Grafenberg Dieser Wein hätte Jan Wellem geschmeckt

Grafenberg · Der Förderkreis Jan-Wellem-Brunnen hat zusammen mit einem Weingut an der Mosel dem Kurfürsten einen Riesling gewidmet. Der edle Tropfen eignet sich vortrefflich als Düsseldorf-Geschenk.

 Hans-Joachim Wuttke präsentiert vor dem Brunnen am Fuße des Grafenberger Waldes den neuen Jan-Wellem-Wein.

Hans-Joachim Wuttke präsentiert vor dem Brunnen am Fuße des Grafenberger Waldes den neuen Jan-Wellem-Wein.

Foto: Andreas Endermann

Dieser Tropfen hätte dem Kurfürst wohl gemundet, ist es doch ein Drohner Hofberg. Den trank Jan Wellem nur allzu gerne, wenn er mit seinen Kumpanen im En de Canon in der Altstadt zechte. Doch derartige Gelage forderten ihren Tribut: Jan Wellem wurde magenkrank und sah sich fortan genötigt, seinen Wein mit Wasser zu verdünnen. Oder war er ihm doch einfach nur zu sauer? Jedenfalls durfte man ihm nicht irgendein Wasser servieren, es musste schon jenes wertvolle Nass aus der Quelle am Fuße des Grafenberger Waldes sein. Dem wurde heilende Wirkung zugeschrieben. Und davon war der Kurfürst felsenfest überzeugt, so dass er sogar 2000 Kannen an den spanischen Hof schickte.

Der Förderkreis Jan Wellem Brunnen ist stets bemüht, für sein Anliegen, die historische Brunnenanlage an der Ernst-Poensgen-Allee in Schuss zu halten, zu werben. Bereits 2003 initiierte der damalige Vorsitzende Waltrecht Dilloo eine erste Auflage des Jan-Wellem-Weins, mit dem zum Beispiel beim Denkmaltag in der Öffentlichkeit gepunktet werden konnte. Die Absatzmenge war aber sehr gering, der Vertrieb wurde auch bald wieder eingestellt.

Jetzt gibt es eine Neuauflage, die Hans-Joachim Wuttke verantwortet. Der stellvertretende Vorsitzende ist Mitglied der Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruver und erhielt im vergangenen Jahr eine Einladung zu einer Weingutsführung in Neumagen-Dhron. "Dabei erfuhr ich, dass unser vorheriger Lieferant seinen Weinbaubetrieb aufgegeben und an seinen Schwager übertragen hat." Und auf Jan Wellems Spuren an der Mosel wandelnd nahm die Phantasie einer Neuauflage des kurfürstlichen Weines mit dem Weingut Schneider-Kranz zunehmend reale Form an. "Wir waren hoch über dem Ort im Weinberg Drohner-Hofberger mit Blick über das gesamte Tal. Der Wettergott spielte mit, die Sonne spiegelte sich im Glas, eine herrliche Atmosphäre, lockere Stimmung - da kommt man schon mal auf komische Ideen", sagt Weinkenner Wuttke rückblickend.

Jetzt ist er da, Jan Wellems Drohner Hofberg. Ein Riesling mit charakteristischem Schieferton, Spätlese trocken, obwohl ein Hauch von feiner Süße eher die (zugegebenermaßen umstrittene) Bezeichnung feinherb rechtfertigen würde. Jedenfalls hat Wuttke erst einmal sechs Kisten im Keller deponiert. Der Wein, dessen Etikett erneut der Grafiker Thomas von Wikullil gestaltet hat, kann über den Förderkreis bezogen werden und eignet sich, so Wuttke, natürlich besonders gut als ein typisches Düsseldorf-Geschenk. Kostenpunkt: zehn Euro die Flasche. "Als gemeinnütziger Verein dürfen wir keine Flasche verkaufen. Deshalb läuft nur die Organisation über uns. Wir halten aber einen kleinen Bestand für die eigenen repräsentativen Zwecke zurück", erklärt der Schatzmeister.

Dabei kann der Förderkreis eigentlich stets Geld gebrauchen, denn rund um den Brunnen gibt es immer etwas zu tun. Zuletzt wurden sämtliche Pflanzen für 4000 Euro neu gesetzt, "aber die wuchern viel zu stark", sagt Wuttke. Da trifft es sich gut, dass der Betreiber der benachbarten Seniorenresidenz jetzt fest zugesagt hat, den Gärtner auch in der Brunnenanlage einzusetzen. "Mittelfristig müssen wir aber schauen, dass wir zusammen mit dem Denkmalamt einen Austausch der Pflanzen anstreben", erklärt der 2. Vorsitzende. Bis zum Denkmaltag am 10. September (ab 11 Uhr) wird das wohl nichts. Aber da kann Wuttke ja nun immerhin ein Gläschen Jan-Wellem-Wein kredenzen.

(RP)
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