Golzheim Mit Rollstuhl und Rollator durch die Stadt

Golzheim · Die Zentren Plus in Golzheim, Derendorf und der Altstadt testen mit Senioren die Infrastruktur.

 Mobil im Quartier? In Golzheim diskutierte Ingrid Frommelius (vorn rechts) mit anderen Senioren über ihre Rollstuhl-Erfahrungen in der Bahn.

Mobil im Quartier? In Golzheim diskutierte Ingrid Frommelius (vorn rechts) mit anderen Senioren über ihre Rollstuhl-Erfahrungen in der Bahn.

Foto: a. Endermann

Ingrid Frommelius sitzt in einem Elektro-Rollstuhl. Sie wohnt in Gerresheim und möchte regelmäßig von dort aus ins Zentrum Plus der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in die Altstadt fahren. Doch die Stationen, so erzählt die Dame, sind nicht rollstuhlgerecht. Sie könne zwar an der LVR-Klinik in Gerresheim einsteigen, aber wie kommt sie wieder raus aus der Straßenbahn? "In der Altstadt geht das nicht", sagt Ingrid Frommelius. Im Stuhlkreis des Zentrum Plus in Golzheim an der Klever Straße redet sie mit anderen Senioren über die Situation im Straßenverkehr. Wo haben es Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator einfach oder schwer?

Genau das wollen die drei Zentren Plus in Golzheim, Derendorf-Nord und der Altstadt herausfinden. Zusammen mit der Polizei und den Senioren testen sie an den kommenden drei Montagen die Umgebung im Stadtbezirk 1 auf Barrierefreiheit im Straßenverkehr und anderen Alltagsorten. Dazu nehmen die Senioren dann auch Geschäfte und Supermärkte in den Blick. Als Erstes überprüfen sie die Nordstraße, es folgen der Spichernplatz und die Altstadt. Zwei Herren halten die Expeditionen fotografisch fest. Am Ende sollen die Ergebnisse in einer Dokumentation zusammengestellt und in der Stadtbezirkskonferenz vorgestellt werden.

Inge Gößling leitet das Zentrum Plus der Diakonie in Golzheim-Derendorf. Sie betont, dass der Test ergebnisoffen verläuft. "Es geht nicht darum aufzuzeigen, wie schlecht die Situation ist. Vielleicht finden wir ja auch Dinge heraus, die gut laufen", erzählt Gößling. Also etwa automatisch öffnende Türen oder abgesenkte Bordsteine. "Es geht uns darum, den Senioren möglichst umfassend bei der Selbstständigkeit zu helfen", sagt sie. Ziel sei es, dass ältere Menschen möglichst lange in den eigenen vier Wänden bleiben. Damit das gelingt, ist es auch erforderlich, dass sie mit der Infrastruktur vor der eigenen Tür umgehen können. Wichtiger als Umbauarbeiten seien Tricks, das Bestehende klug zu nutzen.

Irmgard Rautenberg ist 78 Jahre alt und zählt wie Ingrid Frommelius zu den Damen, die den Stadtbezirk 1 unter die Lupe nehmen. Sie ist mit dem Rollator unterwegs und beklagt, dass Jüngere ihr selten einen Platz in der Straßenbahn anböten, mit der sie oft unterwegs ist. Mit ein paar Kniffen gelingt es ihr einigermaßen, sich fortzubewegen. Um den Rollator aus der Bahn zu bekommen, geht sie etwa rückwärts heraus. Irmgard Rautenberg sucht sich bewusst die Haltestellen aus, an denen sie ein- und aussteigt. "Da fahre ich auch manchmal Umwege, dann ist es einfacher", erzählt sie. Ihr und den anderen Senioren gibt der für Verkehrsunfallprävention zuständige Polizeihauptkommissar Joachim Tabath weitere Tipps zum Umgang mit Rollatoren. Wie man einfach um die Kurve fährt, zum Beispiel.

(RP)
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