Gerresheim Zwischen Glauben und Verklärung

Gerresheim · Ausstellung im Kulturbahnhof Gerresheim zeigt alte Kirchenschätze.

 Beate Johlen-Butnik und Peter Stegt präsentieren Exponate der Ausstellung im Kulturbahnhof.

Beate Johlen-Butnik und Peter Stegt präsentieren Exponate der Ausstellung im Kulturbahnhof.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die morgen (14 Uhr) beginnende Ausstellung "Kirchturm und Schlot. Zwischen Seelenheil und Kapitalertrag" im Kulturbahnhof präsentiert Kirchenschätze der Kirche St. Margareta aus dem 19. Jahrhundert. Thematisiert werden nicht nur die Kunstwerke selbst, sondern auch ihre Entstehungsgeschichte und die daran beteiligten Personen aus Kirche und Kunstgewerbe sowie Stifter aus Industrie und Arbeiterschaft. Dabei werden zum Beispiel die unterschiedlichen Motive der Stifter benannt: zum Beispiel der Unternehmer Heinrich Frieding, der durch Engagement und Spenden sein Seelenheil sichern wollte. Aus ähnlichen Motiven stiftete selbst die organisierte Arbeiterschaft trotz geringer Einkommen der Gemeinde Kunstwerke. Der Fabrikant Ignatz Dreher hatte dagegen andere Absichten: Durch seine Drahtstiftefabrik, die sich in unmittelbarer Nähe zur Kirche befand, kam es zu vielen Konflikten mit der Gemeinde, die er durch seine Gaben entschärfen wollte.

Doch die Kunstwerke sind auch Zeugnisse für gesellschaftliche Prozesse der damaligen Zeit. Motive und Stil der Werke erinnern stark an Bildnisse aus früheren Jahrhunderten. "Wir erleben hier eine Verklärung des Mittelalters", sagt die Kuratorin Beate Johlen-Budnik. Gemeint ist eine Mentalität, die dem Motto "Früher war alles besser" folgt, die auch heutzutage häufig präsent ist.

Zum einen bezog sich die Verklärung in diesem Kontext auf die Kunst selbst, die durch industrielle Herstellungsprozesse nach weitläufiger Meinung an Wert eingebüßt hatte. Ironischerweise wurden viele der gestifteten Güter trotzdem industriell gefertigt. Andererseits bezog sich die These auch auf die Arbeiter, die in ihrer Armut das Mittelalter als eine Zeit romantisierten, in der ein Handwerker nicht bloß ein kleines Rad im Getriebe einer Fabrik war. Bis 6. November können Interessierte die Ausstellung jeweils mittwochs, freitags (16-20 Uhr) sowie am Wochenende (14-18 Uhr) an der Heyestraße 194 besuchen.

(RP)
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