Heerdt Gräberfelder werden zu Grünzonen

Heerdt · Die Bestattungskultur ändert sich. Bevorzugt werden preiswerte und pflegeleichte Gräber. Die Düsseldorfer Bestatter kritisieren die hohen Friedhofsgebühren und setzen sich bei der Politik für platzsparende Kolumbarien ein.

 Pflegeleichte Urnengräber werden auf dem Heerdter Friedhof nachgefragt.

Pflegeleichte Urnengräber werden auf dem Heerdter Friedhof nachgefragt.

Foto: Endermann, Andreas

Von mystisch bis erholsam - der Heerdter Friedhof hat unterschiedliche Gesichter. Tagsüber suchen viele Besucher dort ein wenig Ruhe im hektischen Alltag. Das können sie in Zukunft verstärkt, denn die einst für den Friedhof reservierten Flächen werden nicht mehr gebraucht. So sind bereits einige für Wohnungsbau abgegeben worden. Jetzt sollen weitere Bereiche in Baugrund, Grünzonen beziehungsweise Parks umgewandelt werden.

Der Ausschuss für öffentliche Einrichtungen verabschiedete ein "Friedhofsentwicklungskonzept" auch für Heerdt. "Das ist absolut folgerichtig", sagt Andreas Düvel, Chef des gleichnamigen Oberkasseler Bestattungsinstituts und stellvertretender Vorsitzender des Vereins Düsseldorfer Bestatter. "Auf der Seite des Albertussees wird schon seit etwa sechs Jahren kein Grab mehr verkauft." Die Stadt plane in einigen Dekaden, diesen Teil ganz aufzugeben und in eine Grünanlage umzuwandeln. Vorstellbar wäre dort ein Café für Friedhofsbesucher mit einer Anbindung an den See, der jetzt von der Straße nicht einsehbar sei. Die Stadt habe übrigens ein sehr faires Modell für die Mitnahmen von "Guthabenjahre" an Bestandsgräbern (Altgräber in betroffenen Lagen) entwickelt. Nur in direkter Linie (Familiengräber) kann dort noch beigesetzt werden.

Trotzdem ärgert sich Düvel, weil die Stadt relativ spät auf die Entwicklung einer geänderten Bestattungs-Kultur reagiert "und nur an den Symptomen herumdoktert, statt der Ursache auf den Grund zu gehen." Und das sind vor allem die hohen Gebühren, die nach Meinung der Bestatter gedeckelt werden sollten. Düvel: "Die Friedhofsgebühren sind innerhalb eines Jahres zuerst um sieben, dann um 14 Prozent im Durchschnitt gestiegen."

So koste die klassische Erdbestattung mit Tiefgrab inklusive der Nebengebühren heute die "Kleinigkeit" von 4328 Euro an Friedhofsgebühren. "Das wollen und können viele Bürger nicht mehr zahlen und weichen auf der Suche nach einer würdigen Bestattung ihrer Angehörigen auf billigere Rasen- und Urnengräber aus - oder gehen in andere Gemeinden. Beispielsweise nach Solingen oder Monheim. Dort ist die billigste anonyme Urnenbeisetzung für 300 Euro zu haben, in Düsseldorf dagegen für 1212,33 Euro.

Die Folge: Rasengräber für Urnen und Sargbestattung sowie Gemeinschaftsgräber inklusive Pflege für 20 Jahre sind gefragt. "Die Friedhofsverwaltung der Düsseldorfer Friedhöfe hat kein Zahlenmaterial vorliegen, wie viele der in Düsseldorf gestorbenen Bürger sich schon auswärts bestatten lassen."

Die hohen Preise treffen auch die sogenannten Bestandskunden. Das führt dazu, dass die Quote der Grabinhaber, die das Grab verlängern wollen, immer kleiner wird und so immer mehr Gräber zurückgegeben werden. "Wenn die Stadt Düsseldorf die Gebühren weiter so erhöht, können sich nur noch besser Situierte Familiengräber leisten", ist Düvel überzeugt. Neben vielen anderen Möglichkeiten nehmen platzsparende Kolumbarien (Urnenstellwände) eine Sonderrolle ein. Sie gibt es in Düsseldorf nur auf dem Urdenbacher Friedhof für die dortigen Gemeindemitglieder. Ebenso bietet auch die altkatholische Kirche ein Kolumbarium an. "Auf städtischen Friedhöfen gibt es dagegen keine. Düvel: "Die Kunden müssen in die St. Elisabeth Grabeskirche in Mönchengladbach oder nach Monheim ausweichen. Der eine oder andere Löricker besitzt auch schon in Meerbusch-Büderich ein Familiengrab."

Das wollen die Düsseldorfer Bestatter ändern. "Wir haben Bürgermeister Friedrich Conzen und die CDU-Ratsmitglieder gebeten, die Planung von individuellen Gemeinschaftsgräbern und eben auch Kolumbarien voranzutreiben. "Leider sind noch keine Fortschritte erkennbar." Ein wenig erfreuliches Kapitel ist zudem der Zustand der Friedhofskapelle. "Eine Leidensgeschichte seit vielen Jahren", wie Düvel weiß. "Die Bleiverglasung ist marode, so dass immer wieder Regenwasser eindringt. Vor Beerdigungen muss es entfernt werden, damit die Trauernden nicht im Wasser stehen müssen." Und dabei koste eine 40-minütige Kapellennutzung immerhin stolze 207 Euro.

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