Hamm 3,5 Quadratmeter Krippe im Esszimmer

Hamm · Seit 35 Jahren entsteht im Esszimmer der Familie Nüchter im Stadtteil Hamm zur Weihnachtszeit eine detailreiche Krippenlandschaft. Im Hintergrund der Weihnachtsszene plätschert sogar ein Wasserfall.

 Ludwig Nüchter mit der Krippe im Esszimmer, die vielmehr eine Landschaft ist.

Ludwig Nüchter mit der Krippe im Esszimmer, die vielmehr eine Landschaft ist.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Drei Tage Arbeit, unzählige Kisten, Kartons und Steckdosenleisten und ganz viel Liebe zum Detail, dann ist das Esszimmer der Familie Nüchter in Hamm um dreieinhalb Quadratmeter ärmer und eine Krippe reicher. Obwohl man das, was Ludwig Nüchter Jahr für Jahr aufbaut, nicht wirklich Krippe nennen kann - es ist vielmehr eine Landschaft, ein kleines Kunstwerk.

Seine Großeltern etablierten die Tradition einst in der Familie, sein Vater führte sie viele Jahre lang weiter und übergab die Aufgabe schließlich an seinen Sohn. Der hat die Krippe, wie er stolz berichtet, dann noch ein wenig "professionalisiert": "Als Handwerker und Techniker wollte ich unbedingt einen Wasserlauf einbauen. Das ist wegen der Überflutungsgefahr allerdings nicht so ganz einfach."

Doch mithilfe einer Pumpenkonstruktion plätschert seit einiger Zeit auch ein Wasserfall im Hintergrund der Weihnachtsszene. Kleinere Zwischenfälle kann es allerdings immer mal wieder geben - erst vor zwei Tagen saugte sich das Moos mit Wasser aus dem Wasserlauf voll und sorgte kurzfristig für eine Überschwemmung. Die Nüchters nehmen das locker: "Deshalb wird hier auch kein neuer Fußboden verlegt", resümiert Ehefrau Eva lachend.

Die hat ihren Mann schon mit der Passion fürs Krippenbauen kennengelernt und hatte gewissermaßen keine Chance, sich dem zu entziehen. "Beim Aufbau lässt mein Mann niemanden an seine Krippe ran, höchstens ein paar Figuren darf ich mal anreichen", berichtet sie. Kein Wunder, denn das Gesamtkonzept, das sich Ludwig Nüchter jedes Jahr für seine Krippe überlegt, muss schließlich eingehalten werden. In diesem Jahr ist zum Beispiel ein römisches Soldatenlager am Rande der Szenerie dazugekommen. Und damit das auch in die Geschichte passt, werden die Heiligen Drei Könige von den römischen Soldaten hier kurzerhand bis zum 6. Januar festgehalten.

Doch die Weihnachtskrippe ist für Familie Nüchter nicht bloß eine Spielerei. "In Zeiten, in denen alle nur noch schnell einen Tannenbaum besorgen, möchte ich diese Tradition bewahren und weitergeben", erklärt Ludwig Nüchter. Auch als seine Kinder größer wurden, hörte er deswegen nicht auf, in jedem Jahr von Neuem die Krippe aufzubauen. Mittlerweile kann sich schon Enkel Maximilian daran erfreuen - mit seinen 19 Monaten ist der allerdings manchmal noch etwas zu euphorisch für den filigranen Aufbau. Doch nicht nur den eigenen Enkel begeistert die Krippe: Viele Nachbarn kommen schon beim Aufbau neugierig vorbei, oft laden die Nüchters aber auch fremde Familien, die sie auf der Straße treffen, ein, hereinzukommen. "Die wissen dann im ersten Moment zwar meist nicht, wie sie reagieren sollen. Aber wenn sie hereinkommen und die Kinder mit leuchtenden Augen unsere Krippe anschauen, sind alle begeistert", berichtet Ludwig Nüchter. Für ihn der schönste Moment.

Und so wird das "Krippenzimmer", wie es bei Verwandten und Freunden schon genannt wird, das Jahr hinüber als Esszimmer nur wenig genutzt, in der Advents- und Weihnachtszeit zum Mittelpunkt der Familie. Ob das traditionelle Adventssingen mit Ludwig Nüchters Gesangsverein, ein ruhiger Abend mit Blick auf die Krippenszene statt auf den Fernseher oder das große Familientreffen am Ersten Weihnachtstag - ohne die Krippe können sich Ludwig und Eva Nüchter Weihnachten kaum vorstellen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort