Gerresheim Sanierungsarbeiten liegen im Zeitplan

Gerresheim · Die alten Gebäude sind bis auf die Denkmäler lange weg, dennoch gleicht das künftige Glasmacherviertel auch nach rund 18 Monaten einer Mondlandschaft. Die Sanierung gestaltet sich schwierig, doch die Planer verbreiten Zuversicht.

 Auf diesem Gelände sollen ab 2019 bis zu 1400 Wohneinheiten entstehen. Der alte Wasserturm ist denkmalgeschützt und bleibt stehen, das Gebäude drumherum soll noch weitgehend abgerissen werden.

Auf diesem Gelände sollen ab 2019 bis zu 1400 Wohneinheiten entstehen. Der alte Wasserturm ist denkmalgeschützt und bleibt stehen, das Gebäude drumherum soll noch weitgehend abgerissen werden.

Foto: David Young

Seit gut anderthalb Jahren ist der Projektentwickler Patrizia mit der Sanierung des ehemaligen Glashüttengeländes beschäftigt. Mitte 2019 sollen hier die ersten Bewohner einziehen können, insgesamt sind 1400 Wohneinheiten geplant. Für einen Laien sieht das 200.000 Quadratmeter große Areal wie nach einem Erdbeben aus, den Profi kann der Anblick aber nicht erschüttern. "Wir liegen im Zeitplan und werden im östlichen Heyequartier, wo im Frühjahr 2018 die ersten Baugenehmigungen erteilt werden sollen, Ende des Jahres fertig sein", erklärt Andreas Hanke.

 Der Technische Projektleiter Andreas Hanke kommt aus München mindestens für einen Tag in der Woche nach Gerresheim.

Der Technische Projektleiter Andreas Hanke kommt aus München mindestens für einen Tag in der Woche nach Gerresheim.

Foto: David Young

Der Technische Projektleiter der Patrizia hat auf dem Gelände schon so einige Überraschungen erlebt. Er spricht von verschiedenen Bebauungshorizonten, von immer neuen Kellergewölben, die mit Bauschutt, Schlacke, Kohle oder Ziegel verfüllt wurden, von rund 1,50 Meter dicken Stahlbetonwannen. Kaum meint man, jetzt muss doch - sprichwörtlich - das Ende der Fahnenstange erreicht sein, kommt eine weitere Bodenplatte zum Vorschein. "Vieles war uns im Rahmen der Voruntersuchung bekannt, dieses Ausmaß an Mächtigkeit unter der Erde sicher nicht. Damit muss man aber bei alten Industrieunternehmen, die im Verlauf der Jahrzehnte zusätzliche Fläche benötigten und dann ihr Gelände einebneten, immer rechnen", bleibt Hanke ganz ruhig.

Zwischen fünf und zehn Großgeräte und bis zu 20 Arbeiter einer Spezialfirma sind im künftigen Glasmacherviertel jeden Tag im Einsatz. Erschütterungen, die Nachbarn bisweilen wahrnehmen, bleiben nicht aus, wenn die Fundamente mit Brechanlagen und Meißeln zerkleinert werden müssen. Vieles davon kann recycelt und vor Ort oder anderswo im Straßenbau wiederverwendet werden, schadstoffhaltiges Material kommt zum Beispiel auf die Deponie in Hubbelrath.

Zu den gefundenen Schadstoffen zählen Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK, die bei der Glasproduktion angefallen sind, aber auch Chlorkohlenwasserstoffe (CKW) und Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW). Letztere traten vor allem im Bereich alter Tankanlagen ganz im Norden des Geländes, aber auch direkt in der Nähe des Pförtnerhäuschens auf. Doch auch das kann Hanke nicht schocken: "Die Konzentrationen lagen im erwarteten Rahmen." Mit 20 Meter tiefen Bohrungen wurde das belastete Erdreich untersucht und dann ausgebaggert. "Wir befinden uns jetzt im Status der Erfolgskontrolle und untersuchen das Grundwasser auf Rückstände", berichtet Hanke. Auch eine Kampfmitteluntersuchung wurde vorgenommen. "Es wurde nichts gefunden", sagt der Technische Projektleiter.

Mit ungefähr 900.000 Tonnen Aushub rechnet Hanke insgesamt, bei etwa 250.000 Tonnen liege man aktuell. Die Bodensanierung wird nur so weit durchgeführt, wie die künftige Nutzung es erfordert. Was dabei bisher zum Vorschein kam, bestätigt die Planer in ihrem Vorgehen, nichts dem Zufall zu überlassen. Vieles wurde im Verlauf der Jahrzehnte notdürftig verbuddelt, um nur schnell den Mantel des Schweigens darüber zu decken. Hanke: "Darauf das Fundament für ein neues Gebäude zu bauen, wäre schon sehr gewagt."

(RP)
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