Hassels Bewegung an der Potsdamer Straße

Hassels · Die ersten Wohnungen wurden nun saniert. Anwohner monieren jedoch die Art und Weise der Durchführung.

 Melitta Genssler vor ihrem neuen Fenster, dass der neue Eigentümer für veraltet erachtete und austauschen ließ.

Melitta Genssler vor ihrem neuen Fenster, dass der neue Eigentümer für veraltet erachtete und austauschen ließ.

Foto: olaf staschik

Im Mai begannen nach dem Besitzerwechsel die Sanierungsarbeiten in der Hochhaussiedlung an der Potsdamer Straße. Damals berichtete die Rheinische Post über Mieterin Melitta Genssler, die inzwischen Profi in Sachen Sanierung ist. So bekam sie innerhalb eines Jahres einen neuen Boden, ein neues Bad und gleich zwei Mal neue Fenster. Zudem wurde ihre Wohnung über mehrere Wochen vom Schimmelbefall befreit. Was so positiv klingt, ist für Genssler und alle anderen betroffenen Anwohner inzwischen zu einem schwer erträglichen Dauerzustand geworden.

Nicht nur, dass sie wochenlang jeden Tag darauf warten mussten, bis die Handwerker auch in ihre Wohnung kamen. Als diese dann da waren, mussten die Bewohner über eine Woche auf behelfsmäßig aufgestellte Sanitär-Container auf einem Parkplatz ausweichen. Dieser Umstand hatte im Frühjahr für viel Unmut gesorgt. Von menschenunwürdigen Verhältnissen war die Rede. Die 82-jährige Melitta Genssler hatte Glück. Wenige Tage, nachdem die Rheinische Post im Mai über ihr Schicksal berichtet hatte, rückten die Handwerker an. "Zuerst tauschten sie die Heizung aus. Es folgten im Abstand mehrerer Tage das Bad und nach über einem Monat die Fenster", berichtet sie.

An sich ein Grund zur Freude, nur die Art und Weise sei nicht hinnehmbar gewesen. "Nicht nur, dass sie sich nicht angemeldet hatten, sie hinterließen die Wohnung in einem schlimmen Zustand", sagt sie. So habe sie nach den ersten Arbeiten im Mai die Wohnung komplett für mehrere hundert Euro vom Schmutz reinigen lassen, den die Handwerker hinterlassen hatten. "Dann kamen die Fenster." Die frisch gesäuberte Wohnung sei wieder komplett verschmutzt worden. "Es wurde kaum abgedeckt und nicht gesäubert", sagt sie. Erst auf Nachdruck habe ein Arbeiter den groben Dreck zusammengefegt. "Als Ort der Entsorgung wählte er den ebenfalls zuvor rundum gereinigten Balkon", erzählt Genssler. Als Grund für den Austausch der neuen Fenster gab ein Anwalt der neuen Eigentümergesellschaft IWG GmbH an, dass diese aus energetischer Sicht nicht zur Fassade passen würden.

Mit der Arbeit der Handwerker ist Genssler ansonsten aber sehr zufrieden gewesen. "Die können ja nichts für die schlechte Planung und waren an für sich auch sehr hilfsbereit." Die Verständigung habe hauptsächlich mit "Händen und Füßen" stattgefunden, da die zumeist polnisch-stämmigen Arbeiter kein Deutsch verstanden hätten. Auch wurde ihr Bad nicht innerhalb einer Woche, sondern innerhalb eines Tages erneuert, nachdem sie zuvor mit einer Vertreterin der Eigentümergesellschaft vor Ort in Kontakt getreten war. Viel Hilfe habe sie von ihren Nachbarn erfahren, die ihr beim Aufräumen geholfen hätten.

Zufrieden ist dennoch niemand im Haus. "Die Arbeiten sind immer noch nicht beendet. Bei mir muss noch rund um die Fenster verputzt werden und auch im Bad ist noch nicht alles fertig", sagt Genssler. Sorge macht sie sich auch über einen erneuten Schimmelbefall, denn in der fertig sanierten Wohnung der Nachbarn sei vor wenigen Tagen wieder Wasser durch die Decke gekommen. "Die können jetzt dort nochmal von vorne anfangen", sagt sie konsterniert. Für den 30. Juni hat sich nun der Bauleiter bei ihr angekündigt, um zu begutachten, was noch zu machen sei. "Ich bin mal gespannt, ob er kommt. Warten bin ich ja schon gewohnt", sagt sie.

(maxk)
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