Gerresheim Unfallkasse verlässt Gerresheim 2019

Gerresheim · Einer der letzten große Arbeitgeber im Stadtteil zieht mit annähernd 300 Mitarbeitern nach Oberbilk. Die Unfallkasse NRW zentriert in einem Neubau an der Moskauer Straße seine Standorte in Mörsenbroich und Gerresheim.

 An der Heyestraße 99 in Gerresheim arbeiten rund 300 Mitarbeiter der Unfallkasse NRW.

An der Heyestraße 99 in Gerresheim arbeiten rund 300 Mitarbeiter der Unfallkasse NRW.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Unfallkasse NRW dürfte an ihrem Standort an der Heyestraße 99 mit seinen annähernd 300 Mitarbeitern einer der letzten großen Arbeitgeber in Gerresheim sein. Allein die Sana-Klinik hat mehr als doppelt so viele. Doch die Zeichen des Versicherers stehen auf Abschied. Wie Thomas Picht, Sprecher der Unfallkasse NRW, bestätigt, will die Zentrale ihre beiden Standorte in Gerresheim und Mörsenbroich zusammenziehen. Dafür werde an der Moskauer Straße ein Neubau errichtet, die Baustelle sei schon eingerichtet. Allerdings würde es bis zum Umzug noch ein Weilchen dauern: "Das wird nicht vor 2019 passieren." Am neuen zentralen Standort würden dann insgesamt mehr als 400 Angestellte arbeiten.

Besonders ärgerlich findet es die CDU im Stadtbezirk 7, dass die Stadt die Unfallkasse NRW habe ziehen lassen, um angeblich Platz für weiteren Wohnungsbau zu erhalten. Es sei ursprünglich sogar von Plänen der Unfallkasse die Rede gewesen, die Hauptverwaltung von der Sankt-Franziskus-Straße an die Heyestraße zu verlegen, die Zahl der Mitarbeiter in Gerresheim wäre somit nicht unerheblich gestiegen. "Diese Beschäftigten werden den Gerresheimer Geschäften, Praxen und Gaststätten als Käufer, Kunden, Gäste und Patienten künftig spürbar fehlen", sagt CDU-Fraktionschef Rainer Klöpper. Möglichkeiten zum sicherlich notwendigen Ausbau der Firmenzentrale hätte es auf dem großen Grundstück, das nahezu bis an die Quadenhofstraße reiche, mit Sicherheit ausreichend gegeben.

Ob tatsächlich der Wunsch, weitere Flächen für Wohnraum in Gerresheim bereitszustellen, ursächlich dafür ist, dass die Stadt, wie es die Christdemokraten gehört haben wollen, nichts unternommen habe, um die Unfallkasse in Gerresheim zu halten, will ein Sprecher nicht bestätigen: "Meines Wissens ist das eine Anfrage der CDU, die in der Sitzung der Bezirksvertretung 7 im September nach der Sommerpause seitens der Verwaltung beantwortet werden soll. Wie üblich können wir deshalb im Vorfeld dazu nichts kommunizieren. Ansonsten würden ja der Fragesteller und die BV übergangen."

Mit dem feststehenden Wegzug werde Gerresheim jedenfalls kein guter Dienst erwiesen, kritisiert Klöpper: "Die Stadt konterkariert die Bemühungen der CDU und anderer Parteien in der BV7, die wirtschaftliche Entwicklung des südlichen Teils und damit auch die Belebung Gerresheims zu fördern." Der Wegzug bedeute einen herben Rückschlag. Außerdem: "In einer so bedeutenden Frage hätte die Stadt die Bezirksvertretung frühzeitig informieren müssen".

Wenig erfreut sind natürlich auch die Geschäftsleute an der Heyestraße. Vincenzo Lo Presti, Inhaber des "Malibu" gegenüber der Unfallkasse, erklärt stellvertretend: "Wir befürchten starke Umsatzrückgänge - wer soll diese denn auffangen? Das kann niemand einfach so wegstecken."

Gerade der südliche Zipfel Gerresheims wird vielfach von italienischen Geschäften dominiert, bis zu 800 Italiener leben vor allem an der Unteren Heyestraße. Das hat seinen Ursprung noch in der Zeit, als die Gerresheimer Glashütte boomte. In den Glanzzeiten wurden in Gerresheim über 8000 Arbeitnehmer beschäftigt, 2005 war alles vorbei. Und jetzt verliert der Stadtteil bald einen weiteren potenten Arbeitgeber.

(RP)
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