Grafenberg Alles für 99 Cent

Grafenberg · An der Ludenberger Straße gibt es seit einigen Wochen die etwas andere Kneipe. Dabei ist der Name nicht Programm, wie die Wirtin versichert. Dennoch: Im "Zum kotzenden Einhorn" kann sich der Gast für wenig Geld berauschen.

 Sabrina Barth mag es übersichtlich. Daher kostet im "Kotzenden Einhorn" jedes Getränk exakt 99 Cent.

Sabrina Barth mag es übersichtlich. Daher kostet im "Kotzenden Einhorn" jedes Getränk exakt 99 Cent.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die märchenhafte Fabelwelt muss in Unordnung geraten sein, wenn dem edelsten aller Fabeltiere derart speiübel ist. Das rosafarbene Einhorn übergibt sich, immerhin in Regenbogenfarben, aber - und die Formulierung muss an dieser Stelle erlaubt sein - es kotzt sich die Seele aus dem Leib. Das arme Geschöpf ist das durchaus passende Wappentier einer Gaststätte, die auf den ersten Blick so gar nicht nach Grafenberg passt. Im "Zum kotzenden Einhorn" an der Ludenberger Straße kostet jedes Getränk 99 Cent: Bier, Wein, Schnaps, genau genommen sogar die Longdrinks - ein Beispiel gefällig?: Wodka 99 Cent, Lemon 99 Cent, macht zusammen 1,98 Euro. Das Teuerste, was es in dieser Kneipe zu erwerben gibt.

"Alles halb so schlimm", versichert Wirtin Sabrina Barth, die das Konzept mit den billigen Drinks aus einer Szenekneipe in Hamburg übernommen und in Düsseldorf eingeführt hat. "Klar kann man sich hier für wenig Geld ordentlich amüsieren, das ist ja auch Sinn der Sache. Aber ich passe schon genau auf, und wer zu viel hat, bekommt nichts mehr", sagt sie. Es ist Mittag, nur ein halbes Dutzend Gäste sind da, Rentner, Schichtarbeiter, Privatiers. In der Woche gehört der Laden der Nachbarschaft, dann macht Sabrina Barth auch gegen 22 Uhr dicht. Am Wochenende ist "open end", dann versucht sie, mit über Facebook kommunizierten Mottopartys die Gäste auch von weit her an die Ludenberger Straße zu locken.

"Das funktioniert bisher ganz gut, ich bin zufrieden", zieht die Gastronomin nach vier Wochen ein erstes Fazit. Schlager, Rock, Rockabilly, Düsseldorfer Bands, Oldie Night - jede Woche ein anderes Konzept und ein anderes Publikum. "Das hängt natürlich stark von der jeweiligen Musik ab. Manchmal sind vor allem jüngere Leute da, dann sind urplötzlich alle Generationen von 18 bis 80 Jahre vertreten", erzählt Barth. Mit Facebook-Bewertungen muss man zwar vorsichtig sein, die Kommentare dort sind jedenfalls durch die Bank positiv.

Normalerweise arbeitet Sabrina Barth grundsätzlich selbst, hat nur den Sonntag geschlossen. Heute hat sich die Mutter von vier Kindern ausnahmsweise Hilfe dazugeholt. "Man hat ja auch noch Familie", erklärt die Wirtin, die in Kaarst wohnt. Ihr Mann war es auch, der den skurrilen Namen der Gaststätte "erfunden" hat. Wochenlang hätte das Paar sich Gedanken gemacht, nichts habe der Gastronomin, die zuvor in vielen Kneipen in Düsseldorf und Neuss gearbeitet hat, gepasst. Dann platzte dem Gatten der Kragen: "Was weiß ich, nenn' sie doch Zum kotzenden Einhorn." Das hat Sabrina Barth schließlich auch gemacht.

Bei ihr wird Traugott-Alt und -Pils, die Eigenmarke einer Getränkekette, ausgeschenkt. Natürlich gibt's auch Tequila und Ouzo, Wodka und Samtkragen, Erdbeerlime und Cremelikör - und nicht zu vergessen Einhornkotze, eine selbst gemixte Spezialität des Hauses aus in Korn aufgelösten Eisbonbons mit Blue Curaçao. "Da gehen am Wochenende fünf bis sechs Liter von weg, das ist der Renner", beteuert die Wirtin. Und dann gibt es da noch eine Besonderheit im "Kotzenden Einhorn": Wer fünf Getränke auf einmal bestellt und eine Sechs würfelt, muss gar nichts zahlen. "Das hat bisher schon überraschend häufig funktioniert", sagt Sabrina Barth grummelnd und denkt offenbar darüber nach, zumindest diese Geschäftsidee wieder zu verwerfen.

(RP)
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