Hassels Kiosk-Betreiber möchten weitermachen

Hassels · Gabriele und Hans-Peter Seis betreiben seit 1996 die Trinkhalle an der Ecke Am Schönenkamp/Am Staatsforst. Das Gebäude soll einen Neubau der Familienhilfe weichen. Deren Geschäftsführer signalisiert Gesprächsbereitschaft.

 Im kommenden Sommer stehen Gabriele Seis und ihr Mann Hans-Peter seit 20 Jahren hinter der Verkaufsluke ihrer Trinkhalle an der Ecke Am Schönenkamp/Am Staatsforst.

Im kommenden Sommer stehen Gabriele Seis und ihr Mann Hans-Peter seit 20 Jahren hinter der Verkaufsluke ihrer Trinkhalle an der Ecke Am Schönenkamp/Am Staatsforst.

Foto: Günter von Ameln

Viel gemeinsame Zeit haben Gabriele Seis und ihr Mann Hans-Peter nicht. Die Trinkhalle, die sie an der Ecke Am Schönenkamp/Am Staatsforst betreiben, hat in der Woche 89 Stunden geöffnet: montags bis freitags von 5.15 bis 20 Uhr, samstags von 7 bis 14 Uhr sowie sonntags von 10 bis 20 Uhr - im Zwei-Schicht-System. Urlaub nehmen sie sich höchstens ein paar Tage zwischen Weihnachten und Neujahr.

An diesem Vormittag geht es Schlag auf Schlag: eine Zeitung und drei Brötchen, zwei Brötchen mit Frikadellen; zwei Fernsehzeitungen und immer wieder Zigaretten gehen durch die Verkaufs-Luke. Auch wenn die Kasse ständig klingelt, viel Geld bleibt nicht im Geldbeutel von Ehepaar Seis hängen, Bei einer Schachtel Zigaretten sind es 30 Cent - vor Steuern. "Es reicht gerade, um über die Runden zu kommen", sagt Gabriele Seis. Fünf Jahre - dann hätten sie den Kiosk 25 Jahre lang betrieben - wollten sie noch weitermachen. Dann wären sie beide im Rentenalter gewesen. Doch wegen der Neubaupläne des Vermieters, dem Düsseldorfer Wohnungsbauunternehmen Familienhilfe, wird daraus wohl nichts. Bis Mitte 2016 wäre ihr Mietvertrag gelaufen, mit der Option, dann um besagte fünf Jahre zu verlängern.

Die Familienhilfe, die in Düsseldorf 1600 Mietwohnen hat, ist derzeit dabei, das Areal, auf dem neben der Trinkhalle noch Garagen stehen, zu überplanen: mit zwei Mehrfamilienhäusern und etwa 13 Wohnnungen, einer Tiefgarage sowie vier oberirdischen Garagen. Zwei dieser Garagen wurden den Seis' als Kiosk-Ersatz angeboten, allerdings ohne Regale und Ladenlokaleinbauten. "Ein Wochenende hat man uns Zeit gegeben, uns zu entscheiden", erzählt die 58-Jährige. Die fiel dann gegen diesen Vorschlag aus: "Eine komplett neue Ladeneinrichtung kostet einige tausend Euro," rechnet sie vor. Das meiste aus ihrem Kiosk - vor 20 Jahren zusammengeschustert - hätten sie nicht weiterverwenden können. Das Geld hätten sie aufnehmen müssen, doch für sie war es fraglich, ob sie das bis zu ihrer Rente hätten abbezahlen können.

In der Dezember-Sitzung der Bezirksvertretung 9, bei der die Bauvoranfrage für das Projekt vertagt wurde, hatte die Mitarbeiterin des Bauaufsichtsamtes berichtet, dass die Trinkhallen-Betreiber sowieso aufhören wollten. "Als ich das in der Zeitung las, war ich total von den Socken. Dass wir den Kiosk nicht weiterführen wollen, davon kann keine Rede sein", sagt sie, während eine weitere Schachtel Zigaretten durch die Verkaufsluke wandert. Sie hat inzwischen eine Änderungskündigung akzeptiert. Mit einer Frist von vier Monaten kann jetzt jederzeit gekündigt werden.

Allerdings gibt Gabriele Seis auch zu, dass sie nach ihrer Absage nicht noch einmal das Gespräch mit der Familienhilfe gesucht habe, um eine andere Lösung zu finden. Dieses Gesprächsangebot macht ihr nun Geschäftsführer Edgar Malter über die RP: "Sie können ihr sagen, dass sie sich bei uns melden soll." Allerdings könne er nichts versprechen, so Malter weiter: "Dass Eigentümer ein Ladenlokal komplett ausgestattet vermieten, stammt noch aus den 60er und 70er Jahren." Ladenbau und Ladenlokal-Vermietung seien schließlich nicht das Kerngeschäft des Unternehmens.

Dass man dem eigenen sozialen Anspruch, der aus der katholischen Historie besteht, ernst nimmt, zeigt aus Malters Sicht das Angebot an das Ehepaar Seis, ihnen für die Zeit der Bauarbeiten einen ausgestatteten Verkaufscontainer hinzustellen. Kompromissbereit zeigte sich der Geschäftsführer auch an anderen in der BV bemängelten Teilen der Planung: Kommende Woche führt das Unternehmen mit dem Architekten noch einmal ein Gespräch darüber, was mit der Geschosshöhe von drei Etagen mit Pultdach ist. Die findet die Politik zu hoch. "Im Anschluss werden wir das nochmal mit der Stadt besprechen", sagt Mater. Und auch bei den zu fällenden Bäumen signalisiert man Gesprächsbereitschaft: "Wir haben angeboten, die doppelte Zahl als Ersatz zu pflanzen." Bei der Familienhilfe hofft man, 2017 mit dem Bau beginnen zu können. In Düsseldorf, sagt Mater, fehle es doch an bezahlbarem Wohnraum. Bei den geplanten 13 Wohnungen in dem Neubauprojekt werde das "Handlungskonzept Wohnen" vollumfänglich umgesetzt.

(RP)
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