Hassels/Benrath Realschüler gestalten Volkstrauertag

Hassels/Benrath · Die Heimatgemeinschaft Groß-Benrath, der Sozialverband VdK und die Schützenbruderschaft aus Benrath und Hassels gedachten mit Schülern der Opfer der vergangenen Weltkriege.

 Fünf Realschülerinnen aus Benrath trugen eigene Texte in der Kapelle des Hasselser Friedhofs vor.

Fünf Realschülerinnen aus Benrath trugen eigene Texte in der Kapelle des Hasselser Friedhofs vor.

Foto: Anne Orthen

Was bringt 15- bis 16-Jährige dazu, sich um 11.30 Uhr an einem Sonntagmorgen freiwillig in eine Kapelle zu stellen und den Besuchern persönliche Gedanken zu offenbaren? Anlässlich des nationalen Volkstrauertags zur Erinnerung an die Opfer der vergangenen Weltkriege gedachten gestern die Heimatgemeinschaft Groß-Benrath, der Sozialverband VdK und die Benrather und St. Antonius-Schützenbruderschaft den Toten in der Kapelle des Friedhofs in Hassels. Musikalisch unterstützt wurden sie vom Blechbläserensemble des Bayer-Blasorchesters Leverkusen. Außerdem mit dabei waren fünf Schülerinnen der Realschule Wimpfener Straße in Benrath, die einen Beitrag zum Thema des Feiertags vortrugen.

"Wir haben uns schon im Unterricht mit Krieg beschäftigt. Es ist ein ernstes Thema und zurzeit überall präsent. Ich finde es wichtig, darüber zu reden", sagt Stefanie. Ihre Wurzeln liegen in Russland, einige ihrer Mitschülerinnen haben Eltern aus Polen, dem Iran und Ghana. "Als wir mit unseren Eltern darüber gesprochen haben, berichteten auch einige von ihnen über Kriegserfahrung. Und auch an unserer Schule gibt es Kinder, die mit ihren Eltern nach Deutschland vor Krieg geflüchtet sind", ergänzt Jemimah.

Viele Besucher finden es gut, dass gerade Schüler sich mit der Kriegsthematik auseinandersetzen. So auch Thomas Horn, zweiter Vorsitzender der Hasselser Schützen: "Vor allem für die junge Generation ist es wichtig, sich die Vergangenheit ins Gedächtnis zu rufen, um zu verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt", sagt er. Aus diesem Grund gefällt Horn die Ansprache des Vorsitzenden der Heimatgemeinschaft, Bernd Fugelsang, ebenfalls besonders gut. Dieser habe klare Worte gefunden.

Fugelsang ist eben das in seiner Rede sehr wichtig: "Beschönigen bringt nichts", sagt er. In seiner Ansprache geht er vor allem detailliert auf die Anfänge des Zweiten Weltkriegs ein. Er unterstreicht, dass bereits zu einem frühen Zeitpunkt deutlich war, welch menschenverachtendes Gedankengut die Nationalsozialisten verbreitet hätten. Fugelsang redet auch darüber, welch hohen Wert Frieden hat und findet es essenziell wichtig, auch auf aktuelle Entwicklungen hinzuweisen: "Leider sind in unserer Gesellschaft undemokratische Ideale weiterverbreitet als mir lieb ist", sagt er. An die Besucher appelliert er: "Schauen Sie hin! Wir müssen in Einigkeit jeden Tag für die Werte unserer Gesellschaft eintreten. Sagen Sie nein, wenn Sie mit etwas nicht übereinstimmen statt aus Bequemlichkeit den Mund zu halten."

Die fünf Schülerinnen stimmen Fugelsang in dieser Haltung darin uneingeschränkt zu. Sie finden, "sich gegen Gewalt und Hass einzusetzen, beginnt bereits in der Familie, der Schule, der Nachbarschaft und der Politik unserer Stadt." Nach den Ansprachen in der Kapelle gehen die Besucher gesammelt zum Ehrenmal, um dort Kränze niederzulegen und die Nationalhymne zu singen.

Fugelsang findet die Gedenkfeier zum Volkstrauertag gelungen, er meint allerdings: "Eigentlich müsste der Geschichte nicht einmal im Jahr, sondern einmal im Monat gedacht werden."

(nia)
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