete mit einer Freundin das erste Biogeschäft der Stadt unter dem Namen "Saftladen": "Ich habe vor Publikum Säfte gepresst." Als es wegen des Hausneubaus schließen musste, konzentrierte sie sich auf Vollwertkost. Sie kochte für Schulen und gab an der Volkshochschule Kindern Kochkurse. Ihre Sehnsucht nach Erde aber blieb. So lebte sie auf, als das Ökotop Formen annahm. "Ich bin von Anfang an dabei", sagt sie stolz über das, was aus den anfänglich zwei, drei Beeten geworden ist. "Das Schicksal meint es gut mit mir."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort