Düsseldorf Denkmalgeschützter Wasserturm von Neubau eingekeilt

Heerdt · Der Wasserturm in Düsseldorf-Heerdt ist denkmalgeschützt und sollte beim Bau der neuen Logistikhalle integriert werden. Das Ergebnis: Umgeben von Blechwänden ist er nur von einem privaten Parkplatz aus zu besichtigen. Die Anwohner sind entsetzt.

 Joachim Siefert und Annette Klotz stehen fassungslos vor dem Denkmal, das nur von einem Privatparkplatz aus betrachtet werden kann.

Joachim Siefert und Annette Klotz stehen fassungslos vor dem Denkmal, das nur von einem Privatparkplatz aus betrachtet werden kann.

Foto: H.-J. Bauer

Vom denkmalgeschützten Wasserturm an der Wiesenstraße 57 ist von der Straße aus nur noch das Dach zu sehen, den Rest hat das neue Logistikzentrum geradezu geschluckt. Fassungslos stehen Annette Klotz und Joachim Siefert von den "Keyworker Oberkassel plus" bei einem Ortstermin vor den riesigen Lagerhallen, die fast nahtlos an ein weiteres Logistikunternehmen (Dachser) anschließen.

"Der Wasserturm ist völlig eingekeilt", so der Kommentar der Keyworker, die sich unlängst mit baulichen Veränderungen im linksrheinischen Düsseldorf ("Die Stadt im Wandel") auseinandergesetzt und das Ganze in einer Wanderausstellung mit eindrucksvollen Bildern präsentiert hatten. Umso mehr schmerzt es die Gruppe, dass nun der Wasserturm zwischen modernen Leichtbauhallen ein Schattendasein führen muss. Wer ihn in voller Länge sehen will, muss sich widerrechtlich einen Zugang über einen benachbarten privaten Parkplatz suchen.

"Eine Schande, wie mit einem Denkmal umgegangen wird", schimpft Annette Klotz, die sich fragt, warum niemand daran gedacht habe, die Umgebung dem Denkmal anzupassen. "Der Wasserturm ist eingefasst wie ein Grab", stellt sie fest. Joachim Siefert, von Beruf Architekt, kritisiert die Stadt Düsseldorf und sagt: "Das Gewerbegebiet Heerdt wird von der Stadt zum Nachteil der Anwohner, die unter dem zunehmenden Verkehr leiden, dem Gewinnstreben von Investoren überlassen. Die Investoren wohnen mit Sicherheit nicht in Heerdt", ergänzt er.

Auch der Künstler Burkhard Neumann findet "es absolut scheußlich, was dort geschehen ist. Der Wasserturm muss aktiv mit dem Auge gesucht werden, erst dann findet man ihn - eingekeilt zwischen modernen Leichtbauhallen, die in Windeseile aufgestellt wurden." Die Betreiber und Entwickler der Hallen hätten keine Lust gehabt, den alten Bau kreativ in den neuen zu integrieren, wie es zum Beispiel hervorragend im Hafen bei der Plange-Mühle realisiert worden sei.

 So sah es vor dem Neubau des Logistik-Zentrums aus.

So sah es vor dem Neubau des Logistik-Zentrums aus.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Annette Klotz, die auch zum Vorstand des Heerdter Ökotop-Vereins zählt, ahnt, warum sich niemand so recht um das vernachlässigte Heerdter Gewerbegebiet rund um die Wiesenstraße kümmert: "Es ist ein planerisches Wattenmeer, das von der Flut heimgesucht wird. Unfassbar, wie hier mit Grund und Boden umgegangen wird." Kritisiert wird auch, dass zu viele Flächen versiegelt wurden und nur spärliches Grün aus dem Asphalt ragt. "Ein paar Bäume würden dem Gebiet schon guttun."

Die linksrheinischen Bezirksvertreter hatten zwar geschlossen, wenn auch zögerlich, dem Bauantrag für das Logistikzentrum mit 60 Lagerplätzen und 20 Büros zugestimmt. Wichtig war ihnen aber vor allem, dass der Wasserturm auf dem ehemaligen Gelände der Firma Dyko als markantes Bauwerk erhalten bleibt und in die Logistikhalle integriert wird. "Ob sie wohl mit dem Ergebnis zufrieden sind?", fragen die Keyworker.

Kritik kam im Vorfeld auch vom Heerdter Bürgerverein, der zwei Logistikunternehmen an einem Standort und in unmittelbarer Nachbarschaft für problematisch hält. "Bei Erteilung der Baugenehmigung wurde wohl übersehen, dass sich in unmittelbarer Nachbarschaft, allerdings auf Neusser Gebiet, das Logistikunternehmen der Firma Dachser befindet", hatte Vorsitzender Clemens Sökefeld bemerkt. Jetzt müssten die Heerdter mit täglich 400 Lkw-An- und Abfahrten zusätzlich zurechtkommen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort