Hassels Sanierung: Mieter klagen über Container

Hassels · Derzeit müssen in Hassels rund 200 Bürger für bis zu zwei Wochen nach draußen, um auf die Toilette oder zur Dusche zu gelangen. Inzwischen regt sich Widerstand unter den Mietern.

 Viele Mieter informierten sich am Samstag. Gekommen waren unter anderem: Hans-Jochem Witzke vom Mieterverein, Landtagsabgeordnete Walburga Benninghaus und Uwe M. Warnecke vom Deutschen Familienverband.

Viele Mieter informierten sich am Samstag. Gekommen waren unter anderem: Hans-Jochem Witzke vom Mieterverein, Landtagsabgeordnete Walburga Benninghaus und Uwe M. Warnecke vom Deutschen Familienverband.

Foto: Anne Orthen

Melitta Genssler ist 82 Jahre alt. Seit 30 Jahren wohnt sie in ihrer Wohnung an der Potsdamer Straße. Mehr als fünf Eigentümerwechsel hat sie seitdem mitgemacht. Zuletzt wurde das Haus von der IWG GmbH gekauft. Saniert wurde Gensslers Wohnung erst vor kurzem vom vorherigen Eigentümer. "Im November bekam ich einen neuen Boden, im Februar wurde das letzte Fenster ausgetauscht", sagt sie. Die neue Eigentümergesellschaft will nun alles rausreißen, erneut sanieren lassen und die Miete im Anschluss um rund 3,80 pro Quadratmeter erhöhen.

Für viele Anwohner an der Potsdamer Straße ist das nicht bezahlbar. Hinzu kommt: Ihre Badezimmer sind während der Sanierung nicht benutzbar. Sie müssen ihre Notdurft - je nach Fall - bis zu zwei Wochen in behelfsmäßigen Containern auf einem Parkplatz verrichten. Und diese sind rund 80 Meter weit entfernt. Zu weit für ältere Bewohner oder solche mit Behinderungen. Geduscht werden soll ebenfalls in Containern auf besagtem Parkplatz. Einladend wirken diese Provisorien nicht. Es riecht nach Urin, mit der Sauberkeit steht es nicht zum Besten und die Duschcontainer haben keine abschließbaren Nasszellen, nur ein Vorhang trennt die Nutzer vom Gang. Aus Sicht mancher Bewohner eine erniedrigende Lösung.

Am Samstag konnten betroffene Bewohner sich an einem Informationsstand vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum über die aktuellen Entwicklungen erkundigen. Dort wurde deutlich, dass der neue Eigentümer kaum über die Sanierung informiert hat. Seit dem Bescheid, dass ab 4. Mai saniert würde, warten die Anwohner auf Informationen. Der Vorsitzende des Düsseldorfer Mietervereins, Hans-Jochem Witzke, sieht die Gefahr, dass die Sanierung womöglich ein Vorwand sein könnte, um die Mieten zu erhöhen. "Wir müssen darauf achten, dass die Kosten nur in dem Maße steigen, indem auch saniert wurde." Viele Bürger könnten sich jedoch selbst dann die Erhöhung nicht leisten. Er erwarte jetzt konkrete Antworten des Eigentümers auf die Fragen der Mieter. Die Einladung zu einem runden Tisch hat die Eigentümergesellschaft ausgeschlagen. "Sie bevorzugen Einzelgespräche", sagt Witzke. Laut Harald Schwenk, vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum, sollen sich die Mieter zusammentun, damit Bewegung in die Sache komme. "Die Mieter sollten ihre Rechte wahrnehmen. Das Wichtigste ist, dass sie tätig werden und Bescheide des Eigentümers nicht einfach so hinnehmen", sagt er. Viel sei bislang nicht zu erfahren gewesen.

"Bei der Hausverwaltung ist kaum etwas zu erfahren, die Bauarbeiter können kein Deutsch, der Bauleiter ist nicht erreichbar", berichtet eine Anwohnerin. Das drängendste Problem stellen jedoch die Container dar. "Das ist unter der Würde des Menschen und absolut erniedrigend", meint die Landtagsabgeordnete Walburga Benninghaus (SPD). Für Melitta Genssler kommt ein Gang zum Container nicht in Frage. "Ich habe hier viel mitgemacht, bin durch den Schimmelbefall krank geworden, habe anschließend den Lärm der Trocknungsmaschinen ertragen, aber das mache ich nicht mit", sagt sie, während sie mit den Tränen kämpft. Heute steht das Thema auf der Tagesordnung des Wohnungsausschusses.

(maxk)
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