Heerdt Heerdter sind gegen zweites Logistikzentrum

Heerdt · Bei der Mobilen Redaktion der RP äußerten viele Anwohner Bedenken. Sie sorgen sich vor allem wegen des Verkehrs.

 Großer Andrang herrschte am Samstag bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post in Heerdt.

Großer Andrang herrschte am Samstag bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post in Heerdt.

Foto: Anne Orthen

Die Reaktion auf das angekündigte zweite Logistikzentrum, das auf der grünen Brache an der Clarissenstraße 44 gebaut werden soll, lässt nur einen Schluss zu: Die Heerdter lehnen es ab. Gut 30 Anwohner, die am Samstag zum Stand der Mobilen Redaktion auf den Nikolaus-Knopp-Platz kamen, äußerten sich teils erbost über die Absicht, ihnen noch einen Hallenkomplex vor ihre Türen zu setzen. Besonders alteingesessene Heerdter, die im betroffenen Gebiet wohnen, sind fassungslos, weil ihr Umfeld stets als Gewerbegebiet bezeichnet wird. "In Wahrheit aber leben hier viele Menschen", stellen Ursula Ingerfeld, Roswitha Petrovic-Brings und Gisela Sandscheper klar. "Gerade haben wir es geschafft, dass die Lkw des Neusser Logistikunternehmes nicht mehr auf der Pestalozzisstraße parken dürfen, da wird uns ein weiteres Auslieferungslager zugemutet. Das ist doch verrückt."

Lärm, Dreck, Gestank seien schon heute unerträglich. Davon kann Thomas Schmied ein Lied singen: "Ich wohne am Nadelöhr Werftstraße 1. Dort ist Lkw-Verkehr zwar verboten, aber Lieferverkehr erlaubt." Etliche Fahrzeuge verirrten sich im Gewirr der Straßen. Betroffen vom Gewerbeverkehr ist vor allem die Rudolfstraße. "Sie ist unbefestigt, trotzdem brettern die Lkw rücksichtslos über den nicht ausgebauten Verkehrsweg", sagt Daniela Pelzer, deren Familie schon seit Urzeiten dort wohnt. Beate Schiefer-Gahler und Rolf Pelzer sind allerdings "absolut dagegen", dass die Straße ausgebaut wird. "Das wirkt geradezu einladend auf den Lieferverkehr und wir sollen dafür auch noch zahlen." Klaus Bornewasser gibt zu bedenken, dass Heerdt nicht auf ein weiteres Auslieferungslager vorbereitet sei. Rigoros argumentiert das Ehepaar Ingrid und Jürgen Zellmann, das bereits einen Anwalt eingeschaltet hat. "Wir lehnen es ab, demnächst auf eine neun Meter hohe Halle blicken zu müssen." Die Rudolfstraße sei eine verlorene Gegend, denn auch das Kleingewerbe werde zurückgedrängt. Jürgen Weyergraf äußert den Verdacht, "dass Investoren eine enorme Macht haben und das städtische Bauamt unter Druck setzen."

Die verkehrsbelastete Heerdter Landstraße und den Verkehrsknoten Handweiser bringt Annette von Canstein ins Gespräch. "Unzumutbar, was sich dort abspielt". Unterstützung kommt von Tamara Koenen, die weiß, dass der Lärm auf der Heerdter Landstraße sogar in die Klassenräume der GGS Heinrich-Heine dringt. Tochter Johanna bestätigt das. "Es gibt auch Kinder in diesem Stadtteil", mahnt die Mutter. Einig waren sich alle, dass es angesichts der Wohnungsnot Sinn macht, das Areal mit Wohnhäusern zu bebauen. "So wie es früher einmal war, als es dort die Wohnsiedlung in der Flöt gab", sagte Lothar Gläser. Denn dort sei die Heimat der Schützenkompanie "Flöter Jonges" gewesen. Die Stadtteilpolitiker, die ebenfalls die Mobile Redaktion besuchten, bekamen zunächst Lob, weil sie den Bauantrag nicht etwa durchgewinkt, sondern erst einmal abgelehnt hätten. Nachdrücklich wurden sie aber aufgefordert, sich für einen Bebauungsplan einzusetzen und ein umfassendes Verkehrskonzept aufzustellen. Bezirksbürgermeister Rolf Tups betonte zum wiederholten Mal, dass zur Lösung des Verkehrsproblems eine zweite Abfahrt von der A 52 zwischen Kaarst und Meerbusch eingerichtet werden müsste.

(RP)
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