Heerdt Das Vermächtnis eines engagierten Heerdters

Heerdt · Die 33 Einfamilienhäuser und zwölf Wohnungen auf dem Gelände des Ökotops werden bereits bezogen, und seit 1. Januar ist die benachbarte Kita "Wackelzahn" in Betrieb. 55 Kinder werden dort nun von der Awo als Betreiber behütet. Hocherfreut darüber wäre der kürzlich gestorbene Klaus Spitzer (1932-2015). Denn mit den Neubauten wird ein weiterer Baustein seines Konzepts, Wohnen, Arbeiten, Natur und Kinder unter einen Hut zu bringen, realisiert. "Er wollte mit der Gründung des Ökotops nicht nur ein Gartenprojekt entwickeln, sondern ein nachhaltiges Gesamtkunstwerk schaffen", sagt Annette Klotz vom Vereinsvorstand. "Das wollen wir in seinem Sinne weiterführen. Was auch nicht schwerfällt, denn Spitzer hat gut vorgesorgt und nach dem Motto "Bürger planen selbst" Heerdter gefunden, die bis zum heutigen Tag seine Ideen ehrenamtlich umsetzen. Zu denen, die von Anfang an dabei waren und es noch sind, gehören zum Beispiel Christiane Pilger und Gerda Eschmann. Sie erinnern sich noch gut an die Zeit, als Klaus Spitzer, der an einem Neusser Gymnasium Kunst lehrte, gemeinsam mit seinen Nachbarn an der Aldekerkstraße 1971 die "Spielplatzgruppe" gründete. "Er verfolgte eine andere Pädagogik, lehnte es ab, Kinder auf sterile Spielplätze zu verweisen", so seine ehemaligen Weggefährtinnen. "Wir haben dann für unsere Kinder eigens einen kleinen Spielplatz angelegt, sozusagen als Vorläufer für den heutigen Freizeitpark." Kinder sollten sich gegenseitig anregen und selbst entscheiden dürfen, sei sein Credo gewesen, ergänzt Annette Klotz. Im Archiv des Ökotop-Vereins findet sich dann auch ein Leitfaden für das Spielbedürfnis der Kinder.

 Christiane Pilger (l.) und Gerda Eschmann (vorn), dahinter Annette Klotz und Mattes Wallenfang (Vorstand Ökotop) an der Steinbank von Klaus Spitzer.

Christiane Pilger (l.) und Gerda Eschmann (vorn), dahinter Annette Klotz und Mattes Wallenfang (Vorstand Ökotop) an der Steinbank von Klaus Spitzer.

Foto: HJBA

Spitzer beließ es aber nicht dabei, sondern überlegte, wie Natur in die Stadt eingebunden werden könnte. Im Sinn hatte er eine Gartenarchitektur und gab die Losung aus: "Wir wagen es, zu träumen." Seine bewährten Mitstreiter, darunter Josef Pilger, der es verstand die Theorie in die Praxis umzuwandeln, setzten den Traum um und gingen auf die Suche nach geeigneten Grundstücken. Annette Klotz: "Wir wollten keine Schrebergärten, sondern einen Freiraum, um Soziales und Natur unter ästhetischen Gesichtspunkten zu vernetzen." Der Zufall half. Denn Nachbar Klaus Brückner entdeckte, dass der Flächennutzungsplan geändert werden sollte, ein Gewerbepark auf der Friedhofserweiterungsfläche an der Krefelder Straße geplant war. Er machte die Truppe mobil, der es schließlich 1984 gelang, das Ökotop Heerdt aus dem Boden zu stampfen - begleitet von einer wohlwollenden Stadtverwaltung. Immer dabei: Klaus Spitzer als treibende Kraft und Ideengeber, der zudem mit Michael Andritzky ein ökologisches Nachschlagewerk verfasste. "Mit seinem Namen ist ein tolles System verbunden, das bisher viele Preise bekommen hat", sagt Annette Klotz. "Er selbst verzichtete lieber auf Ehrungen."

(RP)
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