Gerresheim Keine Livemusik mehr in Gerresheim

Gerresheim · Konzert der Lazy Beat Bones in der T-Bar wird wegen der Beschwerde eines Nachbarn abgesagt. Der Vorfall zieht Kreise.

Wer in Gerresheim sicher gehen will, dass seine Party ein Erfolg wird, engagiert die Lazy Beat Bones. So spielt die lokale Kultband schon seit sieben Jahren an Altweiber auch in der T-Bar am Kölner Tor. Bis jetzt. "Der Auftritt fällt aus. Ein einzelner Nachbar hat es tatsächlich geschafft, dass ab sofort keine Livekonzerte mehr in dieser Gerresheimer Kultkneipe stattfinden dürfen", sagt Drummer Jürgen Zelustek verärgert.

Wirt Rainer Denke bestätigt: "Ich wurde vom Ordnungsamt einbestellt, mir wurde klargemacht, dass ich aufgrund der Beschwerde eines Nachbarn das Livekonzert nicht durchführen darf. Auch mein Hinweis, es sei doch Karneval und die Lazy Beat Bones seien eine bekannte Größe in der Stadt, konnte daran nichts ändern." Denke hat daraufhin sämtliche Livekonzerte abgesagt und will auf absehbare Zeit auch darauf verzichten, Bands in seinem Laden spielen zu lassen. Vor fast zehn Jahren hat er die T-Bar übernommen und seitdem immer wieder mal Livekonzerte organisiert, "nur samstags, höchstens bis 23, eher bis 22.30 Uhr", sagt der Gastronom. Denn so lange sich keine Anwohner beschwert hätten, hätte auch das Ordnungsamt die Konzerte toleriert. "Zwei Jahre ging bis Dezember zuletzt alles gut, dann kam das Ordnungsamt bei einem Konzert vorbei, da war aber alles schon vorbei. Dennoch kam dann die Einbestellung des Ordnungsamtes", so Denke.

Auch Melanie Pampus von der Gaststätte Neusser Thor hat entsprechende Erfahrungen gemacht. Vor anderthalb Jahren hatte sie den Plan, monatlich Livemusik anzubieten, "davon bin ich dann aber ganz schnell wieder abgekommen", sagt die Wirtin - Neu-Gerresheimer seien in die Nachbarschaft gezogen und hätten sich über die Musik beschwert. Da ihre Konzession besagt, dass nur "Musik vom Band in Zimmerlautstärke" gespielt werden dürfe, beschränkt sie sich nun auf genau einen Termin im Jahr - und der ist morgen (siehe Info-Kasten).

Als Gitte Schilly von der Absage in der T-Bar hörte, ist ihr der Kragen geplatzt. Ihr Post auf Facebook wurde bis gestern annähernd 250 Mal geliket und 160 Mal kommentiert. Nachdem der Fuchsjagd die Terrassenkonzession entzogen worden sei und sogar der Weinherbst auf dem Gerricusplatz um 21 Uhr schließen müsse, "hat die Macht einzelner offensichtlich Einflussreicher mit dem Auftrittsverbot der Lazy Beat Bones den absurden Gipfel einer gesellschaftlich fragwürdigen Entwicklung erreicht", so Schily. Ermutigt von der breiten Zustimmung sagt sie: "Ich möchte nicht länger dabei zuschauen, wie unser schöner Stadtteil zum Seniorenstift mutiert. Wir fühlen uns von den Kulturbeauftragten und den Lokalpolitikern im Stich gelassen." Als sie vor zwölf Jahren nach Gerresheim gezogen sei, sei sie sofort verliebt gewesen in den Stadtteil. "Leider muss ich nun miterleben, wie diesem lebendigen Stadtteil sukzessive der kulturelle Stöpsel gezogen wird."

(arc)
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