Gerresheim Wenn die Spitze der Amazonen ausfällt

Gerresheim · Gaby Kötter hatte beim Gerresheimer Schützenfest den Posten ganz vorne im Reitercorps spontan übernommen. Ihre Erfahrung war gefragt, als ein Rettungseinsatz den Zug aufhielt.

 Rittmeisterin Gaby Kötter führte das Reitercorps beim Schützenumzug durch Gerresheim.

Rittmeisterin Gaby Kötter führte das Reitercorps beim Schützenumzug durch Gerresheim.

Foto: anne orthen

Als sich Gaby Kötter mit ihren 15 Reitern und den zwei zugehörigen Kutschen gerade ganz hinten am Festzug aufstellen wollte, mussten die Gerresheimer Schützen durch eine schwierige Lage. Ein Pferd aus einer vorderen Kompanie hatte eine Begleiterin am Kopf getroffen. Um der Verletzten schnell erste Hilfe gewährleisten zu können, musste das Corps für den Krankenwagen auf der engen Straße Platz machen und für viele Minuten ausharren.

Kötter behielt den Blick für die unübersichtliche Situation und dirigierte ihre junge Reitergesellschaft an den Rand. Für die Pferde sei der ganze Trubel in dieser Situation kein Problem: "Das sind unsere Pferde ja alles gewohnt. Da müssen wir uns keine Gedanken machen", so Kötter. Auch die vielen jungen Reiter des Corps behielten die Ruhe - und zogen schließlich mit Verspätung durch die Gerresheimer Straßen bis zum Festplatz. Später stellte sich zur Erleichterung der Schützen heraus, dass die Frau offenbar nur eine Platzwunde erlitten hatte.

Für Kötter war es der schwierigste Moment des Tages, aber nicht der erste, an dem ihre Erfahrung gefragt war. Kurz bevor sich das Reitercorps der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Gerresheim zum großen Festzug aufstellte, herrschte leichte Unordnung bei den Reitern. "Hey Leute, jeder stellt sich jetzt so auf, wie wir es eben besprochen haben", schallte ihre Stimme durch die Straßen. Augenblicklich brachten sich alle Reiter geordnet in Position. Kötter hatte den Posten ganz vorne im Reitercorps spontan übernommen, weil Rittmeisterin Christiane Kamp erkrankt war - ein Heimspiel für die erfahrene Reiterin.

Eigentlich sollte es der große Tag für Christiane Kamp werden. Seit 1983 ist die 55-Jährige Mitglied im Reitercorps, seit 1997 ist sie Rittmeisterin. Schon lange fieberte sie ihrem 20. Jahr in dieser Funktion auf dem Festzug am Schützensonntag entgegen. "Meine Frau liegt leider erkrankt zu Hause. Es ist nichts Ernstes, aber sie konnte heute auf keinen Fall mitreiten. Das ist natürlich sehr ärgerlich", erzählte ihr Mann Benno Hönekop-Kamp, der ebenfalls Mitglied im Verein ist, allerdings bei der Gesellschaft Kaiser Friedrich mitlief.

Ganz Mitglieder der Familie Kamp musste das Reitercorps aber trotzdem nicht auskommen. Beide Töchter von Christiane Kamp liefen mir ihren Pferden beim Umzug mit: "Wir sind eben eine reine Schützenfamilie", sagt der stolze Vater und schmunzelt. "Das gibt immer ein sehr schönes Bild, wenn wir hier durch die Straßen ziehen und wir vom Corps ganz hinten laufen."

Mittlerweile sind die Reiter eine der größten Kompanien des Vereins. Das hängt auch mit dem Einsatz von Gaby Kötter und Christiane Kamp zusammen, die sich vor einigen Jahren verstärkt um die Nachwuchswerbung gekümmert hatten. Viele junge Reiterinnen und Reiter haben sich damals dem Corps angeschlossen. "Das war im ländlichen Gerresheim, wo Pferde sowieso immer eine Rolle spielen, ganz einfach", sagt Benno Hönekop-Kamp.

Wie präsent die Reiter für den Schützenverein sind, zeigte sich auch beim Königsschießen, das bereits am Wochenende zuvor stattgefunden hat. Mit Horst Coenen schoss nämlich in diesem Jahr ein Mitglied des Reitercorps den Vogel ab und sicherte sich den Titel des Schützenkönigs.

(RP)
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